12. Kapitel

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     Erholt und ausgeruht wachte ich am nächsten Morgen auf. Die Vögel zwitscherten und im Wohnbereich hörte ich Marie schon etwas tun. Die gedämpften Stimmen von Nachrichtensprechern drangen zu mir heran, die gerade die Wettervorhersage für die nächsten Tage tätigten.
     Es dauerte einen Moment, bis ich langsam verstand, wie spät es sein musste, wenn die Nachrichten schon so bald zu Ende waren. Ein Blick auf die Uhr bestätigte meinen Verdacht. Mist. 08:28 Uhr. Bald waren die Nachrichten vorbei. So lange hatte ich also geschlafen. Deswegen fühlte ich mich also so erholt.
     Langsam kam die Erinnerung an gestern Nacht wider und ich warf einen Blick auf mein Handy, das zum Glück nicht weiter lief. Jax hatte also den Anruf beendet und mein Handy war dann automatisch ausgegangen. Perfekt.
     Mit einem Lächeln stellte ich fest, dass Jax mir geschrieben hatte. Ehe mein Handy den Geist aufgeben konnte, da es nur noch 10% hatte, las ich seine Nachricht.

Träum was Schönes, Lady Oria.

      Bei seinem Kosenamen für mich war es das erste Mal, dass ich lächelte. Ich lächelte wirklich. Denn obwohl ich den Kosenamen nicht mochte, musste ich grinsen. Grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Verdammt.
     Gestern hatte sich etwas grundlegendes zwischen Jax und mir geändert. Etwas, das sich gefestigt hatte und nun nicht mehr so schnell gehen würde. Vielleicht lag es daran, dass wir zusammen gegen diese Dinger gekämpft hatten, oder daran, dass er geblieben war oder daran, dass er für mich dagewesen war, als ich fast in den Abgrund gestürzt war. Ich wusste nicht. Was ich aber wusste war, dass es mir auf einmal egal schien, was die anderen dachten. Jax war ein guter Mann und ich hatte nicht vor ihn nicht näher kennenzulernen, nur weil andere etwas dagegen hatten.
     Bevor mein Handy ausging, flogen meine Finger eilig über die Tastatur.
     Danke, dass du mir vorgelesen hast! Deine Stimme hat mich in den Schlaf getragen.
     Sofort war Jax online und seine Antwort folgte, ehe ich etwas tun konnte.

     Und ich hatte immer gehofft, dass meine raue, tiefe Stimme Frauen erregt, anstatt sie in den Schlaf zu tragen.
     Ein Kribbeln schoss über meine Haut und mir wurde heiß. So heiß, dass ich mich wunderte, dass meine Haut noch nicht dampfte und meine Klamotten nicht in Flammen aufgingen.
     An anderen Tagen hätte das vielleicht passieren können.
     Mit ihm zu flirten war vielleicht nicht die beste Idee, doch ich konnte nicht anders. Dann schrieb ich noch: Mein Handy geht gleich aus. Ich kann also nicht mehr schreiben!
     Seine Antwort kam gerade noch, bevor mein Handy den Geist aufgab.

Dann weiß ich ja, was ich demnächst versuchen werde 😉

     Super. Ganz toll. Mein Körper wurde von freudiger Erwartung erfüllt. So ein Mist. Konzentrier dich, Oria. Ihr wurdet von toten Tieren angegriffen und du möchtest unbedingt mit Jax flirten. Das ist keine gute Idee. Ja. Es war keine gute Idee, aber es schien als konnte ich auch nicht damit aufhören.
     Wie von selbst flirtete ich mit Jax. Daran schien es keinen Weg vorbeizugeben. Einfach so. Ich fuhr mir über das Gesicht. Der Plan hatte mal so ausgesehen, dass ich nicht mit ihm flirtete, doch ich konnte es einfach nicht abstellen. Es geschah wie von selbst. So wie viele Dinge in Jax' Nähe. Sie geschahen einfach.
     Irgendwie schaffte ich es mich aus dem Bett zu schwingen und ins Bad zu gehen. Dort unterzog ich mich einer Katzenwäsche, nicht bereit mich unter die Dusche zu stellen. Danach bändigte ich meine Haare so gut es ging und lief dann zu Marie, die wegen mir anscheinend nicht im Saal frühstücken war.
     Als sie mich sah, leuchteten ihre Augen auf. »Guten Morgen, Sonnenschein«, flötete sie fröhlich und kraulte Maximus gerade das Fell. Der schwarze Kater war auf ihrem Schoß drapiert und schnurrte glücklich vor sich hin. Natürlich. Er liebte Marie. Schon immer. Zu wissen, dass er gestern auch mit Jax geschmust hatte, irritierte mich leicht.

     Katzen reagierten stark auf Werwölfe, doch Maximus schien Jax zu mögen. Manchmal wusste ich nicht, was ich von diesem gerissenen Kater halten sollte. Er suchte sich seine Leute wirklich aus. Daran führte nie ein Weg vorbei.
     Ich seufzte, dann lächelte ich aber. »Guten Morgen.« Marie sah mich an. Ihre Augen glitten über mich hinweg. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen. Ein Lächeln, das von Sekunde zu Sekunde breiter wurde, als würde sie an mir etwas sehen, was sie noch glücklicher machte. Noch besser.
     »Du siehst ausgeschlafen aus. Hat das etwas mit deinem nächtlichen Telefonat mit Jax zu tun?« Anzüglich wackelte meine beste Freundin mit ihren Augenbrauen. Ich konnte sie nur ansehen, nicht wissend, was ich von ihrer Frage halten sollte.
     »Habe ich dich geweckt?«, fragte ich leise und vorsichtig, denn das war nicht meine Absicht gewesen. Schon gar nicht um diese Uhrzeit. Marie schüttelte den Kopf.

Caged FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt