Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel und rücke mir das schwarze Kleid zurecht. Es liegt eng an meiner Taille und fällt unten locker aus.
Meine Haare lasse ich offen und streiche mir eine Strähne hinters Ohr.
Nachdenklich betrachte ich mich und seufze innerlich auf.
Ambar, du hast dich gerade für ein Date so schick gemacht und dieses Date ist nicht dein Fake-Freund Benicio.
Und es war nicht Simón der mich um diese Verabredung gebeten hat, sondern ich ganz alleine. Also muss ich das auch wieder ausbaden.
Pünktlich um neunzehn Uhr klingelt es an der Haustür und ich schnappe mir meine ebenfalls schwarze Tasche vom Bett.
Mein Dad ist heute ausgegangen, also kann er mich auch nicht mit Fragen über Simón löchern. Er wird nie wissen, dass ich weg war.
"Hey", ich öffne die Tür und schließe sie hinter mir eilig wieder.
"Hi Ambar...ähm sollen wir los?", obwohl er kurz ins stottern gerät, scheint er nicht sonderlich nervös zu sein.
"Klar, hast du ein Taxi bestellt oder so?", verwundert schaue ich mich um, denn ich kann kein Auto erkennen. Allerdings ist es auch schon dunkel und die Straßenlateren funktionieren schon seit mehreren Jahren nicht mehr.
"So ähnlich", er lacht und geht einen Schritt zur Seite, sodass ein glänzendes, blaues Mottorad zum Vorschein kommt.
"Mit dem Ding sollen wir fahren? Kannst du das überhaupt?", unsicher nehme ich das Teil unter die Lupe und mache ein paar Schritte darauf zu, sodass ich genau neben Simón stehen bleibe.
"In Mexiko hatte ich auch eins. Vielleicht etwas kleiner, okay, aber ich habe geübt und ich würde dich darauf auf keinen Fall mitnehmen, wenn ich mir nicht sicher wäre"
"Wo hast du die Maschine denn her?, ich glaube kaum, dass dein Gehalt im Jam and Roller dafür ausreicht", ich fahre mit der Hand über den Sitz und die Lenker und schaue noch immer ungläubig zu Simón.
Dieses Mottorad passt nun wirklich überhaupt nicht zu ihm. Andererseits habe ich keine Ahnung was zu Simón passt, wenn ich doch so wenig über ihn weiß.
"Ich hab sie mir ausgeliehen. Von Pedro. Er vertraut mir sein Baby an, wie er es nennt, wenn ich die eine oder andere Schicht für ihn übernehme", erklärt er und reicht mir einen der Helme.
"Das heißt du hast keine Zeit mehr, mir beim putzen zu helfen?"gespielt empört warf ich die Arme in die Hüfte.
"Tut mir leid, ich musste mich entscheiden, ob ich heute Abend einen coolen Auftritt hinlege oder ob ich Nachmittags in der Schule putze", er zwinkert mir zu und lacht. "Und zugegeben, die Entscheidung fiel mir nicht schwer, obwohl ich das natürlich vermissen werde."
Kopfschüttelnd und mit einem leichten Grinsen auf den Lippen ziehe ich den Helm auf und drehe mich zu ihm um. "Dann mal los"
***
"Und wie hat es dir gefallen? Du hast dich ganz schön fest an mich geklammert", Simón nimmt seinen Helm ab und lächelt mich verspielt an.
"Du bist ja auch wie ein verrückter gefahren", entgegne ich und ziehe mir den Helm ebenfalls wieder vom Kopf.
Wir steigen vom Mottorad runter und ich schüttel meine Haare durch.
"Ey, ich habe mich an alle Verkehrsregeln gehalten", protestiert er, während wir uns langsam dem Lokal nähern, zu dem er mich führen wollte.
"Das sieht...ganz schön...mexikanisch aus", stelle ich fest und betrachte die klassischen Dekorationen.
"Ja, hier in Argentinien übertreiben sie es etwas, aber keine Sorge es schmeckt genauso gut"
Wir betreten das kleine Restaurant und werden sofort zu einem der Tische am Fenster geführt. Ein Kellner reicht uns die Karte und Simón bestellt für uns.
"Okay, ich wollte unbedingt, dass du die Pozole probierst. Ein typisch mexikanischer Maiseintopf. Der Beste, ich verspreche es dir", sagt Simón begeistert, nachdem wir bereist unsere Getränke bekommen haben. "A-aber kann ich...dich...etwas fragen?"
"Sicher?", unentschlossen darüber ob ich wirklich wissen will, wie seine Frage lautet, beiße ich mir auf die Lippe und warte unsicher ab.
"Wieso wolltest du heute Abend mit mir essen gehen. I-Ich meine, keine Ahnung. Du verwirrst mich Ambar", er wollte ein Lächeln aufsetzen, doch ich merke, dass die Frage ernst gemeint war.
Und ich kann ihn verstehen. Ich sende widersprüchliche Signale. Im einen Moment gehe ich mit ihm aus und im anderen Moment da küsse ich Benicio vor seinen Augen.
Da wäre ich sicher auch verwirrt. Aber das alles war nie so geplant gewesen.
Ich erinnere mich wie Simón vor ein paar Tagen bei mir gewesen ist und wir uns darauf geeinigt hatten Freunde zu sein.
Und wie falsch es sich anfühlte, weil ich spürte, dass das nicht genug war.
"Weiß nicht", mehr fällt mir nicht ein und ich rühre mit dem Strohhalm in meinem Zitronewasser." Ich schätze, dass ich nicht viel darüber nachgedacht habe was es bedeutet"
Sein Gesicht wirkt nachdenklich und er runzelt die Stirn.
"Ich-", doch bevor er antworten kann, kommt der Kellner zurück und serviert uns den Eintopf.
"Der sieht lecker aus", versuche ich vom Thema abzulenken und tauche meinen Löffel hinein.
"Oh und er sieht nicht nur so aus", anscheinend hat meim Versuch das Gespräch auf etwas anderes zu lenken funktioniert und Simón schwebt bei dem Essen auf Wolke sieben.
"Wie lange sind du und Benicio schon ein Paar?"
Genervt lege ich den Löffel beiseite und nehme mir die Serviette.
"Ich will heute Abend wirklich nicht über ihn reden"
"Habt ihr euch gestritten?"
"Nein?"
"Also?"
"Simón, ich bin heute mit dir hier. Benicio geht nicht gerne aus, also dachte ich wir könnten heute zusammen essen gehen", ich merke Sekunden nachdem ich das gesagt habe, wie das rübergekommen sein muss.
Mein eigentlicher fester Freund unternimmt nicht gerne etwas, also bist du heute der Ersatz.
"Ich meine wir sind doch Freunde", versuche ich ihn an das vergangene Gespräch zu erinnern und schaue ihm dabei fest in die Augen.
"Ja klar, tut...tut mir leid, ich...ich wollte nicht neu-neugierig klingen oder so", er fängt wieder an leicht zu stottern und senkt den Blick auf sein Essen."Lass uns lieber dieses Essen genießen"
Ich lächle ihn an, ohne dass er mich anieht und spüre dieses brennende Gefühl in meinen Bauch, welches ich neuerdings häufiger bekomme, wenn ich ihn sehe.
Und es macht mir wahnsinnige Angst.
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Bad Angel |Simbar
Fanfiction"Ich bin nicht das gute Mädchen welches du dir wünscht. Ich bin böse. Ein Teufel" "Und wenn dem Teufel Flügel wachsen?"