Kapitel 36 //

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Es war der Tag vor dem großen Weihnachtsball. Wir hatten heute nur drei Stunden und die Zeit, die wir mit einem seltsamen Film, den absolut niemand verstand, verschwendeten, war fast herum. Frau Weinstädter schlief neben ihrer Tasse und Her Wur-Zieloy war irgendwo, nur eben nicht im Klassenraum. Jeder ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach, wobei ich ganz vorne im Raum kaum eine Möglichkeit hatte. Vor mir brüllte so ein seltsamer Mensch herum und hinter mir war es nicht viel leiser. Da sich trotz der größten Mühe meine Schusseligkeit beizeiten nicht gelegt hatte, hatte ich nicht einmal etwas zum Malen oder zum Lesen dabei. So saß ich einfach nur in Gedanken verloren herum. 

Warum hatte Bobby mich nicht zum Ball eingeladen? Viel mehr kam mir nicht in den Sinn. Bobby hatte in der letzten Zeit so liebenswürdig und schlichtweg perfekt gewirkt, dass er mich einfach einladen musste! Aber wieso tat er es nicht? Sollte ich fragen? Aber nein, das ging nicht. Er musste mich einladen und das würde er auch bestimmt. Aber was, wenn er doch lieber Gloria einlud? Oder wenn sie das tat? Nein, das konnte ich nicht zulassen! 

Energisch drehte ich meinen Stuhl um, sodass er über den Boden quietschte und Bobby hinter mir von seinem Gespräch mit irgendeinem unwichtigen Typen hinter ihm hochschreckte. "Ist was, Vitalina?", fragte er flüsternd. 

"Ich warte noch immer auf meine Einladung zum Ball", machte ich ihm unmissverständlich klar. Jetzt oder nie! 

"Hä? Was für eine Einladung?" 

"Die Einladung zum Weihnachtsball der Schule! Du lädst mich doch ein, oder?" 

"Wie kommst du nur darauf? Natürlich lade ich dich nicht ein, wie auch sonst niemanden! Ich habe echt keinen Bock auf so eine blöde Feier!" 

Ich war wie erstarrt. Was hatte er gerade gesagt? Er würde mich nicht einladen? Das konnte nicht wahr sein! 

"Was?", hörte ich ein Kreischen aus der letzten Reihe, bevor Gloria mit ihrem Stuhl schon wieder Amelia umräumte. Offensichtlich hatte sie auch gehofft, eingeladen zu werden. Wenigstens ein Triumph. 

"Ja klar gehe ich da nicht hin!" Bobby schien sich sicher zu sein. 

Mittlerweile hatten alle bis auf Frau Weinstädter etwas von dem Drama mitbekommen zu haben. Dass ausgerechnet Bobby, der sonst überall gerne mit dabei war, nicht kommen würde, war sicherlich ein Skandal. Immerhin hatte er einen Ruf zu verlieren! Und als anständige junge Dame konnte ich schlecht alleine gehen. Was sollte ich nur tun? 


Die Hölle ist leer, alle Teufel sind hierWo Geschichten leben. Entdecke jetzt