26. Kapitel

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      Drei Tage waren seit dem komischen Gewitter vergangen und nichts war passiert. Nirgendwo. Es hatte keine Überfälle dieser Tiere gegeben und jeder schien zu glauben, dass es nun vorbei. Dass das Gewitter bedeutete, dass diese Person ihre schwarze Magie verloren hatte. Denn solche Gewitter kamen dabei sehr wohl vor.
     Ich konnte das nicht glauben und auch das Rudel und der Zirkel glaubten das nicht. Denn es war ruhig. Zu ruhig. Wir befürchteten, dass das eine neue Tacktik war. Wofür auch immer. Ich wusste nur, dass es nicht gut war und wir irgendwas tun mussten. Irgendwas.
     Also schmiedeten wir seit Tagen einen Plan, der nicht ganz aufging, weil diese Tiere nie kamen. Jerome hatte uns Test an noch lebenden Tieren gezeigt und war ihnen zu ihrem Bau oder anderen Dingen gefolgt.
     Es hatte immer geklappt und er hatte sich so zurückgezogen, dass das Tier es nicht bemerkt hatte. Was aber nicht bedeutete, dass diese Person es nicht merken würde. Alec wirkte noch immer nicht ganz überzeugt und Jesiba ebenfalls nicht. Immer wieder rief sie uns in Erinnerung, dass wir den Obsidianstein nutzen konnten.
     Jax und auch Ryker unterbanden diese Gespräche immer wieder so gut es ging. Jesiba war noch immer distanziert, wenn es um mich ging und wich meinen Blicken aus, rief mir in Erinnerung, was ich getan hatte, doch ich hatte keine andere Wahl gesehen.

     Darauf war ich nicht stolz, doch ich hatte es als einzige Chance gesehen. Eine Chance, die ich angehen hatte müssen.

     »Es tut mir leid, dass ich das getan habe, ohne es dir zu sagen«, flüsterte ich nun, als ich sie endlich an einer ruhigen Stelle im Wohnzimmer erwischte. Jesiba rührte sich einen Moment lang nicht und die Sekunden, in denen ich dachte, dass sie mich nun für immer ignorieren würde, zogen sich ein Kaugummi in undehnbare Länge und ließen mich von einen Fuß auf den anderen treten.

     »Ich weiß, dass du es tun musstest, Oria. Ich kann es ja auch verstehen... trotzdem ist es meine Aufgbe den Zirkel zu schützen. Schon einmal habe ich versagt und ich sollte nun wirklich dafür sorgen, dass alle in Sicherheit sind. Nicht du, gerade nicht du, solltest du für meine Sicherheit sorgen müssen.«

     Fassungslos über ihre Gedanken schüttelte ich den Kopf. »Du bist nicht allein dafür verantwortlich, Jesiba. Wir alle sind das. Wir alle. Und du bist nicht Schuld. Wir alle haben das nicht kommen sehen. Und doch, gerade ich bin für deine Sicherheit verantwortlich. Weil du mich immer wieder in Sicherheit gebracht hast. Also gebe ich dir etwas zurück.«

      Nun drehte sie sich mir zu und in ihren Augen schimmerten Tränen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Nicht weinen, wollte ich sagen, doch die Worte kamen nicht über meine Lippen, sondern verdichteten den Kloß in meinem Hals nur noch mehr.

      »Ach Oria. Du schuldest mir nichts. Ich kann für mich alleine sorgen. Ich kann auf mich aufpassen. Ja, ich habe immer für deine Sicherheit gesorgt. Aber du musst dich nicht schuldig fühlen und es mir zurückzahlen.«

     Wild schüttelte ich mit dem Kopf. »Nein, Jesiba. Ich fühle mich nicht schuldig, sondern verantwortlich. Du hast mir immer alles gegeben. Jetzt lass mich etwas zurückgeben. Bitte. Ich muss das tun.«
     Jesiba musterte mich und wirkte nicht sicher, ob sie mir glauben sollte. Doch es stimmte. Ich empfand keine Schuld, sondern wollte einfach nur etwas zurückgeben. Mehr nicht.
     Jesiba war wie eine Mutter für mich und das würde sich auch nicht ändern. Jesiba war das, was ich als Mutter kannte und erfahren hatte. Jesiba hatte sich immer wie eine Mutter um mich gekümmert und ich würde alles dafür tun, um ihr das zurückzugeben, was sie mir gegeben hatte. Ich musste. Ich musste es ihr einfach zurückgeben.

      »Ich weiß aber ich möchte auch dich beschützen. Denn das ist gefährlich und ich möchte nicht, dass dir etwas passiert, Oria. Du bist meine Tochter und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert«, hauchte sie und ich ahnte, dass sie es ernst meinte. Jedes Wort.

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