19. Kapitel - Durchdrehen

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》Bild: Marc《

Mittlerweile sitze ich auf dem Sofa und schaue Fern. Lennys Klamotten habe ich gegen die von Kian eingetauscht. Er hat mir sogar noch einen Brief dazu gepackt. "Ich weiß ich bin ein Arsch und auch, dass du mich nicht sehen willst. Hier sind ein paar deiner Klamotten, damit du nicht mehr Lennys tragen musst, das macht mich nämlich nur noch mehr fertig. Ich vermisse dich <3 K" Ich drehe noch komplett durch, mir geht es so schlecht und zu hören, dass es Kian genauso geht macht es nicht gerade besser. Meine Güte, er muss stark sein und ein Rudel leiten und schützen. Wenn auch nur irgendein anderer Alpha davon Wind bekommt, dann steht bald ein Angriff an. Und alles nur wegen mir, oh ich fühle mich so unglaublich schlecht. Es liegt alles nur an mir. Klar hat Kian maßlos übertrieben mit dem entführen und markieren, aber irgendwie kann ich ihn langsam verstehen, wenn er sich genauso gefühlt hat wie ich jetzt. Und nicht zu vergessen dem Druck der auf ihm liegt. Doch nachgeben gehört einfach nicht zu meiner Persönlichkeit, das sehe ich nicht ein. Ich muss stark bleiben, ich darf mich ihm nicht unterordnen. Sonst muss ich wie Isabella eine Leben ohne eigenen Willen führen und das werde ich nicht.

Es ist gerade mal 11:37 Uhr, woher ich das weiß? Naja ich verfolge seit knapp einer Stunde die Uhrzeiger von Lennys Küchenuhr und mache mir Gedanken über alles mögliche. Lennys Eltern kommen in einer Woche wieder und dann möchte ich ihnen eigentlich nicht mehr zur Last fallen. Aber nach Hause will ich auch nicht, da könnte ich mir nur anhören, wie schlecht es dem armen Kian doch geht. Aber wo sonst hin, ich kann nicht weg, ich habe kein Geld. Und Kian werde ich sicher nicht nach Geld fragen, auch wenn er vermutlich mehr als genug davon hat. Wie bringe ich bloß die ganze Zeit ohne Lenny rum, während er in der Schule sitzt, hocke ich hier und weiß nicht was ich tun soll. Dabei braucht das Rudel ihre Luna und ich bin so egoistisch und denke bloß an mich. Mein schreiender Wolf bringt mich um den Verstand, ich solle doch nach draußen gehen und die Kontrolle abgeben. Aber das werde ich nicht, ICH BIN STARK! Rede ich mir weiter ein. Wie vom Blitz getroffen springe ich auf und renne durchs Haus, mache Liegestütze und Kniebeugen, Hampelmänner ohne Ende. Bis es endlich 14 Uhr ist und ich damit entscheide eine Pause einzulegen. Ich bin absolut am Ende meiner Kräfte, meine Kleidung ist durchgeschwitzt, aber ich kann keine Ruhe finden. Ich will doch bloß schlafen und den Kopf frei kriegen. Auf den Küchenfliesen liege ich mit dem Kopf zur kalkweißen Decke, als es klingelt. Ich habe keine Kraft aufzustehen, deshalb rufe ich einfach nur: <Ist offen!>, ich höre jemanden eintreten und langsam auf mich zugehen. Definitiv nicht Lenny, der kommt erst in eineinhalb Stunden von der Schule. Da bin ich mir sicher und riechen tut es eher nach jemandem den ich nicht sehen will. <Wow, ich bin überrascht...>, sagt Marc und schaut auf mich herab. <...zugegebenermaßen hätte ich diesen Anblick nicht erwartet, was hast du bitte angestellt?> Als ob er sich ersthaft für mich interessiert. Was will Arschloch Nummer zwei bloß hier? <Gerannt, Liegestütze, Kniebeugen und Hampelmänner für zwei Stunden und 23 Minuten.>, erkläre ich stockend, außer Atem. Daraufhin lacht er nur und lehnt sich lässig an den Türrahmen. <Du könntest einfach nachgeben und Kian akzeptieren.>, schlägt er vor. <Nein! Ich bin stärker als er.>, spreche ich meine Gedanken versehentlich laut aus. Laut lacht er los: <Klar doch. Weißt du, ich könnte ihn einfach her holen. Ich bin mir sicher, wenn du in einem Raum mit ihm wärst, dann würdest du dich ihm um den Hals schmeißen und ihr beide könntet nicht die Finger von einander lassen.> Wütend knurre ich ihn an, er verursacht ein Kopfkino, was mir gar nicht gefällt. Weil es meinem Wolf viel zu sehr zu gefallen scheint. <Halt die Klappe und verschwinde!> <Das hättest du gerne, nicht wahr? Den Gefallen tuh ich dir auch gerne, aber ich lasse dir das hier da. Vielleicht hilft es dir, vielleicht aber auch nicht.>, grinst er gemein und lässt etwas aus dunkelblauem Stoff fallen. Sofort realisiere ich was es ist und fange das Shirt. Es ist Kians Shirt, es riecht unfassbar stark nach ihm, er hat wohl damit Sport gemacht. Ich umklammere es und ziehe den Duft tief in meine Nase. Es riecht so gut und sofort klingt der Schmerz ab und ich kann aufatmen. <Na soll ich ihn nicht doch her holen? Du ach so starke Luna?>, stichelt Marc. Ganz erschrocken über seine Worte, weil ich gar nicht mehr wusste, dass er hier ist, schrecke ich auf und werfe ihm das Shirt entgegen. <Fick dich und nimm den Scheiß mit!>, schreie ich ihn an. <Weißt du, Kian kann seit Tagen nicht schlafen. Ich vermute dich plagt bald das selbe Problem und ihr beide dreht komplett durch. Wobei du definitiv am durchgeknalltesten bist. Nur so als Tipp, falls du ihn suchen solltest. Er verbringt die meiste Zeit im Wald, am Bach. Schönen Tag noch... Luna.>, spricht er zu Ende und geht endlich. Das Shirt hat er liegen gelassen, leider. Denn es verführt mich. <Um Himmels Willen reiß dich zusammen Ella, es ist ein verkacktes T-Shirt!!!>, schreie ich mich selbst an. Und fange wieder an zu laufen und Sport zu machen. Ich bin so müde, ich will doch nur schlafen. BITTE LIEBE MONDGÖTTIN! Doch ich werde nicht erhört, vielleicht meine Strafe. Schließlich habe ich gemeint, dass sie sich wahnsinnig mit uns geirrt hat. Langsam glaube ich das nicht mehr, aber nachgeben werde ich sicherlich nicht. Da muss Kian schon auf Knien angekrochen kommen.

<Hey Ella, na was hast du so getrieben? Oh, äh stör ich dich gerade?>, fragt Lenny erschrocken als er mich sieht. Genauso überrascht sehe ich ihn an, denn das sollte niemand weiteres sehen. Wie ich Kians Shirt umklammere, als würde mein Leben davon abhängen. Und es hilft leider immer weniger. <Lenny bitte, du musst mir helfen. Ich kann nicht mehr!>, flehe ich ihn an. Er kommt auf mich zu und nimmt mich in den Arm. Beruhigend streichelt er mir über den Rücken und sagt: <Ach Ella, du kannst dir nur selbst helfen. Es tut mir leid, soll ich Kian herholen? Oder kann ich irgendwas anderes für dich tun? Lass uns was kochen, das lenkt dich ab.>, schlägt er vor und wir beide gehen in die Küche. Das Shirt habe ich fest im Arm, ich kann es nicht mehr loslassen. <Willst du das Shirt nicht weglegen?>, fragt Lenny doch versteht schnell, dass ich nicht kann. <Ok, wie wärs damit. Du ziehst es einfach an, dann hast du die Hände frei zum Kochen.> Kurz überlege ich und setze den Vorschlag in die Tat um. Ja es geht, aber lange riecht das Shirt nicht mehr nach Kian und kann mich dann auch nicht mehr beruhigen. Oh Scheiße, ich brauche Nachschub! Sonst überstehe ich die Nacht wohl nicht. Aber ich werde garantiert nicht bei Marc danach betteln, dass er mir ein neues besorgt. So gut es geht, versuche ich mich mit dem Kochen abzulenken. Lenny brät die Schnitzel und backt die Pommes im Backofen, während ich den Salat dazu schneide. Noch nie habe ich so genau eine Paprika geschnitten, ich fokussiere mich darauf, als würde mein Leben davon abhängen. Als ich fertig bin beginne ich wieder mit dem durchdrehen. <Lenny hilfe, ich... ich kann einfach nicht mehr. Bitte sag mir was ich tun soll.> <Ella entspann dich bitte. Das liegt alles nur an den Markierungen, du bist unglaublich stark. Glaub mir.> <Ich brauche ein neues Shirt von ihm, man ist das peinlich! Ich bin so tief gesunken, oh Gott!>, weine ich jetzt los. Ich kann einfach nicht mehr, alles bricht aus mir raus. <Alles gut, ganz ruhig. Du schaffst das! Iss erstmal was, hier.>, damit stellt er mir einen Teller mit Schnitzel, Pommes und Salat hin. Und ich? Ich verschlinge alles so schnell ich kann. Denn dann kann ich nicht denken und fühle mich etwas weniger schlecht.

》Wie kann Ella das bloß
überstehen?《jf

Alphas Mate - Hilfe, ich bin fasziniert!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt