31. Kapitel

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      Hektisch hatte ich mir eine kurze Hose von Jax geschnappt, einfach um etwas zu tragen. Mehr trug ich nicht und Jax war nur in Jogginghose neben mir. Es war nicht weiter wichtig. Unten angekommen sah ich, was los war.
     Jesibas Körper glühte und um sie herum waberten noch letzte Reste der schwarzen Magie. Ihr Körper war in ein helles Licht gehüllt und sie zitterte, während die schwarzen Schlieren um sie herum flimmerten.
     Jerome war bei ihr und fühlte ihren Puls. Er schien am meisten darüber zu wissen. Ich wusste nur nicht, ob das, was er zu sagen hatte, mir Freude bereiten würde. Langsam stand er auf und seine Haltung wirkte angespannt, als er sich zu uns drehte.
     »Die Magie in ihr versucht die letzten Reste der schwarzen Magie zu bekämpfen. Es bleibt abzuwarten, wer den Kampf gewinnt... wenn... wenn die schwarze Magie gewinnt, dann können wir nicht viel tun.«

      Seine Worte sorgten dafür, dass meine Beine nachgaben. Jax fing mich auf, ehe ich stürzen konnte und hielt mich fest. Sein starker Griff sorgte dafür, dass ich nicht auseinanderfiel. In seinem Bett hatte ich für einen Moment den Rest der Welt vergessen. Es hatte nur uns gegeben und ich hatte beim Kuss Reißzähne gespürt.
     Sein Wolf war bereit gewesen mich zu markieren, mich endgültig zu seiner Gefährtin zu machen, doch dafür war gerade keine Zeit. Bei Jax war es immer so leicht den Rest der Welt zu vergessen. Einfach alles um mich herum zu vergessen. Es war so leicht.
     »Gibt es nichts, womit man ihr helfen kann?«, hörte ich Jax für mich fragen, da ich gerade nicht in der Lage zu sein schien, etwas zu sagen. Meine Zunge klebte am Gaumen fest und dicker Kloß im Hals erschwerte mir das Atmen.

      »Beruhigungszauber helfen ihren Körper stabil zu halten und auch Kräutertee hilft dabei, sie von innen heraus zu stärken. Mehr kann ich nicht tun. Das habe ich schon getan. Aber mehr gibt es nicht. Ich kann jetzt nicht in ihren Kopf hinein. Sonst gehe auch ich verloren oder ihr Geist ist für immer fort.«
     Niemand machte ihm einen Vorwurf. Es gab nicht mehr zu tun. Das wussten alle Hexen und Hexer in diesem Raum. Alec flüsterte Jerome etwas zu und dieser lächelte leicht, wenn auch schwach. Er sah genauso aus wie ich mich fühlte. Wie eine Leiche.
     Es zerrte auch an ihm. Das alles. Jesiba drohte zu sterben und er konnte nicht mehr für sie tun. Auch ich konnte nichts für sie tun. Ich hatte nicht mal Magie.

     Frustration zerrte an mir. Nachdem alle sich beruhigt hatten, saßen wir am Frühstückstisch. Viel aß niemand. Nur ein paar Werwölfe und ein paar Hexer und Hexen hauten richtig rein. Was nicht schlimm war. Es war in Ordnung, wenn sie hungrig waren.
     Mir wäre das allerdings zu viel zu Essen. Ich zog das Frühstück in die Länge, da ich nicht wusste, was ich tun sollte. Sollte ich wieder auf dem Sessel sitzen oder etwas tun? Spazieren? Mit Jax reden?
      Die Bindung wollte ich in diesem Zustand jedenfalls nicht vollziehen, da ich gehört hatte, dass Menschen manchmal bei dem Biss in Ohnmacht fielen, weil Gefühle und vieles andere auf einen einprasselten. Das konnte ich mir gerade beim besten Willen nicht leisten.

       Also musste das warten. Die Frage war nun, was ich noch tun konnte. Schlussendlich entschied ich mich dazu, wieder auf dem Sessel zu sitzen. Marie machte es mir gleich und Jerome war immer in der Nähe, um alles zu beobachten.
      Ewigkeiten beobachteten wir die dunklen Schlieren und das helle Leuchten, die einen Kampf zu führen schienen. Erneut dauerte dies den ganzen Tag. Bis ich mich versah war die Sonne vom Himmel verschwunden, von der ich nichts gesehen hatte und die Dunkelheit legte sich erneut über uns.
     War das gut? Ich wusste es nicht. Wusste nicht, was ich davon halten sollte. Sie hatte sich den ganzen Tag nicht bewegt. Hatte den ganzen Tag keinen Ton von sich gegeben. Sie lag einfach nur da und die Magien führten ihren Kampf aus.

      Mittlerweile wusste ich nicht mal mehr, wie spät es wirklich war. Ich schaffte es ja kaum aufs Klo zu gehen oder etwas zu trinken. An Essen war erst gar nicht zu denken. Essen? Auf gar keinen Fall. Das kam gar nicht in die Tüte. Jedenfalls nicht für mich. Denn Essen bedeutete, dass die Gefahr größer wurde, es wieder auszukotzen.
     Das nervöse Kribbeln in meinem Magen füllte mich komplett aus und sorgte dafür, dass kein Platz mehr für Essen war. Daran konnte ich nicht mal denken. Wollte nicht dran denken. Tief holte ich Luft und nahm einen Schluck von dem Wasser, das Jax mir hingestellt hatte. Die kühle Flüssigkeit rann meine trockene Kehle hinab, doch viel helfen tat sie nicht. Sie weckte Jesiba auch nicht auf.
     Weil sie sie nicht aufwecken konnte. Das konnte nur sie selbst. Innerlich betete ich, dass sie mit allem kämpfte, was sie hatte und niemals damit aufhören würde. Das durfte sie einfach nicht. Das konnte einfach nicht sein.

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