8. Kapitel - Alpha Anwesen

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》Bild: Isabella《

Nach knapp 30 Minuten sind wir wirklich am Alpha-Anwesen angekommen. Meine Nervosität dürften auch Marc und Kian deutlich spüren, mittlerweile gleicht sie schon einer panischen Angst. Denn so wie ich das Anwesen einschätze, ist es eine abgeriegelte Festung, kein Eindringen oder Entkommen wird ermöglicht. Ich werde eingesperrt und nie wieder an die frische Luft dürfen. Außer ich schaffe es ihr Vertrauen zu gewinnen und dann im richtigen Moment abzuhauen. Doch das dürfte schwer werden. Neben mir wird die Tür geöffnet und Kian reicht mir seine Hand. Ohne ihn zu beachten, schnalle ich mich ab, steige aus und will an ihm vorbei runter vom Alpha-Grundstück rennen. Es ist eine parkähnliche Anlage, wie ich bisher feststellen kann. Das Anwesen ist genauso prachtvoll. Mit dunkelroten Klinkern und einer großen Eingangstür, verzaubert es mich schon jetzt. Doch das will ich nicht, ich will es hassen und wieder zurück nach Hause. Wie erwartet lässt mich Kian jedoch nicht fliehen, sondern greift meinen Arm und zieht mich in das Anwesen. Ich versuche meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, doch er hält ihn zu sehr fest. Ich lasse mich sogar zu Boden fallen, um ihn damit vielleicht doch noch zum Stoppen zu bringen. Aber Kian zieht mich weiter, meine Beine Schleifen über den Boden und ich spüre schon leichte Schmerzen an meinen Knien. Im Flur angekommen erreicht mich das Gefühl von Wärme, Sicherheit und Geborgenheit. Wieder etwas was ich gerne abschalten würde, doch nicht kann. <Zieh deine Schuhe aus.>, gibt Kian den Ton an und lässt mich tatsächlich kurz los, um auch seine auszuziehen. Gerade will ich mich umdrehen und laufen, als ich die Tür ins Schloss fallen und im Anschluss ein Klicken höre. <Keine Sorge Babe, es ist alles abgeriegelt zu deiner Sicherheit. Also zieh dir in Ruhe, deine Schuhe aus und komm nach, sobald du möchtest. Du hast alle Zeit der Welt meine kleine Mate.> Dann gehen er und Marc die halbhohe Treppe hinauf und verschwinden durch die dunkelbraune Holztür ins Innere des Anwesens.

Nun stehe ich hier alleine mitten im Flur und weiß nicht wohin mit mir, denn ich will bloß weg. Zur Sicherheit überprüfe ich nochmal, ob die Haustür wirklich abgeriegelt ist. Leider öffnet sie sich, wie schon erwartet, nicht. Gedankenverloren setze ich mich auf die zweite Treppenstufe und kauere mich dort zusammen. Meinen Oberkörper drücke ich gegen die angenehm kühle Wand und lege meinen Kopf auf den Knien ab. Es geht alles zu schnell, ich will das gar nicht. Aber niemanden interessiert das. Alle freuen sich nur für Kian und denken ich würde das auch. Doch da liegen sie falsch, ich werde mich niemals auch nur mit dem Gedanken anfreunden.

Ich höre Schritte in meiner Nähe, eine Tür geht auf und gleich darauf wird sie wieder geschlossen. Die Schritte sind nun direkt bei mir und verstummen vor mir. Ich will nicht aufsehen, habe dazu auch gar keinen Grund. Ich rieche, dass es Isabella ist und sie will mir sicher nur unter die Nase reiben, dass sie mit der ganzen Mate-Sache Recht hatte. <Ella, wie geht es dir?>, fragt Isabella, doch auch wenn sie die Luna ist, antworte ich ihr nicht. Ich werde hier kein einziges Wort von mir geben, bis sie mich zurück nach Hause, zu Lenny und meinen Eltern lassen. Ein Seufzen ertönt von ihr: <Ich kann gut nachvollziehen, wie wütend und traurig du bist. Glaub mir, mir ging es damals nicht anders, als ich erfahren habe Luna zu werden. Es ist alles etwas viel fürs erste, das verstehe ich und auch alle anderen hier im Anwesen können das nachvollziehen. Du beginnst ein ganz neues Leben, mit mehr Verantwortung, neuen Leuten und vorallem weit weg von deiner Familie und deinen Freunden. Sicherlich hast du Heimweh und willst nur noch nach Hause, habe ich Recht?> Wieder schweige ich und sehe noch immer nicht auf. Auch wenn Isabella absolut Recht zu haben scheint und mich wohl versteht, werde ich nicht aufgeben. Ich bleibe standhaft, bis sie mich gehen lassen! <Du musst nicht antworten, ich habe dich vermutlich noch viel mehr aufgewühlt. Das tut mir leid.> Sie soll sich nicht entschuldigen, keine Schuld der Welt könnte sie treffen. Nur ihr Sohn ist schuld daran! Eine Weile bleibt es still.

<Ich weiß du willst dieses Leben nicht mögen, aber lass dir gesagt sein, dass das niemand von dir in diesem Augenblick verlangt. Jedoch würde es sowohl dir, als auch allen anderen hier das Leben erleichtern, wenn du offener und ohne Vorurteile oder Erwartungen an die Sache heran trittst. Es ist wie gesagt, alles etwas viel, das verstehe ich vollkommen. Aber wir nehmen darauf so gut es geht Rücksicht. Und jetzt bist du hier, mehr passiert erstmal nicht. Du kannst dich ganz langsam an alles gewöhnen, aber du musst dafür auch bereit sein. Wenn du etwas Zeit für dich brauchst, dann bekommen wir das alles hin. Wir sind weder böse noch gegen dich, wir freuen uns dich hier zu haben und sind froh, dass Kian die perfekte Mate gefunden hat. Eine andere als dich, habe ich mir nie für ihn gewünscht.> So schön ihre Worte klingen, so schwer ist es trotzdem ihnen zu folgen. Ein unfassbarer Druck lastet auf mir, aber ich soll mir bloß keinen Druck machen. Schon klar, wenn das so einfach wäre, würde ich nicht mitten in der Nacht, zusammengekauert auf einer Treppe sitzen und kurz vorm heulen sein, weil mir alles zu viel ist. Nicht nur die ganze Mate und Luna Sache, auch meine geplatzten Lebensträume wie studieren, Partys feiern und meinen Traummate finden. Nein jetzt sitze ich hier, totmüde, völlig fertig mit den Nerven und fast am durchdrehen neben der Luna, die ich bald ablösen werde. Ganz tolle Kombination, vielen Dank auch Mondgöttin.

Nun ist es so weit, ich schluchze und heule neben Isabella und die? Die bleibt still und streicht mir beruhigend über den Rücken. Es ist mir alles so unangenehm, ich bin sonst mutig und keine Heulsuse, aber jetzt ist einfach alles übergelaufen. Wieder öffnet sich eine Tür und Schritte kommen auf uns zu. Kian, erkenne ich ihn an seinem Geruch. <Bring Ella auf euer Zimmer und leg sie schlafen. Es ist gerade alles etwas viel für sie denke ich.>, weist Isabella ihren Sohn an. Neben mir verschwindet Isabella und Kian berührt mich an meiner Schulter. Ganz anders als vorhin, fragt er leise und vorsichtig, ob er mich in unser Zimmer tragen darf. Und er wartet so lange, bis ich nach etlicher Zeit ein minimales Nicken von mir gebe. Ich habe es einfach nicht länger hier ausgehalten, ich will hier weg. Zwar ist sein Schlafzimmer absolut nicht besser, aber ich will nicht hier im Flur bleiben. Vorsichtig nimmt er mich im Brautstyle hoch und trägt mich die vier Stufen rauf und dann rechts noch weitere zwei Stufen. Anschließend gehen wir wohl an Isabella vorbei, denn sie wünscht uns noch eine gute Nacht.

Kian trägt mich immer nur geradeaus weiter, jedenfalls spüre ich keine Drehungen seinerseits. Dann macht er kurz halt um eine Tür zu öffnen. Vermutlich sein Schlafzimmer, die Hölle haben wir also erreicht. Scheiße, ich will hier weg! Kurze Zeit später spüre ich etwas weiches unter mir, worauf Kian mich abgelegt hat. Schnell kauere ich mich zusammen. Ich habe nur eine Hoffnung, dass er geht und mich alleine lässt. Aber das bezweifle ich stark, sonst hätte er mich ja auch bei mir Zuhause lassen können. Ich höre wie ein Schlüssel im Schloss herumgedreht wird und anschließend aus dem Türschloss gezogen wird. Schätzungsweise hat Kian uns eingeschlossen, denn direkt danach kommt er wieder zu mir. <Willkommen in unserem neuen Zuhause. Ich hoffe es gefällt dir! Willst du dich für die Nacht noch ausziehen?> Geschockt sehe ich ihn an: <Spinnst du? Warum sollte ich mich in deiner Nähe ausziehen wollen?>, schreie ich ihn immernoch stark weinend an. Ich bereue sowieso schon, so wenig angezogen zu haben. <Keine Sorge meine Mate, bald wirst du dich nach mir sehnen.> Mit den Worten beginnt er sich seine Sachen auszuziehen, bis er nur noch in Unterhose im Zimmer steht. Ich will doch bloß schlafen und habe absolut keine Kraft mehr mich um dieses Arschloch zu kümmern. Weshalb ich mich schnell umdrehe und einfach versuche einzuschlafen. Tatsächlich versteht Kian das wohl und deckt mich zu, bevor er sich neben mich legt. Doch er kommt mir viel zu nah, ich will hier nur noch weg! Sofort springe ich auf und drehe mich ganz schnell um. <Hast du sie noch alle? Lass mich doch endlich in Ruhe, ich will das alles nicht!> <Ich hätte dich vorhin wirklich gleich im Auto markieren sollen.>, sagt Kian leise. Ich will hier ganz schnell weg, wenn er mich markiert ist alles vorbei, dann verfalle ich ihm komplett. Und das ist das letzte was ich will. Ich setze mich auf den Zimmerboden, den Rücken an der Wand und zwischen zwei Hockern, die an den Fenstern stehen. Von hier kann ich Kian sehen und dennoch bin ich soweit wie möglich von ihm entfernt. Als ich seinen ruhigen Atem höre und begreife, dass er eingeschlafen ist, schlafe ich auch völlig fertig von dem Tag ein und hoffe, dass das alles bloß ein Albtraum war.

》An Ellas Stelle würde ich das Bett auch nicht mit Kian teilen wollen.《jf

Alphas Mate - Hilfe, ich bin fasziniert!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt