7

254 22 4
                                    

Auf Bitte des Direktors saß ich am frühen Morgen schon wieder auf dem Stuhl in seinem Büro. Doch dieses Mal war auch die aufgeblasene Kuh dabei, welche hysterisch im Raum auf und ab lief und sich lauthals über mich beschwerte.

"Jetzt bleiben Sie Mal Ruhig Señora Fernàndez. Ambar bereut ihr Verhalten im Unterricht mit Sicherheit. Ich biete Ihnen ein intensives Versöhnungsgespräch mit ihrer Schülerin an. Das könnte Ihre Wogen sicher glätten"schlug mein fast schon verzweifelter Schulleiter vor.

"Dieser Göre sollte man Mal die Leviten lesen. Dieses Miststück genießt es doch mich zu erniedrigen."aufgebracht fuhr sie sich durch die Locken und schniefte in ihr weißes Stofftuch.

"Señora Fernàndez, wir werden jetzt nicht beleidigend. Ambars Vater ist bereits informiert und hat mir erzieherische Maßnahmen versprochen."

"In der Tat"stimmte ich meinem Direktor zu und setzte mein traurigsten Blick auf."Ich bereue sehr was ich getan habe. Es tut mir so schrecklich leid. Bitte verzeihen sie mir. Gehen Sie nicht zur Polizei"flehte ich und schaffte es sogar die Tränen fließen zu lassen.

Der Schauspielkurs im vergangenen Jahr, war wirklich nicht Umsonst.

"Ach die lügt doch wie gedrückt"behauptet sie und hoffte wohl Direktor Sánchez würde ihr zustimmen.

"Señora Fernández, bei allem Resepkt, ihre Schülerin entschuldigt sich gerade unter Tränen bei ihnen. Es wäre nur angebracht die
Entschuldigung anzunehmen und auf eine Anzeige zu verzichten"rät er stattdessen und meine Geschichtslehrerin seufzt theatralisch auf.

"Fein. Ich werde auf eine Anzeige verzichten. Im Gegenzug möchte ich eine Entschuldigung vor gesamter Klasse, eine zehnseitigen Aufsatz über das Thema Respektvoller Umgang mit Beamten, und für die nächsten vier Wochen wirst du nach Unterrichtsschluss dem Reinigungspersonal unter die Arme greifen"

Mit offenem Mund starrte ich das Biest an und war schon bereit zu protestieren, als Sánchez noch vor mir reagieren konnte.

"Das halte ich für sehr angemessen. Ambar ist Einverstanden. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe noch einiges zu erledigen"damit stand er auf und hielt uns die Tür auf.

Mit verschränkten Armen und rollenden Augen verließ ich das Büro. Mrs Fernández ging schnurstracks an mir vorbei und ich könnte schwören sie Grinsen gesehen zu haben.

"Blöde Kuh"murmelte ich und lehnte mich gegen einen der Pfeiler.

Gewiss hatte ich keinen Lust mehr auf  Unterricht und entschied nicht mehr zurückzukehren. Stattdessen rief ich mir ein Taxi und ließ mich in die Stadt fahren.

"Meine Lehrerin hat sich gegen ein Anzeige entschieden"verkündete ich als ich am späten Nachmittag nach Hause kam.

"Wie hast du das denn geschafft?"mein Vater saß auf der Couch und hatte die Beine auf den Glastisch vor sich gelegt.

"Du weißt das ich alles bekomme was ich will."ich betrachtete meine frisch gemachten Nägel und hielt sie prüfend in die Luft.

"Sag mir nicht du hast sie geknebelt und gefesselt in den Schulkeller gesperrt"

"Das traust du mir zu?"

"Du hast als Kind versucht deinen Goldfisch zu ertänken. Ich traue dir einiges zu Ambar. Aber Mal ganz anderes Thema. Dein Freund war heute hier"

"Benicio?"überrascht ließ ich meine Hand fallen und sah meinen Dad an.

"Ich weiß nicht. Gibt es da noch andere Jungs von denen ich nichts weiß?"

"Papá! Jetzt sag schon. Was wollte er?"

"Er wollte mir dir reden und hat uns zum Essen in ein Restaurant in der Stadt eingeladen"

Benicio legte sich ja ganz schön ins Zeug wenn er sogar meinen Vater einlud. Doch so leicht würde ich es ihm trotzdem nicht machen. Er sollte betteln und auf die Knie gehen damit ich ihm verzeihe.

"Benicio eben. Du kennst ihn doch"sagte ich leicht lächelnd und verließ anschließend das Wohnzimmer.

Aus meinem Zimmer holte ich noch meine Tasche, sowie Simóns Jacke und stürmte dann wieder die Treppe hinunter.

"Ich gehe ins Roller"rief ich meinem Dad vom Flur aus zu und sofort hörte ich die Schritte.

"Um spätestens acht bist du wieder Zuhause. Verstanden? Und wem gehört diese Jacke?"fragte er misstrauisch.
"Benicio"log ich und drückte bereits die Türklinke hinunter.

"Du bist aber schon noch Jungfrau, oder?"

"Dad!"ich schlug ihn leicht gegen den Arm, gab ihm dann aber schlussendlich doch noch einen Kuss auf die Wange."Bis Später"

"Jetzt warte Mal"hörte ich ihn noch rufen, ich war allerdings bereits aus der Haustür getreten und auf dem Weg zur Rollschubahn.

Dort angekommen lief ich direkt zu den Schließfächern und schloss meinen auf. Anschließend tauschte ich Tasche gegen Skates und zog mir diese dann auch an. Meine Schuhe stelle ich nun ebenfalls in das Fach sowie Simóns Jacke.

Auf der Bahn angekommen, fielen mir auch schon sofort Luna und Gastón auf. Sie waren Gut, aber noch lange nicht auf dem Niveau die Meisterschaften zu gewinnen.
Luna fehlte es an Disziplin und an Körperspannung. Und Gastón arbeitete schlichtweg schlampig und verlor immer wieder die Kontrolle über seinen eigenen Körper.

Sie passten tatsächlich Perfekt zusammen.

Auf der Tribüne entdeckte ich Simón, der auf einer der Plastikstühle saß und mich anlächelte.

Um ehrlich zu sein, war ich nicht wirklich erfreut ihn zu sehen. Noch immer schwirrte mir der gestrige Abend im Kopf herum und verursachte bei mir Kopfschmerzen, da ich sein Verhalten, so glaubte ich zumindest, eigentlich deuten konnte und mich in dem Wissen wusste, das er irgendwie in mich verknallt war. Und dennoch war er dieser schüchterne Junge, der versuchte sich zurückzuhalten.

Doch eigentlich interessierte es mich auch nicht. Er interessierte mich nicht. Und das musste ich ihm klar machen, bevor er auf dumme Gedanken kam.

Bad Angel |SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt