Kapitel 200 - Jonathan

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Als Jonathan aus dem Studio kam, hörte er, wie gerade die Wohnungstür aufgeschlossen wurde. Schnell griff er nach der Klinke und öffnete sie. Er sah in Sheilas überraschtes Gesicht. Ihre Wangen waren rot und sie war über und über beladen mit Einkaufstüten. Er streckte die Hand aus und nahm ihr einige ab, dann trat er zur Seite, damit sie hereinkommen konnte. 

„Sieht aus, als wärst du erfolgreich gewesen", lachte er, denn eigentlich hatte sie nur eine Bluse für ihr Vorstellungsgespräch kaufen wollen. 

„Ja, ich dachte, wenn ich einmal da bin, kann ich auch noch ein paar andere Sachen kaufen", erklärte sie und stellte die Tüten auf das Sofa und ließ sich dann selbst seufzend darauf nieder. 

„Ein paar?", lachte er mit aufgerissenen Augen, doch sie grinste nur verlegen. 

„Ich habe doch kaum noch Klamotten", verteidigte sie sich und fing an, die Tüte die ihr am nächsten stand auszupacken. Jonathan wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, dass ihre meisten Klamotten durch das Benzin, das Ville in ihrem Haus verteilt hatte, zerstört worden waren. Tatsächlich brauchte sie etwas Neues. 

„Zeig doch mal", forderte er sie auf, zog sich einen Stuhl vom Esstisch heran und ließ sich darauf nieder. 

„Hier, das ist eine der Blusen, die ich für Vorstellungsgespräche gekauft habe", sagte sie und hielt ihm das erste Teil, das sie aus der Tüte genommen hatte, hin. Es war eine dunkelblaue, leichte Bluse mit goldenen Knöpfen. Sie sah hübsch aus und er stellte sich vor, wie sie sie trug. 

„Die gefällt mir", sagte er, doch sie legte sie schnell beiseite und kramte weiter in der Tüte. Nach und nach zeigte sie ihm ihre neuen Errungenschaften. Es war eigentlich ein bisschen von allem dabei. Nach einer ganzen Weile zog sie die letzte Tüte näher zu sich heran, doch bevor sie hineingriff, grinste sie ihn an. 

„Das hier zeige ich dir, wenn ich es anhabe", sagte sie geheimnisvoll, doch sofort war ihm klar, dass Unterwäsche darin sein musste. Er spürte, wie seine Wangen heiß wurden und er rutschte unruhig hin und her. Sheila packte ihre Sachen wieder in die Tüten, dann stand sie auf und setzte sich auf seinen Schoß. Schnell schloss er die Arme um sie. 

„Du bist so süß, wenn du rot wirst", flüsterte sie und lachte leise in sich hinein. 

„Wir sollten langsam los, wir müssen doch noch Fliesen aussuchen", sagte sie dann und stieg wieder von ihm herunter. 

„Stimmt", erwiderte er, erhob sich ebenfalls und schob den Stuhl wieder zurück zum Tisch. Sheila ging in den Flur, wo in ihre Schuhe stieg und den Mantel von der Türklinke nahm. 

„Ich weiß, was wir auf jeden Fall auch kaufen müssen", sagte sie und grinste ihn an. Sie zog sich den Mantel an, doch er wusste, was sie meinte. 

„Eine Garderobe?", riet er, woraufhin sie auf ihn zeigte. 

„Richtig", lachte sie, dann griff sie nach ihrer Handtasche. Endlich setzte auch er sich in Bewegung und zog sich an.

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Jonathan hielt Sheila die Beifahrertür auf, doch anscheinend war es ihr peinlich, denn sie grummelte irgendetwas Unverständliches vor sich hin. Er grinste, denn er fand es lustig, dass seine Aufmerksamkeiten ihr peinlich waren. Er stieg ebenfalls ein und gerade als er den Motor startete, drehte sie sich abrupt zu ihm um und sah ihn an, als wollte sie etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. 

„Alles okay?", fragte er, während er sich in den Verkehr einfädelte. 

„Ich wollte dich was fragen", sagte sie dann und er warf ihr einen fragenden Blick zu. 

Slice of Life - A New Beginning IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt