7. Kapitel - Flucht

1.5K 43 3
                                    

》Bild: Kian《

Schritte bewegen sich zur Terassentür, da sie sehr dumpf klingen, gehe ich davon aus, dass mein Vater die Tür öffnen wird. Warum kann er sie nicht einfach zu lassen? <Guten Abend Alpha, wie kann ich Ihnen an Ihrem Geburtstag dienen?>, höre ich meinen Vater höflich fragen. Warum ist er denn nett, er soll den Scheißkerl rausschmeißen, sofort! ~Lenny er ist hier!~, teile ich Lennard im Mindlink mit, ich brauche dringend Hilfe. ~Bleib ruhig ich bin auf dem Weg, gib mir noch ein paar Minuten, der war verdammt schnell! Marc und ich kommen kaum mit dem Auto hinterher~ Wie Auto? Und warum ist er mit Marc unterwegs? Spinnt der jetzt auch noch?! Doch weiter kann ich darüber nicht nachdenken, denn unten ertönt die Stimme von Kian, die mir ein wohliges Gefühl bereitet: <Guten Abend, wo ist Ihre Tochter Ella?> <Vermutlich oben in ihrem Zimmer, wieso?>, höre ich Mum fragen. Toll Mum, du lieferst deine Tochter direkt aus. Ohne eine Anwort zu geben scheint Kian direkt zu mir nach oben zu laufen, denn ich höre schnelle Schritte. Unten höre ich derweil einen Motor, der ausgeschaltet wird und weitere Schritte. Dann erkenne ich die Stimme von Marc: <Ella ist die Mate von unserem Alpha, er wird sie mit zu sich ins Alphaanwesen nehmen.> NEIN! Bevor ich jedoch weiter das Gespräch verfolgen kann, wird die Klinke meiner Zimmertür herunter gedrückt. Sofort beginne ich zu zittern, ich will hier nicht weg! Ich will nicht zu ihm! ~Lenny, Hilfe!~ ~Es tut mir leid Ella, Marc lässt mich nicht zu dir. Ich versuche es aber weiter.~, bekomme ich als Antwort.

<Ella, mach sofort die Tür auf oder ich komm rein!>, höre ich Kian brüllen. Hilfe ist der wütend, ich habe definitiv einen Fehler gemacht indem ich ihm in die Eier getreten habe. Dann fasse ich einen Entschluss, ich springe vom Balkon. Das ist mein einziger Ausweg. Die Höhe sollte ich überstehen, denke ich und dann kann ich weglaufen. Ich schmeiße die Decke weg und renne zur Balkontür, diese öffne ich und kletter dann auf das Geländer des Balkons. Bevor ich springen kann, ertönt hinter mir ein lautes Krachen, deshalb drehe ich mich automatisch um. Und da steht er, Kian verschwitzt, wütend und splitterfaser nackt schaut er mich an und kommt auf mich zu. Ich sehe in unseren Garten nach unten wo ich landen will und dann wieder zu ihm. Er bleibt stehen und bekommt plötzlich große Augen. Meinen Plan hat er damit wohl auch verstanden. Bevor er irgendwen darüber informieren kann, springe ich und lande auf beiden Füßen, wie erwartet unversehrt, dann renne ich los wieder in den Wald. Die Frage ist bloß wohin, gerade will ich Lennard im Mindlink fragen, als mich etwas von der Seite rammt und ich gegen einen Baum knalle. Sofort darauf finde ich mich auf dem Waldboden wieder, wirklich Schmerzen spüre ich nicht, weshalb ich weiter laufen will. Doch Kian ist schon über mir und sieht mir mit seinen wunderschönen grünen Augen direkt in meine. Ich bin wie gefangen in einem Bann, kann mich nicht bewegen und sehe ihn einfach nur an. Doch als er mich dann vom Boden heraufzieht und über seine Schulter legt, werde ich wieder bewegungsfähig. <Lass mich sofort runter!>, schreie ich ihn an und hämmere mit beiden Fäusten auf seinen nackten Rücken ein. Doch das interessiert ihn gar nicht. Er geht zurück ins Haus meiner Eltern und auf einmal finde ich mich im Wohnzimmer wieder. Allerdings lässt Kian mich hier noch immer nicht runter, so dass ich alle Anwesenden nur mit meinem Arsch anschaue. <Lass mich doch endlich mal runter, du Arsch!>, sage ich ihm wieder und diesmal kommt sogar eine Antwort. <Nur wenn du nicht mehr wegläufst und freiwillig mit in mein Anwesen kommst, meine hübsche Mate.> <Nie und nimmer du spinnst doch!>, gebe ich daraufhin zurück. <Oh die Luna ist temperamentvoll.>, lacht Marc. <Klappe du Arschloch!>, kommt es wieder von mir. <Ella vergreif dich hier mal nicht im Ton, Fräulein! Du gehst jetzt mit dem Alpha mit und wehe ich höre auch nur ein schlechtes Wort von den Seniors.>, meckert meine Mum rum. Wieder höre ich das Lachen von Marc. <Was macht denn Lennard eigentlich hier?>, fragt Kian nun. <Er wollte Ella beruhigen.>, erklärt Marc. Ein Wunder das Marc ihm die Ausrede geglaubt hat. Ich finde es logisch, dass er mich vor dem Monster retten wollte. Ein Nicken von Kian stellt klar, dass auch er der Aussage traut. Mit einem Mal ist es still und nach einer halben Minute rennt Marc aus dem Haus und kommt erstmal nicht wieder. Ich verstehe nicht genau wieso, aber Kian hat ihm bestimmt irgendeinen Auftrag über den Mindlink gegeben. <Lennard du kannst gehen.>, sagt Kian. <Nein! Lenny ist mein bester Freund und ich will, dass er hier bleibt!>, fahre ich dazwischen bevor er gehen kann. Ein Seufzen ertönt von Kian unter mir. <Im übrigen kannst du mich jetzt endlich mal runter lassen, deine Schulter ist nicht gerade bequem!> Jetzt lacht Kian und meine Eltern melden sich zu Wort: <Ach wie süß sie sich anzicken, wenn sie noch so jung und frisch verliebt sind.>, höre ich meine Mum sagen. <Verliebt ist hier gar keiner, kapiert!>, stelle ich schnell klar. Nach der Aussage ertönt ein tiefes Knurren von Kian, der scheint das wohl anders zu sehen. <Sei froh, dass du meine Mate bist und Marc mit allem fertig ist. Sonst hätte ich dich noch schnell markiert.> In mir gefriert alles. Was? Ich will über die Worte gar nicht weiter nachdenken oder überhaupt an ihn denken. Hilfe!

Kian begibt sich ohne noch ein weiteres Wort zu sagen zur Haustür, ich hebe meinen Kopf und sehe Lennard traurig und völlig überfordert dastehen. Ich will hier nicht weg, wir verstehen uns so gut und wer weiß ob ich mich überhaupt noch mit ihm treffen darf. Schließlich mag Kian ihn nicht wirklich, wobei das auf Gegenseitigkeit beruht und ich mich da anschließe. ~Lenny, bitte vergiss mich nicht und komm mich so bald wie möglich besuchen. Du musst mir aus dieser Hölle raushelfen.~, spreche ich im Mindlink. Lennard senkt den Kopf und antwortet: ~Ich befürchte, dass es keine Möglichkeit dazu geben wird. Du bist die Luna, sobald du Kian akzeptiert hast. Und es wird wohl kaum lange dauern, bis du das allein wegen deiner Wölfin tust. Aber vergessen werde ich dich nie und sehen werden wir uns bestimmt auch. Machs gut und bleib so mutig und wundervoll, wie du bist.~ Lennards Worte erfüllen mich, er ist so tapfer und ein wahrlich guter Werwolf. Ich will nicht, dass dies unsere letzte Erinnerung bleibt. Alles werde ich dafür geben um aus den Fängen des Alphas zu entfliehen.

Bevor ich jedoch irgendwelche Fluchtpläne schmieden kann, werde ich auf eine Rücksitzbank geworfen und die Tür zugeknallt. Kian geht sofort wieder zurück in mein Zuhause und ich, ich sitze hier komplett verwirrt, wie ich hier bloß gelandet bin. In dem Geländewagen mit beiger Lederausstattung. Doch dann fällt mir wieder meine Flucht ein und sofort rappel ich mich auf und will die Autotür öffnen, diese jedoch bewegt sich kein Stück. Ein Lachen hinter mir ertönt, ich erschrecke und drehe mich sofort zu der Person um. <Komm schon, als ob wir nicht mit deiner Flucht rechnen würden.>, lacht Marc weiter. Sofort verspüre ich so viel Hass wie lange nicht mehr, ich will hier sofort raus! Ein bedrohliches Knurren entweicht mir: <Öffne verdammt nochmal sofort die Tür!> Mit einem Mal sieht Marc ängstlich aus und genauso abwesend. Ob er mit Kian spricht? Scheiße! <Wirds bald?!>, hake ich nach. Und in dem Moment öffnet sich die Beifahrertür und Kian steigt ein. Wo kommt der denn jetzt so schnell her? Sofort tritt Marc aufs Gas und fährt im Affenzahn los, als wären wir auf der Flucht. Doch die einzige die hier auf der Flucht ist bin ich, vor den beiden die mit mir in dem Geländewagen sitzen. Nicht wirklich eine gelungene Flucht würde ich sagen. Bei der nächsten Kurve rutsche ich ans andere Ende der Rücksitzbank und stoße mir meinen Kopf an dem Fenster. <Sag mal gehts auch ruhiger?!>, schreie ich nach vorne und halte mir meinen Kopf. <Babe, wenn du dich jetzt endlich anschnallst, dann kommt das nicht mehr vor und du kannst die halbe Stunde Fahrt genießen.>, antwortet mir Kian ruhig. Ich würde ja etwas erwidern, aber der Spitzname bringt mich völlig aus meinem Konzept, so dass ich mich nur schnell anschnalle und still aus dem Fenster sehe.

Nach ein paar Minuten eröffnet Kian das Gespräch, wahrscheinlich weil es ihm zu still ist. Vermute ich zumindest, denn mir ist die Stille sehr unangenehm. <Und Babe, freust du dich auf unser Zuhause?> Ist das Sarkasmus? Hoffentlich, das kann er wohl kaum ernst meinen. Oder flieht man neuerdings vor Freude? <Erstmal bin ich für dich immernoch Ella und nein, warum sollte ich mich freuen. Ein Haus mit euch Arschlöchern, ist wirklich das letzte auf das ich mich freue. Da gehe ich ja lieber zur Darmspiegelung!>, antworte ich wütend. Kian spannt sich sichtlich an, bleibt aber ruhig. <Wenn du sie markieren willst nur zu, ich kann wegschauen. Vielleicht ist sie danach ja etwas freundlicher.>, kommt es von Marc. Ich sehe ihn fassungslos durch den Innenspiegel an, was hat er gesagt? Das ist doch nicht sein Ernst, oder? Sofort blicke ich zu Kian und der grinst nur vor sich hin, macht sich eindeutig lustig über die Bemerkung seines besten Freundes. Dabei ist sie absolut nicht witzig gewesen.

》Was meint ihr, geht Kian auf den Vorschlag von Marc ein?《

Alphas Mate - Hilfe, ich bin fasziniert!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt