Calm down

20

Clara kam aus dem Badezimmer mit einem großen Handtuch um sich geschlungen. Die Dusche hatte ihr gut getan und sie fühlte sich erstaunlich fit, dabei war es schon nach 0 Uhr.

Ihr Blick fiel auf Raf, der wieder auf der Couch saß und telefonierte.

"Ich weiß nicht, Bro. Ich glaube, wir bleiben zuhause.", gab er von sich und sein Blick wanderte zu Clara. Fragend sah sie ihn an.

"John fragt, ob wir noch nachkommen. Sie feiern noch etwas.", meinte er. Es klang wie eine indirekt Frage und Clara zuckte mit den Schultern.

"Okay.", sagte sie und schaute sich nach ihrer Handtasche um. Zum Glück hatte sie ein anderes Shirt und etwas Schminke dabei. Raf schaute sie verwundert an.

"Na gut. Wir kommen dann.", sprach er ins Handy. Er kniff die Augen zusammen.

"Was weiß ich. Sie kommt gerade aus der Dusche - ich weiß nicht wie lange sie braucht.", gab er von sich. Clara schmunzelte.

"Viertelstunde.", rief sie, ehe sie im Schlafzimmer verschwand. Ungläubig schaute Raf ihr hinterher.

Eine halbe Stunde später standen sie tatsächlich bereits im Club. Clara blickte sich um. Auch hier war sie früher einige Male gewesen und der Laden hatte sich kein Stück verändert - sie hatte sich jedoch verändert, stellte sie fest, als sie mit Raphael händchenhaltend in den VIP- Bereich ging.

"Da seid ihr ja.", dieser John kam auf sie zu und schien nicht mehr ganz nüchtern zu sein. Clara hatte bei Raphael auch noch einen Gin Tonic getrunken. Etwas Mut konnte ja nicht schaden.

Er drückte sich an Raphael vorbei und nahm Clara in den Arm. Überrascht schaute sie zu Raphael, aber dieser sah genauso verwirrt aus.

"Freut mich dich kennenzulernen,  auch wenn Raf wohl der Meinung war, er müsste mir nichts von dir erzählen.", John grinste sie schief an, warf aber einen kurzen Seitenblick zu Raphael.

"Wir haben schon über sie geredet.", brummte er knapp. Clara sah ihn überrascht an. John lachte auf.

"Du meinst den Abend im Club, als du mit der...", John wurde still, als er Raphaels warnenden Blick sah. Claras Magen zog sich zusammen. Sie wusste, was John sagen wollte. Sie spürte, wie Raphael wieder nach ihrer Hand griff und sie fest drückte. Clara lächelte ihn an. Es fiel ihr in diesem Moment schwer, aber es ging sie nichts an, was er vor ihr getan hatte.

"Na, kommt mit. Bestimmt wollen alle dich kennenlernen.", John nickte in die Richtung des vollen VIP Bereichs. Clara seufzte. Warum genau hatte sie dem zugestimmt?

Sie atmete erleichtert auf, als sie erkannte, dass sie nicht die einzig normale Frau war und war noch erleichterter als Raphael sie strategisch zwischen sich und Marten platzierte.

"Du schon wieder.", grinste er sie an und zog an einem Joint. Er hatte sich ebenfalls umgezogen.

"Ich schon wieder. Tut mir leid, wenn du heute meinen Unterhalter spielen musst.", Clara lächelte ihn an, aber Marten lachte dröhnend auf.

"Das ist mal eine angenehme Abwechslung für mich. Mach dir keine Sorgen.", meinte er. Clara nickte leicht. Es schien ihm wirklich nichts auszumachen. Ihr Blick fiel auf eine kleine, hübsche Frau, die auf ihrem Handy rumtippte.

"Das ist Mary, Johns Freundin. Das daneben ist Lisa, die Frau von Jonas.", erklärte Raphael ihr und nickte Lisa knapp zu. Sie beäugte Clara und zog kritisch eine Augenbraue hoch, dann lächelte sie jedoch nett. Clara zwang sich ebenfalls ein Lächeln auf.

"Also, wie habt ihr euch kennengelernt?", Jonas Stimme hallte zu ihr herüber. Sie spürte, wie beinahe alle sie anschauten. Unsicher sah sie zu Raphael rüber, der sich entspannt nach hinten gelehnt hatte und den Arm um sie legte.

"Die kurze Fassung? Wir sind Nachbarn, ihr Auto ist kaputt gegangen und ich hab ihr geholfen. Danach sind wir in Kontakt geblieben.", Raf grinste schief und Clara war froh, dass sich Jonas mit dieser kurzen Version zufrieden gab.

"Ist es für alle so besonders, dass du jemanden mitbringst, oder wieso reagieren sie so neugierig?", flüsterte Clara Raphael zu. Der blickte sie amüsiert an.

"Ich habe noch nie eine Frau mitgebracht.", meinte er locker, aber Clara sah ihn überrascht an. Es fiel ihr schwer, ihm zu glauben, aber seine dunklen Augen sahen sie ehrlich an.

"Soll ich dir noch einen Gin holen?", fragte er sie und sie nickte. Sie beobachtete ihn dabei, wie er aufstand und ging. Sie biss sich auf die Lippen, als sie hinter ihm herschaute und seinen breiten Rücken bewunderte.

"Clara?", erschrocken zuckte sie zusammen, als sie die fragende Stimme hörte. Sie schaute auf und ihre Augen weiteten sich. Woher kannte dieser große, tattowierte Mann ihren Namen? Sie runzelte die Stirn, dann riss sie die Augen auf.

"Nick?", der aufgepumpte, tattowierte Mann vor ihr, konnte nur Nick sein, auch wenn sie ihn kaum wiedererkannte. Ein schiefes Grinsen schlich sich auf sein Gesicht und er nickte.

"Woah, ich hätte dich fast nicht erkannt. Du hast dich ganz schön verändert. Was machst du hier?", Clara stand auf und umarmte ihn. Auch er schlang seine Arme um sie uns drückte sie kurz.

"Ich arbeite für John und wir sind Freunde. Ich hänge hier also ständig mit ihnen ab, aber was machst du hier?", fragte er stirnrunzelnd, als er sie losließ. Sie ließ sich auf ihren Platz nieder und Nick setzte sich neben sie. Sie wollte gerade antworten, als Marten sich räusperte.

"Woher kennt ihr euch?", fragte er sichtlich überrascht.

"Wir waren Nachbarn. Unsere Eltern sind das immer noch.", erklärte Nick und Clara nickte. Sie hatte Nick immer gerne gemocht, aber früher war er eher ruhig und unscheinbar gewesen. Davon schien heute nicht mehr viel übrig zu sein.

"Früher sah er aber noch ganz anders aus.", meinte Clara lachend. Nick grinste sie schief an.

"Du hast dich jedoch kaum verändert. Du bist immer noch so hübsch wie damals.", meinte er und ließ kurz seinen Blick über ihr Gesicht gleiten. Clara verdrehte die Augen.

"Übertreib doch nicht.", sie schüttelte schmunzelnd den Kopf. Offenbar war er auch viel selbstbewusster geworden.

"Doch, klar, ich war total verknallt in dich.", lachte Nick und zwinkerte ihr zu. Sie hob überrascht eine Augenbraue an. Das hatte sie nie gemerkt. Marten hustete auf.

"Was machst du eigentlich hier? Bist jetzt nicht so der typische Groupie.", Nick schaute sie fragend an. Wie selbstverständlich legte er ihr eine Hand auf das Knie.

"Sie ist mit mir hier.", Raphaels dunkle Stimme tauchte aus dem Nichts auf. Seine Miene war finster und sein Körper angespannt, als er Clara das Getränk in die Hand drückte.

Ach. Es könnte alles so schön harmonisch sein...aber das wäre doch langweilig, oder nicht?