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"Painu helvettiin.", Clara trat gegen den Reifen ihres Autos und schaute in den Himmel. Es sah nach Regen aus und ihr verfluchtes Auto sprang nicht an. Müde strich sie sich die Haare aus dem Gesicht.

"Haista vittu.", brummte sie genervt, ehe sie ihr Handy aus der Tasche zog.

"Alles okay?", eine dunkle Stimme war aus dem Nichts neben ihr aufgetaucht und sie schaute überrascht auf. Der Mann mit dem teuren Auto stand neben ihr. Er hatte eine Kapuze auf und musterte sie aus dunklen Augen. Clara merkte, wie ihr warm wurde. Er hatte tolle Augen.

"Nein, ja...Nein. Das Auto springt nicht an.", sie deutete auf ihren Polo und der fremde Mann schmunzelte.

"Habe ich mir schon fast gedacht. Kann man dir helfen? Soll ich jemanden anrufen, der den Wagen abschleppen lässt?", er legte den Kopf leicht schief, als er sah wie sie ihn ungläubig anschaute.

"Äh, ich weiß nicht. Ich habe mich um sowas noch nie kümmern müssen.", gab sie zu und zuckte mit den Schultern. Sie hatte gerade ihren Vater anrufen wollen und fragen, was sie tun sollte. Und dann hätte sie Marc angerufen und gefragt, ob er sie mitnehmen kann.

"Kennst du dich mit Autos aus?", fragte sie den Unbekannten schließlich. Der zuckte mit den Schultern und zog die Kapuze etwas tiefer ins Gesicht, als eine Gruppe Jugendlicher an ihnen vorbei lief.

"Nicht, was Reparaturen angeht.", gab er zu, dann zog er ein IPhone aus seiner Hosentasche. Er tippte darauf herum, ehe er sie wieder anblickte.

"Wenn du möchtest, kenne ich jemanden, der sich das anschauen kann.", sagte er und seine dunklen Augen schienen etwas in ihrem Gesicht zu suchen. Clara fand seine Hilfsbereitschaft etwas merkwürdig, aber auch sehr nett und sie hatte eh keine andere Wahl. Dankbar nickte sie.

"Heute 19 Uhr hier am Auto?", fragte er und Clara nickte nur erneut.

"Gerne. Das ist sehr nett. Ich bin übrigens Clara!", meinte sie und lächelte ihn an. Er lächelte zurück.

"Raphael.", stellte er sich vor und warf einen Blick auf ihre Tasche.

"Also noch einmal vielen Dank, Raphael.", freundlich nickte sie ihm zu. Er nickte zurück, dann blickte er kurz in den Himmel, als dicke Regentropfen herunterkamen. Leise fluchte er.

"Kann man dich irgendwo absetzen?", er zeigte auf sein Auto und Clara schaute überrascht auf. Wieso war er so nett zu ihr?

Sie schwieg einen Moment. Sie kannte diesen Mann ja gar nicht. Wieso bot er das an? Was war, wenn seine Absichten nicht nett waren? Sie seufzte innerlich. Aber hatte sie eine Wahl? Sie würde viel zu lange brauchen, wenn sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln fuhr oder auf Marc wartete.

"Nur wenn es dir wirklich nichts ausmacht.", meinte sie schüchtern und Raf schüttelte den Kopf.

"Ich hätte nicht gefragt, wenn es mir was ausmachen würde. Wo musst du denn hin?", fragte er und trat dabei schon auf sein Auto zu. Clara zögerte einen Moment, dann machte sie unauffällig ein Foto von seinem Kennzeichen. Zum Glück bekam er das nicht mit.

"Zur Universität.", sie schickte das Foto an Marc.

"Wenn ich in einer halben Stunde nicht im Büro bin, gib das Kennzeichen an die Polizei weiter :D", schrieb sie.

"Alles klar, dann steig ein.", Raphael war tatsächlich ums Auto herumgegangen und hatte ihr die Tür geöffnet. Sowas kannte sie bislang nur aus dem Fernsehen. Sie musste lächeln, als sie sich ins Auto setzte und er die Tür schloss. Er war viel netter, als er aussah, stellte sie fest. Eigentlich sah er ein bisschen nach Gefahr aus, wirkte nun aber wie ein Gentlemen.

Als er neben ihr saß und losfuhr, machte sich eine Stille breit. Clara wusste nicht wirklich, was sie sagen sollte. Immerhin, stellte sie beruhigt fest, schien er wirklich zur Uni zu fahren. Jetzt wo sie so nah beieinander saßen, konnte sie ihn riechen. Er roch wirklich gut.

"Was war das für eine Sprache?", fragte Raphael plötzlich und Clara schaute ihn überrascht an.

"Was für eine Sprache?", fragte sie zurück.

"Du hast gegen dein Auto getreten und irgendwas gesagt, aber es war kein deutsch.", stellte er fest und Clara lachte leise. Das hatte sie gar nicht richtig mitbekommen.

"Finnisch.", bemerkte sie und zuckte mit den Schultern. Manchmal, gerade wenn sie wütend war, passierte das einfach so. Raphael schaute kurz zu ihr herüber, ehe er wieder auf die Straße blickte. An einer Ampel ließ er den Motor kurz aufheulen und die anderen Autos hinter sich zurück.

"Du sprichst finnisch?", er schien überrascht.

"Ich bin Finnin. Zumindest zur Hälfte. Mein Papa kommt aus Finnland, meine Mama ist deutsch.", erklärte sie. Raphael hob eine Augenbraue an. Clara betrachtete ihn einen kurzen Moment, schaute jedoch ertappt weg, als er es bemerkte.

"Und lebst in Österreich. Interessante Kombi.", seine Augen glitten nun ebenfalls kurz über ihr Profil.

"Meine Familie lebt in Hamburg, aber da gab es nichts, was ich studieren wollte.", sie beließ es bei der knappen Aussage. Sie musste diesem fremden Mann ja nicht ihre Lebensgeschichte erzählen. Er fragte nur aus Höflichkeit.

Er schmunzelte leicht.

"Hamburg also.", meinte er amüsiert und Clara hatte das Gefühl, sie verpasste den Witz. Bevor sie nachfragen konnte, hielt das Auto an der Uni direkt im Halteverbot. Clara war überrascht, wie schnell der Weg gewesen war, aber vermutlich hatte sich ihr Fahrer nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung gehalten.

Raphael lehnte seinen Arm auf die Armlehne und wandte sein Gesicht zu ihr. Sie bildete sich ein, dass seine Augen leicht funkelten, als er sie anschaute. Clara rieb ihre Hände nervös an der Jeans, ehe sie ihn leicht anlächelte.

"Vielen Dank noch einmal.", sagte sie schüchtern und er grinste sie an.

"Nicht dafür. Gibst du mir deine Nummer, falls mit dem Autotermin etwas dazwischen kommt?", er zückte sein Handy und reichte es ihr. Schnell tippte Clara ihre Nummer ein, dann verabschiedete sich etwas eilig. Mal wieder war sie sehr spät dran.

Als sie die Tür zu ihrem Büro aufschlug, atmete sie schwer, weil sie so schnell gelaufen war. Marc lehnte an seinem Schreibtisch und musterte sie, als würde er sie das erste Mal richtig sehen.

"Du bist also hier angekommen.", er bezog sich auf ihre SMS. Clara lachte auf und nickte, ehe sie ihre Tasche auf den Tisch warf.

"Und erklärst du mir, wieso Raphael Ragucci dich in die Uni bringt?", er verschränkte die Arme vor der Brust. Clara zog die Augenbrauen hoch. Hieß Raphael so mit Nachnamen? Es schien so.

"Du kennst ihn? Seid ihr Freunde?", Clara schaute Marc überrascht an, aber anscheinend war er ebenso überrascht. Perplex schaute er sie an.

"Kennst du von allen deinen Freunden die Kennzeichen?", Clara schaltete ihren Laptop an, während Marc sie immer noch perplex anstarrte. Er schüttelte kurz den Kopf, dann kam er zu ihr herüber uns beugte sich leicht über ihren Schreibtisch.

"Äh, du Clara, sagt dir der Name Raf Camora was?'', Marc musterte sie prüfend.

"Nö. Wer ist das?", sie schlug ihr Buch auf und tippte dann ihr Passwort in den Laptop ein.

"Ich bin verwirrt. Der Typ, der dich gerade gefahren hat, heißt Raphael Ragucci und das ist Raf Camora. Und Raf Camora ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker. Also, wieso hat er dich zur Arbeit gefahren?"

Na, was sagt ihr?

Calm downWo Geschichten leben. Entdecke jetzt