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Als ich an die frische Luft kam atmete ich tief ein und wieder aus. Ehrlich gesagt verspürte ich keine große Lust Heim zu kehren. Nach dem Streit mit meinem Vater konnte ich sicher sein das die Strafe nicht gerade milde ausfallen würde.

Ich hätte Benicio fragen können, aber sicher würde ich jetzt nicht wieder bei ihm angekrochen kommen. Und andere Freunde hatte ich dann wiederum auch nicht. Mit Delfi und Jazmin hatte ich es mir schon lange verspielt.

Doch wer meine Regeln nicht klar befolgte, hat meine Aufmerksamkeit sowieso nicht verdient.

So allmählich wurde es Dunkel und ein rauer Wind zog herbei. Ich verfluchte mich, keine Jacke mitgenommen zu haben, und legte schützend meine Arme um den Körper.

Ich drehte mich wieder zu dem Gebäude hinter mir um und entschied erst einmal dort zu bleiben.

Erneut betrat ich die Räumlichkeiten des Jam and Rollers und setze mich in der Cafeteria hin.

Aus meiner Hosentasche zog ich mein Handy und stellte fest das mein Akku leer war.

"Verdammt"murmelte ich und steckte es wieder ein.

"Señorita Ambar? Was darf ich Ihnen heute leckeres servieren"Pedro tauchte vor mir auf und hielt Stift und Zettel bereit.

"Ein Wasser"

"Und wie heißt das Zauberwort?"erwartungsvoll sah er mich an.

"Ich bin gerade wirklich nicht in der Stimmung um irgendwelche Ratespiele mit dir zu spielen. Bring mir bitte einfach mein Wasser und lass mich in Ruhe"zischte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Na geht doch"lächelnd ging er wieder zu der Bar zurück und öffnete eine Wasserflasche.

Augenrollend seufzte ich und wendete meinen Blick dem Monitor zu der in der Luft hing. Auf ihm lief gerade eine alte Aufnahme von Gastón und mir wie wir an einem Wettbewerb teilnehmen.

Noch gut kann ich mich an die Zeit erinnern als wir beide Partner auf der Bahn waren. Wir waren sowas wie beste Freunde. Das ist allerdings schon lange her.

"Du bist unglaublich auf der Bahn Ambar" erschrocken zuckte ich zusammen und entdeckte Simón neben mir.

"Du hast mich total erschreckt. Was machst du überhaupt noch hier?"fragt ich verwundert.

"Ich warte darauf das Pedro Schluss hat, damit wir nachher noch typisch Argentinisch Essen können"er reibt sich die Hände und scheint sich wohl sehr darauf zu freuen. "Aber anscheinend will das Schicksal wohl das wir beide etwas Essen gehen"

Irritiert sah ich ihn an.

"Na, weil wir uns Heute so oft begegnet sind"erklärt er und legt unauffällig einen Arm hinter meinen Kopf auf der Lehne.

"Wo kommst du eigentlich her?"ich drehte mich zu ihm um und war selbst ein wenig von mir überrascht weshalb er mich interessierte.
Schlussendlich schob ich es aber darauf das er heute wohl die einzige Person war die nett zu mir gewesen war. Obwohl man das von mir nicht gerade behaupten konnte.

"Cancún, Mexiko. Dort ist der beste Strand der Welt, sicher würde er dir gefallen"

"Bestimmt"murmelte ich und sah wieder auf den Bildschirm.

Wenige Sekunden später tauchte auch schon Pedro mit meinen Glas auf und stellte es auf den Tisch vor uns.
Anschließend ließ er sich ebenfalls neben uns nieder und atmete schwer aus.

"Was ein Tag....ohne Nico ist das hier kaum zu bewältigen"seufzte er und fuhr sich über die verschwitzte Stirn.

"Nico?"hörte ich Simón fragen und Pedro erklärte ihm das dieser hier einst gearbeitet hatte, sich aber vor zwei Wochen spontan dazu entschlossen hat ein Auslandsjahr in Australien zu verbringen und Pedro nun auf der Arbeit im Roller sitzen blieb.

"Ich könnte doch hier arbeiten? Nach der Schule könnte ich direkt herkommen. Das wird sicher Lustig"schlug der Mexikaner vor und Pedro war direkt begeistert.

"Ich muss nur noch alles mit der Chefin abklären, aber das wird sicher kein Problem, Danke Simón"brüderlich umarmte sich die beiden und ich drehte meinen Kopf zur Seite.

Ich hatte schon fast vergessen wie es ist Freunde zu haben. Andererseits vermisste ich es auch nicht. Es sollte alles so bleiben wie es war.

Ich nahm einen Schluck von meinem Getränk und schaute weiterhin auf das Geschehen am Monitor. Gerade vollzogen Gastón und ich eine schwere Hebefigur, die wir tausendmal üben mussten bis sie Perfekt saß.

"Das sieht wirklich Toll aus Ambar. Das meine Ich Ernst" wiederholte Simón sich und sah mich schief grinsend an.

"Danke. Das haben wir uns hart erarbeitet"

Das Roller leerte sich und ich beschloss dann doch nach Hause zu gehen. So schlimm würde es wohl nicht werden.

Gerade als ich zur Tür hinaus wollte, wurde ich durch eine Hand an meiner Schulter aufgehalten.

"Würdest du noch mit uns Essen gehen?"

Bad Angel |SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt