25. Kapitel

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     Träge sah ich aus dem Fenster, während ich auf der Couch saß. Die Gruppe im Wohnzimmer hatte sich bald aufgelöst und alle waren in unzählige Räume verschwunden. Da es draußen noch immer aus Eimern schüttete, hatte Jax den Hexen angeboten hier zu bleiben, bis das Wetter besser wurde.
     Ein paar waren trotzdem gegangen. Marie war noch geblieben und hatte mir versichert, dass sie sich um Klopfer und um Maximus gekümmert hatte. Dann hatte sie sich das Haus angesehen und seitdem hatte ich sie nicht mehr gesehen.
     Alec und Jerome saßen auf der Couch und sahen wieder Football an. Leise unterhielten sie sich über einen Spielzug. Da das fremdes Gebiet für mich war, hielt ich mich raus und sah lieber aus dem Fenster.
     Durch das viele Wasser erkannte man immer noch nichts anders außer Schemen. Mehr war nicht zu erkennen. Die Bäume schienen sich zu bewegen im starken Wind, der noch immer gegen das Haus peitschte. Immer weiter und weiter.

     Das Gewitter wollte einfach nicht aufhören, egal wie viel Zeit verstrich. Im Haus hörte man vereinzelt Schritte und ein paar Stimmen, doch ich war zu müde, auch nur weiter darauf zu achten. An Schlaf war nicht zu denken. Überhaupt nicht.
     Die Müdigkeit kam einfach davon, dass ich nicht genau wusste, was ich mit diesem Tag anfangen sollte. Jesiba hatte nicht glücklich gewirkt, als die klare Mehrheit sich für Jeromes Idee entschieden hatte und als ich die Enttäuschung in ihren Augen gesehen hatte, hatte ich gewusst, dass es lange dauern würde, wieder normal mit ihr reden zu können.
     Sie hatte mir vertraut und ich hatte ihr Vertrauen gebrochen. Einfach so. Weil ich es für das Beste gehalten hatte. Gewissensbisse machten sich langsam bemerkbar und ich trank einen Schluck Tee, in der Hoffnung, diese ignorieren zu können. Leider konnte ich das nicht. Ich schaffte es einfach nicht.
     Jax trat zu mir und setzte sich kurz darauf neben mich. Sein Blick glitt über mich hinweg, doch er sagte keinen Ton, sondern schenkte mir ein kleines Lächeln und strich mir das wirre Haare aus der Stirn.

     Die Wachsamkeit in seinem Blick verriet mir, dass er genau zu ahnen schien, was in meinem Kopf vorging. Noch hatte ich nicht entschieden, ob mir das Angst machen sollte oder nicht. Jax war in dieser Hinsicht sehr schlau. Sehr tiefgründig. Ein Blick in meine Augen und er schien sofort zu wissen, wie es in mir aussah, was in mir vorging. Seine Hand strich weiter über meinen Kopf und sein Blick glitt über mich hinweg.
     Meine Gedanken drohten sich fast zu überschlagen und die Gewissensbisse hielten an. Nagten an mir wie kleine Parasiten und saugten mein Glück auf. Jedes Glück, das ich in Jax' Nähe empfunden hatte. Die Gewissensbisse wurden stärker. Besonders als ich versuchte Jesiba eine Nachricht zu schreiben. Jax sah mir dabei zu.
     Sein Blick ruhte auf mir und dann auf dem grellen Handybildschirm, der zitterte, weil meine Hand zitterte. Die Worte bildeten sich in meinem Kopf, doch meine Finger tippten sie nicht. Immer wieder löschte ich die Buchstaben, löschte meine Worte. Egal wie sehr ich es versuchte. Die Worte schienen niemals gut genug zu sein.
     Seufzend saß ich also vor dem Bildschirm und starrte auf den blinkenden Strich, der mich zu verhöhnen schien. Zu lachen schien. Er schien zu sagen: Na? Willst du nun endlich schreiben oder wartest du bis Silvester?

     Wut und Reue vermischten sich zu einer sauren Flüssigkeit in meinem Magen und veretzten diesen. Nein, das war eindeutig kein glücklicher Tag, obwohl er es hätte sein sollen. Wir alle hatten uns für eine Lösung entschieden, die uns retten könnte, wenn wir wollten. Diese Lösung könnte dem Spuk ein Ende setzten und doch wusste ich, dass Jesiba damit nicht einverstanden war.
     Seufzend legte ich mein Handy weg und sah zu Jax, der mich mit leichter Sorge in den Augen musterte. Auch er schien etwas Reue zu empfinden. Innerlich kam ich mir vor als hätten wir sie überfahren. Von Anfang an war klar gewesen, dass wir alle die gleiche Meinung hegten und sie hatte nie eine Chance gehabt. Um ehrlich zu sein tat mir das wirklich leid.
     Trotzdem war ich der Meinung, dass Jeromes Idee die beste war. Na ja, die bessere Idee. Denn recht viel mehr hatten wir nicht davon. Es war noch immer gefährlich und nicht einfach. So viel konnte schiefgehen. Alles konnte schiefgehen und doch war es besser als Jesibas Idee.

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