4. Kapitel

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     Vollkommen ausgelaugt lief ich mit Jax zum Tor. Die Sonne stand nicht mehr im Zenit, sondern hatte sich weiter verschoben. Es war bereits 16:00 Uhr. Jax war eine ganze Weile hier gewesen. Jesiba hatte ihm Tipps gegeben, wie er sich und sein Rudel vor heftigen Angriffen schützen konnte und Jax hatte sie dankend angenommen.
     »Tut mir leid, dass unser erstes Treffen nicht schöner war. Ich wünschte es wäre anders verlaufen«, meinte Jax, als wir das Tor fast erreichten. Überrascht sah ich ihn an. »Das ist doch nicht deine Schuld.«
     »Das nun nicht aber wenn ich ein Date mit jemanden habe, wünsche ich mir immer, dass diese Person sich freut.«
     Ein Date... Etwas in mir begann bei diesem Wort zu prickeln und doch kam die Eiskönigin aus mir heraus, wann immer ich sie gerade nicht gebrauchen konnte.
     »Das war kein Date. Ich wusste ja nicht mal, dass du kommst. Du hast mich nie auf ein Date eingeladen.« Der Biss in meinen Worten traf sein Ziel, denn Jax' Haltung änderte sich. Seine Muskeln spannten sich an und sein Blick glitt über mich hinweg.

     »Komisch. Ich hatte das Gefühl, dass du mich gestern eingeladen hast.« Nun spannte auch ich mich an. Sei nicht kindisch, sagte ich mir. Die Eiskönigin lachte nur kalt und übernahm die Kontrolle.
     »Köter werden nicht auf ein Date eingeladen. Wenn ich dich auf ein Date einlade, würdest du es wissen und nicht vermuten.« Doch zu meiner Verwunderung leuchtete etwas in Jax' Augen auf und er lächelte. Dieser Idiot lächelte.
     »Ich weiß schon wieso die Mondgöttin dich für mich ausgesucht hat.«
     Ich runzelte die Stirn. Jax schien also nicht an Schicksal zu glauben, sondern an die Mondgöttin. Ich glaubte an nichts von beiden Dingen.
     »War schön dich zu sehen. Man sieht sich«, presste ich hervor und wollte gehen, da legte sich seine Hand an mein Handgelenk und packte zu. Nicht zu grob aber auch nicht zu sanft. Ich drehte mich zu ihm. »Wenn du nicht willst, dass ich dir den Arm breche oder dir die Finger rausreiße, dann nimmst du deine Hand da jetzt weg.«

     Jax überraschte mich erneut, als er meinem Befehl Folge leistete. »Ich würde ich gerne zu einem Date einladen, Oria. Ich kenne ein schönes Restaurant, in das wir fahren könnten.« Ich hob eine Braue. »Nenn mir die Adresse und ich fahre selbst hin.«
     »Vertraust du mir nicht?«
     »Doch aber ich würde gerne selbst fahren.«

     Er musste ja nicht wissen, dass ich gerne mein Schicksal selbst in der Hand hatte und dass ich einmal bei jemanden mitgefahren war auf der Maschine und wir beinahe einen Unfall gehabt hätten. Es lag nicht daran, dass ich glaubte, dass Jax ein schlechter Fahrer war. Das glaubte ich nicht.
     Ich wollte mich nur nicht auf andere verlassen. Nur auf Jesiba und Marie.
     »Ich dachte ein Gentleman holt die Lady ab.«
     »Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, war ich keine noble Lady. Ich habe einen Waffenschein, habe einem Mann schon mal in die Weichteile getreten und ich fluche gerne. Nein. Ich bin keine Lady.«

     »Gibst du mir deine Nummer, damit ich dir die Adresse schicken kann, Lady Oria?«
     Ich hob eine Braue. »Lady Oria?«
     Er grinste. »Ist ab nun mein Kosename für dich.«
     »Du spinnst.«

     »Eigentlich war ich mal in einem Kurs zum Weben und nicht zum Spinnen.«
     Ich konnte nicht anders. Ich lachte über seinen Witz. Mein Lachen war ehrlich und voll. Ein Lachen, das ich sonst nur bei Marie zeigte. Es war das erste Mal, dass es jemand zu hören bekam, der nicht Marie war.
     »Wow. Ich habe dich zum Lachen gebracht. Ein Erfolg.« Da war keine Ironie in seinen Worten, sondern pure Ehrlichkeit. Womöglich war Jax es wert, meine Eiskönigen etwas in meinem Inneren zu verstecken. Schließlich hatte er bis jetzt nicht viel getan, um mich zu verärgern. Im Gegenteil. Er hatte sich als freundlich erwiesen. Als ein toller Zuhörer. Es wäre unhöflich von mir, ihn weiter so zu behandeln.
     »Das ist praktisch eine Ehre«, witzelte ich. Jax lächelte ein schiefes Lächeln. »Gut, das mir diese Ehre zu Teil wurde.« Und wieder einmal spürte ich den Ernst, der von ihm ausging tief in meinen Poren. Verdammt, dachte ich. Verdammt.

Caged FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt