15. Kapitel

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    Meine Nervosität hatte sich komplett in Luft aufgelöst und zurück war die selbstbewusste Oria. Jax hatte den Unterschied bemerkt und hatte mir ein Lächeln geschenkt. Er freute sich für mich. Das erkannte ich an seiner Haltung und an seinem Lächeln.
     »Ich bin froh das du nun weniger nervös bist. Denn das musst du überhaupt nicht sein.« Mit einem Lächeln stieg er aus und ich machte es ihm nach. Noch trafen wir uns nicht mit dem Rudel. Ryker und Lani hatten eine eigene kleine Hütte im Wald, wie Jax verkündet hatte. Laub und kleine Äste knirschten unter meinen Schuhen als wir auf diese zuliefen. Als diese aufging kam aber ein kleiner Junge heraus, der hellbraune Haut hatte und blaue Augen. Dunkle Augen wie flüssige dunkle Schokolade. Er rannte auf Jax zu.
     »Onschel Jax!«, rief er freudig, wobei er das Wort Onkel nicht richtig aussprach. Für sein Alter aber war das normal. Er war vielleicht gerade mal etwas über ein Jahr und Jax hob ihn hoch, ehe der kleine Junge noch weiter laufen konnte mit seinen kleinen Beinen. Eine Frau kam hinterhergerannt. Ihre blonden Haare wehten im Wind.

     »Marco!«, rief sie, doch Marco war schon auf Jax' Armen und lachte aus vollem Hals. Er schien glücklich. Dann glitt sein Blick zu mir. Seine großen Knopfaugen glitten über mich hinweg. Scannten mich von Kopf bis Fuß.
     Mit einem Lächeln sah ich Marco an. Dieser musterte mich weiterhin, dann versteckte er sich an Jax' Hals und krallte sich an ihn. Jax lächelte
     »Das ist meine Gefährtin. Oria«, stellte er mich vor. Marco sah mich erneut an, brubbelte etwas, das sich nach "Hallo" anhörte und versteckte sich wieder an Jax' Hals. Großartig. Er schien schüchtern zu sein. Na ja. Zumindest war das normal für kleine Kinder. Meine Aufmerksamkeit wurde von einem größeren Mann auf sich gezogen, der die Ruhe und Gelassenheit selbst zu sein schien. Ryker. Ich hatte ihn schon oft gesehen, doch hatte nie glauben können, dass er tatsächlich diese Ruhe ausstrahlte. Es war ein Wunder. Ein wahres Wunder. Glauben konnte ich es kaum. Trotzdem stand er da und ein Lächeln lag auf seinen Lippen.

     Er flüsterte Lani etwas zu und sie beruhigte sich. Werwölfe lernten schneller als normale Kinder. Sie sprachen und liefen viel früher. Zumindest hatte ich das mal gehört. Der Beweis befand sich auf Jax' Armen. Beide kamen zu uns.
     »Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Lani«, stellte sie sich vor und hielt mir ihre Hand hin. Lächelnd schüttelte ich diese.
     »Freut mich auch.« Denn das tat es wirklich. Für mich war dies keine Floskel sondern die Wahrheit. Die reine Wahrheit. Ich freute mich wirklich sie zu sehen.

     »Jax halt viel von dir erzählt und nicht übertrieben. Du bist wirklich hübsch.« Das Lächeln auf meinen Lippen wurde breiter. »Danke. Du bist auch hübsch.« Lanis Lächeln war zauberhaft. Ryker neben ihr drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann glitt sein Blick zu mir. Der Ausdruck in seinen Augen war sanft und gutmütig.
     »Ich bin Ryker. Freut mich dich kennenzulernen«, hauchte er und dann schüttelte auch er meine Hand. Sein Händedruck war sanft aber bestimmt. Das Lächeln war sanft und warm. Genau wie der Mann hinter diesem Lächeln.
     Es war kein Wunder, dass man sich in seiner Nähe wohlfühlte. Man fühlte sich zu nichts gedrängt und war froh, überhaupt atmen zu können. Man war froh, dass man so sein konnte wie man war.

     Ryker vermittelte einem das Gefühl, erwünscht zu sein und gemocht zu werden. Er strahlte diese Ruhe aus, die alle automatisch ruhiger werden ließ. Ein Drama gab es da nicht. Man kam einfach zur Ruhe und genoss es. Genoss die freie Zeit, die man hatte.
     In seiner Nähe schien das einfach zu sein.
     »Es freut mich auch dich kennenzulernen«, sagte ich und erwiderte seinen Händedruck. Seine Augen glichen denen seines Sohnes, der breit lächelte und sehr glücklich zu sein schien, wo er so auf Jax' Armen sein konnte.

     Der kleine Marco spielte mit Jax' einzelnen Haarsträhnen, die diesem in die Stirn hingen. Lani sah zu ihrem Sohn und zu Jax. »Er liebt dich jeden Tag mehr.«
     Jax' Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. »Gut, denn ich liebe ihn auch jeden Tag mehr.« Lani lachte leise und schüttelte den Kopf, ehe sie wieder zu mir sah. »Möchtest du Erdnüsse? Jax hat erwähnt das du sie liebst und wir haben welche da. Allerdings kannst du auch was anderes haben. Egal was.«
     Wie von selbst glitt mein Blick zu Jax, der mir ein schiefes Lächeln schenkte. Dann sah ich erneut zu Lani. »Erdnüsse wären toll. Danke.« Und ich meinte es so. Obwohl ich nicht nervös war, wollte ich gerne ein paar Nüsse haben.

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