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"Pünktlich auf die Sekunde"mein Vater öffnete die Haustür und sah mich beeindruckt an.

"Jetzt guck nicht so. Du hast gesagt ich soll um acht da sein, Also bin ich das auch"zickte ich und lief in die Küche, in der bereits das Abendessen stand.

"Was ist dir denn über die Leber gelaufen?"

"Alles Gut"versicherte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und setzte mich an den gedeckten Tisch.

Es gab Lasagne und sofort lief mir das Wasser im Mund zusammen. Mein Vater konnte gut kochen. Er hatte Mal in einem Restaurant als Küchenhilfe gearbeitet und sich bei den großen Köchen einiges abschauen können. Nun arbeitet er in einem der riesigen Bürokomplexe im Zentrum der Stadt und dient als Stellvertretender Assistent seinem Vorgesetzten. Was ein Wandel.

Ich hatte gar nicht gemerkt dass mein Dad mir bereits etwas auf den Teller getan hat und war dementsprechend auch verdutzt als ich das Stück vor mir auf dem Teller sah.

"Willst du nichts Essen?"fragte er mit vollem Mund und deutete auf meine Lasagne.

Schnell nahm ich mir Gabel und Messer die jeweils links und rechts lagen und Schnitt das erste Stück ab.

Es schmeckte gut. Und am liebsten hätte ich mir noch etwas genommen. Aber der Erdbeershake von vorhin lag mir noch im Magen, weshalb ich nach dem Abendessen bereits schlafend im Bett lag und von langen Fingern und Ringen träumte.

Es ware noch dunkel am Himmel als ich aufwachte und mich langsam in meinem Bett aufrichtete.

Müde rieb ich mir durch die Augen und sah mich in meinem Zimmer um.

Ich schlug die Bettdecke zur Seite und schlüpfte anschließend in meine Hausschuhe und meinen Mantel der sich, wegen dem leichten seidenstoff, angenehm an meine Haut schmiegte.

Dann ging ich hinüber zu meiner großen Tür die hinauf auf den Balkon führte. Ich öffnete diese und hielt mich am kalten Geländer fest.

Mein Atem verwandelte sich in einen sichtbaren Rauch, mein Gesicht fror und ich schlang wärmend die Arme um meinen Körper.

Es war kalt.

Und obwohl es in Buenos Aires keinen richtigen Winter mit Schnee gab, spürte man jede Nacht aufs neue die kalten Temperaturen, welche am Tag wieder anstiegen.

Doch der Wunsch irgendwann einmal echten, weißen Schnee zu sehen blieb stetig.

Wir hatten November und es wurde immer wärmer. An Schnee war gar nicht zu denken.

Ich stand noch eine Weile so da und versuchte an nichts zu denken. Dazu war ich sowieso nicht fähig, da mich erneut die Müdigkeit überkam und ich schließlich zurück in mein Bett schlüpfte.

***

"Schon die ganze Zeit grinst du so Ambar. Erzählst du mir wieso?"flüsterte Benicio mir zu, während unser, schon etwas in die Jahre gekommene, Englischlehrer die Arbeiten austeilte.

"Ich freue mich auf das Gesicht von Matteo, wenn er entdeckt das es diesmal wohl zu keiner Eins gereicht hat"entgegnete ich und wartete darauf das Mr García dem Braunhaarigen nun endlich seine Arbeit geben würde.

"Matteo! Das war wohl nichts"hörte ich die Stimme meines Lehrers und drehte mich unauffällig zu ihm um.

"Aber das kann doch nicht sein"aufgebracht sah Matteo sich seine Arbeit an"Das ist nicht von mir. Das habe ich nie geschrieben!Eine Fünf. Das ist Unmöglich"

Triumphierend drehte ich mich wieder um und grinste siegessicher.

"Der Arme fängt gleich noch an zu weinen"lachte mein Freund und beobachtete weiter das Spektakel hinter sich.

Bad Angel |SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt