Der Abend war schön. Auch wenn er stellenweise auch unangenehme Wendungen hatte, so war er doch einfach nur schön.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einfach nur mit jemanden geredet habe. Stundenlang.
Heute fällt es mir umso schwerer in die Schule zu gehen, weil ich es nicht ertragen kann, wie es ist.
Aber ich versuche mich daran zu erinnern, dass ich noch Pläne habe, die ich voranbringen muss.
Also streiche ich meinen Rock glatt und steige aus dem Auto, nachdem mein Dad mich hingebracht hat.
Ich laufe direkt zu meinem Spind und schließe ihn langsam auf, während ich mein Ziel beobachte. Ich nehme meine Bücher für die nächste Stunde heraus und warte den perfekten Moment ab, bis ich zuschlage.
"Hallo Nina", ich winke der besten Freundin von Luna unschuldig zu und deute ihr mit einer einfachen Bewegung an, dass sie zu mir kommen soll.
"Meinst du mich?"fragt sie unsicher nach.
"Natürlich, du heißt doch Nina oder?"
"Ähm, ja?"
"Super, ich muss unbedingt etwas wichtiges mit dir besprechen", ich lächle gespielt und wir gehen den Flur hinunter.
Ich spüre ihre Unsicherheit und kann ihr das wohl auch nicht verübeln.
"Also ich will direkt zur Sache kommen", ich bleibe vor einer Tür stehen, öffne sie und ziehe Nina hinein, bevor ich sie dann wieder hinter uns schließe."Ich will dass du etwas für mich erledigst"
Verwirrt rückt sie ihre rote Brille zurecht und tritt mit einem Bein auf das andere.
"W-was...was denn?",murmelt sie leise und verschränkt die Arme hinter ihrem Rücken.
"Ich will dass du dich in den Schulserver hackst und ein paar klitzekleine Änderungen bei den Noten vornimmst. Das ist alles", bitte ich ganz freundlich und setzte mich auf einen der leeren Tische.
"Aber...aber das geht nicht. Das darf man nicht. Ambar das kann ich nicht machen", ruft sie aufgeregt.
"Das ist mir egal Nina. Ich will, dass du das für mich machst, weil ich sonst leider zu deiner kleinen Freundin Luna gehen muss und was ich ihr über dich zu sagen habe, wird ihr nicht gefallen", ich klimpere mit den Wippern und stoße mich vom Tisch ab, um ihr näher zu kommen.
"Was...was willst du...was willst du ihr erzählen?", ihre Stimme hat sich wieder beruhigt, aber sie zittert leicht am Körper.
"Sagt dir Gastón etwas?"
"Er ist Lunas Freund"
"Genau. Lunas Freund. Also nicht deiner, stimmts?"
Jetzt hatte ich sie genau da, wo ich sie haben wollte. Ihr Gesichtsausruck verändert sich und sie scheint zu ahnen worauf, das hier hinausläuft.
Schon vor Monaten hatte ich den Verdacht, dass sie in Gastón verliebt sein könnte. Aber mir fehlte ein Beweis. Bis ich sie vor einer Woche im Jam and Roller gesehen habe, wie sie sich küssen.
Das muss man sich mal vorstellen. Luna trainiert auf der Bahn und Gastón macht hinter ihrem Rücken mit ihrer besten Freundin rum.
Das würde auch seine schlechten Leistungen auf der Bahn erklären.
Selbstverständlich habe ich es mir nicht entgehen lassen, auch ein nettes Foto von den beiden zu machen.
"Ich hab euch gesehen Nina. Meine Handykamera hat euch gesehen. Und wie schade wenn Luna euch sehen würde, nicht wahr?", grinse ich triumphierend und drücke ihr einen Stick in die Hand."Also bist du dabei?"
Sie sieht so aus als würde sich gleich in Tränen ausbrechen und nickt nur leicht mit dem Kopf.
"Gut. Auf dem Stick ist ein Dokument gespeichert. Dort steht alles darauf, was ich von dir verlange. Benicio wird dir einen Laptop geben und dir dabei helfen. Verstanden?"
"Von wem?", fragt sie leise.
"Von wem was?"
"Von wem ändere ich die Noten?"
"Matteo"
Wieder nickt sie nur und verlässt stumm das Klassenzimmer. Ich sehe auf die Uhr an der Wand. Ich bin zu Spät zu Geschichte. Mrs. Fernàndez wird mit schon verzeihen
***
"Und jetzt die Drehung", höre ich Juliana am Nachmittag auf der Rollschubahn sagen und nähere mich ihrer StimmeAuf der Bahn ist Luna. Aber nicht nur Luna. Auch Benicio.
"Juliana?", lächelnd komme ich auf sie zu und stelle mich neben sie."Warum proben die beiden die Choreographie für das Finale?"
"Ich musste Gastón kurzfristig ersetzten. Benicio springt für ihn ein.", erklärt sie ruhig und gibt den beiden danach eine neue Anweisung.
Fassungslos blicke ich zwischen Juliana und der Bahn hin und her.
"Wenn du Gastón ersetzt, solltest du vielleicht auch Luna austauschen. Sie kommt zu Spät zu Proben und hat massive Probleme mit ihrer Beinarbeit. Außerdem harmonieren Benicio und ich perfekt. Wir beherrschen die Choreo schon lange fehlerfrei", protestiere ich aufgebracht und schaue sie eindringlich an.
"Hör zu Ambar. Ich habe das so entschieden. Es ist das beste für das Jam and Roller. Im nächsten Jahr kannst du es noch einmal probieren und vielleicht schaffst du es dann das Duett zu tanzen. Das ist mein letztes Wort zu dem Thema", sie klopft mit ihrem Stock auf den Boden und lässt mich alleine stehen.
Wütend beobachte ich wie Benicio Luna hochhebt und mit ihr langsam über die Bahn fährt. Dann lässt er sie wieder hinunter.
Kurz treffen sich die Blicke von Benicio und mir und ich kann die Angst förmlich in seinen Augen sehen.
Das war ein ganz großer Fehler Benicio. Ich meine, hinter meinem Rücken? Was glaubt er wer er ist? Ich habe hier die Zügel in der Hand.
Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter und zucke zusammen.
"Hey", Simón stellt sich neben mich und lässt seinen Blick ebenfalls auf die Bahn schweifen, wo Benicio und Luna gerade eine schwieriege Übung absolvieren.
"Hallo", murmel ich und klammere mich fester mit den Händen an das Geländer.
"Alles in Ordnung?", fragt er unsicher, vermutlich bin ich nicht so schwer durchschauen. Mein Blick sagt alles.
"Alles Bestens Simón", sage ich zwischen zusammengepressten Zähnen und folge jeder Bewegung auf der Bahn.
Simón verschränkt die Arme vor der Brust und scheint gemerkt zu haben, dass ich momentan nicht in der Laune bin, um zu reden. Vielleicht denkt er ja, dass ich eifersüchtig auf Luna wäre.
Benicio und Luna kommen zum stehen und es gibt Applaus von Juliana und einigen anderen Leuten, die auf den wenigen Plätzen sitzen oder vom Rand aus zuschauen. Auch Simón klatscht begeistert.
Außer Atem sieht Benicio mich an und scheint um Gnade zu flehen. Doch mein Entschluss steht.
Wenn Benicio entschieden hatte, dass er mich auf der Bahn nicht mehr braucht, dann würde ich ihn in Zukunft auch nicht mehr brauchen.
Ich drehe mich zu Simón um und schaue in seine dunklen Augen.
Ein Lächeln spielt um seine Lippen.
Mein Herz klopft mir bis zum Hals und ich versuche nicht weiter darüber nachzudenken was ich jetzt tun werde.
Ich komme noch einen Schritt auf ihn zu und lege meine Hand flach auf seine Brust. Überrascht legt er die Stirn in Falten. Aber ich gebe ihm nicht die Chance noch weiter darüber nachzudenken.
Jetzt komme ich ihm auch mit dem Gesicht näher und lege meine Lippen sanft auf seine.
Und alles um mich herum ist vergessen.
DU LIEST GERADE
Bad Angel |Simbar
Fanfiction"Ich bin nicht das gute Mädchen welches du dir wünscht. Ich bin böse. Ein Teufel" "Und wenn dem Teufel Flügel wachsen?"