Der nächste Tag war bis zum Nachmittag ziemlich schnell vorbei gegangen. Jonathan war in sein Studio verschwunden, nachdem sie nach einem gemeinsamen Frühstück den Vertrag gelesen hatten. Eigentlich stand nicht sonderlich viel darin und sie würde noch einmal ihren Vater fragen müssen, was man alles beachten musste. Danach hatte sie noch drei weitere Bewerbungen geschrieben und sie abgeschickt.
Gleich würde sie sich auf den Weg zu Esra machen und sie musste zugeben, dass sie ein wenig nervös war. Beinahe fühlte es sich so an, als hätte sie eine Freundin. Es klang traurig, doch in den letzten Jahren hatte sie mit kaum jemand anderem Kontakt als Ville, Johnny, Oskar und ihrem Bruder. Vielleicht fehlte ihr eine Freundin, mit der sie über Mädchenkram reden konnte. Obwohl Johnny darin auch ziemlich gut war, machte es doch irgendwie einen Unterschied.
„Bist du nervös?", riss Jonathans Stimme sie aus ihren Gedanken und schnell riss sie den Blick zu ihm herum. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass er zu ihr ins Wohnzimmer gekommen war, wo sie gerade ihre Handtasche packte.
„Ein wenig", gestand sie, dann beschloss sie, dass sie alles hatte und ging zu ihm.
„Viel Spaß. Soll ich dich bringen?", fragte er, doch schnell schüttelte sie den Kopf.
„Nicht nötig, ich fahre selbst", antwortete sie und war wieder einmal überrascht, wie selbstlos er war.
„Okay, pass auf dich auf", sagte er und küsste sie schnell auf die Wange.
„Mach ich", erwiderte sie, dann machte sie sich auf den Weg. Sie marschierte die Treppe nach unten und als sie zu ihrem Auto ging, warf sie wie automatisiert noch einen Blick zum Fenster seiner Wohnung. Sie sah ihn dort stehen und winken und sie winkte ihm zurück. Jonathan war so anders als Ville, doch sie war unendlich froh, dass sie ihn hatte.
Knapp zwanzig Minuten später parkte sie ihren Wagen vor dem Haus, in dem Esra wohnte. Sie wartete schon vor der Tür und stieg kurzerhand zu ihr ins Auto.
„Hey!", begrüßte Esra sie freudestrahlend. Sheila erwiderte den Gruß, dann fuhr sie wieder aus der Einfahrt auf die Straße.
„Wohin?", fragte sie und Esra zog ihr Handy aus ihrer schwarzen Tasche und hielt es ihr hin. Sheila warf einen kurzen Blick darauf und grinste. Esra hatte schon das Navi eingestellt, das ihr den Weg sagte. Eine Weile fuhren sie schweigend, doch dann wandte Esra sich ihr zu.
„Wie geht's dir?", fragte sie und es schien mehr als eine Floskel zu sein. Noch immer verstand sie nicht, warum Esra auf einmal mit ihr befreundet sein wollte, doch ihr gefiel die Vorstellung.
„Gut. Jonathan und ich haben heute im Haus gearbeitet. Wir wollen es meinem Vater abkaufen, weißt du das schon?", antwortete sie und Esras Augen weiteten sich.
„Dein Vater hat erzählt, dass er die Idee hatte. Habt ihr den Vertrag schon unterschrieben?", wollte sie wissen, was Sheila den Kopf schütteln ließ.
„Noch nicht, aber wir haben gestern eine Kopie vom Vertrag bekommen zum Drüberlesen", berichtete sie und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
„Das freut mich wirklich. Ich bin froh, dass du Ville los bist. Er hat dich wirklich nicht so behandelt, wie du es verdient hast", sagte sie auf einmal in ernsterem Ton, doch Sheila zuckte nur die Schultern. Sie wollte nicht wirklich über ihn reden.
„Wie geht es dir denn? Und den Kindern?", fragte sie, um vom Thema abzulenken. Esra lächelte und seufzte anschließend.
„Bei mir ist alles wie immer. Die Kinder sind bei deinem Vater und morgen bei Matthias und Jonas. Ich fahre morgen zu meiner Schwester", berichtete sie und verzog dann die Mundwinkel zu einem gequälten Grinsen.
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Slice of Life - A New Beginning I
De TodoSheila steht vor einer der wichtigsten Veränderungen in ihrem Leben, denn sie ist frisch verliebt in Jonathan, der ihre Gefühle auch erwidert. Allerdings steckt sie noch mitten drin in einer toxischen, gewalttätigen Beziehung mit Ville, von dem sie...