Kapitel 24 //

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"Nee, können Sie vergessen. Ich habe Schulpflicht. Und wenn Sie dieses Wort nicht kennen: ich muss in der Schulzeit in den Schulräumen anwesend sein. Steht sogar in der Schulordnung. Also wirklich, wenn Sie hier arbeiten, sollten Sie die auch kennen." 

Ich schnappte nach Luft. Wie konnte Gloria so etwas nur sagen? 

"Du unverschämte Göre! Wie kannst du dich nur so benehmen?" Die Direktorin war fassungslos. Aber eigentlich geschah es ihr schon recht, nachdem sie mich so beleidigt hatte. Nur schade, dass Gloria diese unverschämte Person war, die sich nun über sie lustig machte. 

"Wie ich es kann? Indem ich meinen Mund aufmache, so einfach ist das. Sie können es ja auch nicht schlecht." 

Die ganze Klasse hielt die Luft an. Sicher war so etwas in hundert Schuljahren nicht vorgekommen. Aber sie hatten auch noch nie einen Teufel in dieser Schule gehabt. Zum Glück war ich noch da, die diese absolute Katastrophe vermindern konnte. Verhindern leider nicht, aber immerhin. Ohne mich bestünde die ganze Schule bestimmt nur noch aus Schutt und Asche. 

"Du freches Biest! Deine Eltern bekommen noch von mir zu hören!" 

"Laut genug sind Sie schließlich schon ...", erwiderte Gloria mit einem breiten Grinsen im Gesicht. 

Mehr Worte flogen nicht durch die Gegend, da die Direktorin noch im selben Moment wieder ging. Zurück blieb nur ein selbstherrlicher Teufel, der sein Ziel erreicht hatte. Das war einfach nicht fair! Sie hatte mich in all diese Probleme gebracht und bekam nicht einmal Ärger dafür! Ich wünschte mir, sie würde ewig in der Hölle schmorren, wo sie herkam und auch hingehörte. 

"Ich verfluche dich, Gloria!", flüsterte ich vor mir hin, bevor ich meine Worte überhaupt realisierte. Es geschah ihr nur Recht, wenn mein Fluch sie treffen würde, das war nicht die Sache. Doch ein fluchender Engel? Wenn das die anderen erführen, würden sie so schockiert sein! Nein, ich musste mich mehr unter Kontrolle haben, selbst wenn mein Gegner dieses abscheuliche Mädchen war. 

Plötzlich spürte ich etwas Raues hinten an meinem Kleid. Erst wollte ich aufschreien, dann griff ich aber lieber nach hinten in meinen Nacken. Ein Stück Papier klemmte in meinem Kleidersaum. Vorsichtig zog ich daran und schloss meine Hand fest darum, bevor ich wieder in meine normale Musterschülerinnenposition zurück rutschte, einen Arm über den anderen gelegt. Langsam öffnete ich meine Handfläche und glätte den Zettel mit meinem Daumen, bevor ich ihn auf den Tisch fallen ließ. 

"Das war doch so gemein von Gloria, nicht? Du bist da echt viel besser, meine Vitalina", stand dort. 

"Meine Vitalina ...", genüsslich ließ sich ich mir die Worte auf der Zunge zergehen. Ich wusste sofort, wer mir geschrieben hatte. Er war einfach so süß, so zauberhaft. Sogar Liebesbriefe bekam ich nun, wie wunderbar! Mein Herz schien auf einmal zehnmal schneller zu schlagen und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ein echter Liebesbrief ... und das für mich! 

Ich las diese Nachricht die ganze Stunde lang immer und immer wieder. Jedes Wort war so perfekt wie er und noch nie hatte ich eine so schöne Nachricht bekommen. Und am Ende der Stunde war ich mir sicher: Ich hatte mich hoffnungslos in Bobby verliebt. Ganz sicher liebte er mich noch viel viel mehr. 



Die Hölle ist leer, alle Teufel sind hierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt