Calm down

17

Ich wurde darauf hingewiesen, dass das letzte Kapitel sehr kurz war... deswegen gibt es jetzt schon ein neues und vor allem längeres Kapitel.
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende- ich liege krank im Bett 🙈😅 vielleicht schaffe ich es ja die Zeit zu nutzen!

Raf stöhnte genervt auf, dann warf er das Mikrofon in die Ecke. Frustriert strich er sich durch das Gesicht.

"Was ist denn los? Du bist ja gar nicht bei der Sache. ", John musterte ihn misstrauisch. Raf seufzte. Sein Blick fiel auf Jonas, der ihn auch verwundert anschaute, dann schloss er für einen kurzen Moment die Augen.

Seit gestern waren er und Clara in Hamburg. Er hatte sie bei ihren Eltern herausgelassen, jedoch hatte sie ihn darum gebeten, ein paar Meter weiter weg anzuhalten. Offenbar wollte sie nicht, dass ihre Eltern ihn sahen. Er fragte sich, ob es an ihm lag? Schämte sie sich für ihn oder war sie einfach noch nicht soweit?

Seitdem sie in Hamburg waren, hatte sie sich auch nicht besonders viel gemeldet. Sie schrieb zwar zwischendurch, aber es war deutlich weniger als sonst. Er versuchte sich immer wieder in den Kopf zu rufen, dass sie vermutlich einfach nur die Zeit mit ihren Eltern genoss, aber dennoch verunsicherte ihn das. Die Frauen, die er sonst traf, sprangen bei dem kleinsten Wort von ihm. Er war ihr Verhalten nicht gewöhnt und konnte damit nicht umgehen.

Er fragte sich, ob sie heute überhaupt kommen würde? Er hatte sie auf die Gästeliste gesetzt, aber sie hatte nichts mehr dazu gesagt.

"Ach nichts.", brummte er in Johns Richtung, aber der schaute ihn aus zugekifften Augen an.

"Kriegst du das Nichts bis heute Abend aus dem Kopf?", fragte John. Raf lachte auf.

"Ich kriege das schon hin - keine Sorge.", gab er von sich und wollte das Mikrofon aufheben, jedoch stand Marten bereits vor ihm und hielt es in der Hand. Er reichte es Raf und schaute ihn dabei fragend an, aber Raf schüttelte den Kopf, dann atmete er tief durch.

"Los, nochmal.", seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu. John zuckte mit den Schultern, dann nickte er. Raf schüttelte die Gedanken von sich ab.

Einige Stunden später hatte er sich umgezogen und für den Auftritt fertig gemacht. Aus dem Backstagebereich konnte er hören, wie es immer voller wurde. Die Stimmung schien ausgelassen.

"Alles okay?", Marten stand mit verschränkten Armen gegen eine Wand gelehnt und schien ihn zu beobachten. Seit der Probe hatten sie nicht miteinander gesprochen, aber es war offensichtlich, dass Marten wusste, dass Raf etwas beschäftigte.

"Alles bestens.", meinte er nur knapp. Er war überrascht gewesen, wer alles hier war. Als John ihn gefragt hatte, hatte er nicht damit gerechnet. Sogar ein paar seiner Jungs aus Wien waren hier. Ihn störte das nicht, er fragte sich jedoch, was Clara dazu sagen würde.

"Wirkst irgendwie nervöser als sonst.", bemerkte Marten und Raf seufzte.

"Ja, kann sein.", gab er zu. Warum sollte er es auch leugnen? Offenbar bemerkte es ja doch jeder.

Marten zog die Augenbrauen hoch. Seine Augen huschten über Rafs Gesicht, dann fiel sein Blick auf etwas hinter Raf.

"Liegt das an der Kleinen aus Wien?", fragte Marten und Raf runzelte die Stirn.

"Woher weißt du das denn?", er war wirklich überrascht. Er hatte seinen Freunden noch nichts weiter von ihr erzählt. Er stellte sie lieber direkt persönlich vor.

"Weil sie da gerade hereingekommen ist.", Marten machte eine nickende Kopfbewegung an Raf vorbei und zog dabei bewundernd eine Augenbraue hoch. Marten grinste, als Raf sich umdrehte und ihm der Atem stockte.Clara kam den Flur entlang und schaute sich suchend um. Sie hatte ihn noch nicht gesehen und Raf war für einen Moment wie erstarrt. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, wie schön sie war. Er fand sie hübsch, wenn sie ungeschminkt und unscheinbar war, aber sie raubte ihm regelrecht den Atem, wenn sie sich stylte. Sie übertrieb es mit der Schminke nicht, aber das hatte sie auch gar nicht nötig.

Er verstand Martens Gesichtsausdruck direkt, als er sie musterte. Sie hatte ein einfaches, leicht ausgeschnittenes weißes T-Shirt an und dazu eine enge, hochgeschnittene Jeans, die ihre Beine betonte. Ihre langen, blonden Haare fielen ihr in großen Wellen über die Schultern. Es wirkte nicht so, als würde sie sich große Gedanken über ihr Outfit machen und dennoch war es perfekt. Er schien dies nicht als einziger zu bemerken, denn die anwesenden Männer musterten sie ausgiebig. 

"Raphael.", Clara hatte ihn entdeckt und kam mit einem strahlenden Lächeln auf ihn zu. Er bemerkte, dass sie es vermied, irgendjemanden anzuschauen. Vermutlich fühlte sie sich unter all den Männern unwohl. 

Ein wenig unsicher, blieb sie vor ihm stehen, aber Raf überbrückte den Abstand und zog sie an sich heran.

"Da bist du ja.", murmelte er, ehe er seine Lippen auf ihre senkte. Es sollte direkt jeder wissen, dass sie ihm gehörte. Clara schien überrascht, aber presste dann ihren Körper gegen seinen. Es schien beinahe so, als würden ihre Knie weich werden. Raf musste schmunzeln. Hatte er nicht eben noch an ihren Gefühlen gezweifelt? Ihr Körper sprach eine andere Sprache. 

"Natürlich bin ich da. Habe ich doch gesagt.", sie schaute ihn aus ihren großen, blauen Augen an, als er sich von ihr löste. Raf nickte. 

"Äh ja, ich wusste ja nicht, ob du das hier findest und so.", er suchte nach Worten, die ihn nicht wie ein Vollidiot aussehen ließen, aber Clara zog eine Augenbraue hoch.

"Ob ich das hier finde? Raphael, ich bin Hamburgerin. Was meinst du, wie oft ich schon hier war?", sie lachte leise. Raf nickte knapp, dann drehte er sich zu Marten um. Er brauchte dringend ein anderes Thema, bevor sie merkte, wie verunsichert er wegen ihr gewesen war.

"Das hier ist Marten - einer meiner besten Freunde. Marten, Clara.", er stellte die beiden einander vor, bemerkte jedoch wie Clara sich versteifte. Direkt verübeln konnte er es ihr nicht, immerhin war Marten riesig, breit und sah mit den Tattoos nicht gerade aus, wie der nette Nachbar von nebenan.

"Hallo.", Marten lächelte sanft und reichte Clara die Hand. Raf rechnete es ihm hoch an, dass er sich Mühe gab, freundlich und ungefährlich zu wirken. Clara hingegen schien das nicht so zu empfinden.

"Ui, wer ist die denn?", Jonas war neben ihnen aufgetaucht und musterte Clara unverholen. John stand hinter ihm und zog die Stirn kraus. Er warf Raf einen kurzen Seitenblick zu. Vermutlich konnte er sich nun denken, wieso Raf so unkonzentriert gewesen war.

"Lass deine Finger bei dir, Gazo.", knurrte Raf leise, als er sah wie Jonas einen Schritt auf Clara zugemacht hatte. Überrascht blickte dieser ihn an, fing jedoch an zu grinsen, als er sah, wie Clara nach Rafs Hand griff und ein bisschen hinter ihm verschwand. Es war offensichtlich, dass ihr das alles zu viel war. Raf drückte ihre Hand, dann schlag er den Arm um ihre Hüfte.

"Sag bloß, du hast eine Freundin? Und davon erfahren wir erst jetzt?", Jonas grinste noch breiter und Raf versteifte sich etwas. Für ihn war es eindeutig, dass er Clara als seine Freundin sah und sie vor allem als seine Freundin wollte. Darüber geredet hatten sie jedoch noch nicht. Seine Augen wanderten zu Clara und er bildete sich ein, dass sie ihn abwartend anschaute. Er nahm sich vor, dieses Thema dringend in der nächsten ruhigen Minute mit ihr zu besprechen.

"Dafür haben wir später Zeit. Jetzt müssen wir leider zum Ton und uns verkabeln lassen.", John nickte knapp. Für einen Moment schaute er Raf in die Augen, dann drehte er sich schlagartig um und verschwand. Raf unterdrückte den Wunsch, die Augen zu verdrehen. John war doch jetzt nicht beleidigt, weil er ihm nicht von Clara erzählt hatte?

"Hör mal, ist es okay, wenn du während des Auftritts bei Marten bleibst? Er ist nett, versprochen!", Raf hatte sich zu Clara heruntergebeugt und grinste sie an. Sie zog ungläubig die Augenbrauen nach oben und warf Marten einen kurzen Blick zu. Dieser zuckte mit den Schultern, lachte dabei aber.

"Wenn du das sagst.", Clara lächelte leicht, dann nickte sie.