Simón saß auf dem Stuhl in meinem Zimmer, während ich mit dem Bauch auf dem Bett lag und auf meinem Stift herumkaute.
"Ich glaube der Autor wollte mit der Wahl der Farbe für die Tischdecke die aktuelle gesellschaftliche Ordnung zum Ausdruck bringen, aber sie gleichzeitig auch kritisieren", sagte Simón mit gespielter Stimme und legte die Hand an sein Kinn.
Mit hochgezogenen Brauen sah ich ihn an und rollte mich auf den Rücken, sodass ich an die Decke starrte.
"Das ist doch bescheuert. Der Autor wollte einfach eine coole Tischdecke haben und nicht dass irgendwelche Schüler ihm eine Gesellschaftskritik unterstellen", seufzte ich und bedeckte mein Gesicht frustriert mit den Aufgabenblättern.
"Aber ich bin mir sicher, dass es unserem Lehrer egal ist und er einfach nur eine Antwort auf die Frage haben will"
"Dann schreib irgendwas auf mein Blatt", bat ich und drehte mich erneut um, sodass ich Simón wieder ansehen konnte.
"Hmm, das könnte ich natürlich machen"
"Aber?"
"Keine Ahnung, irgendwie wäre doch eine Art Belohnung angemessen", schmunzelte er.
"Simón!", empört warf ich ein Kissen in seine Richtung, doch es verfehlte sein Ziel und landete auf dem Boden."Ein Kuss"
"Zwei"
"Ambar Smith verhandelt nicht"
"Gut einverstanden", Simón stand vom Stuhl auf und setzte sich zu mir auf das Bett.
Er beugte sich langsam vor und küsste mich langsam.
Immer wenn Benicio und ich uns in der Öffentlichkeit geküsst hatten, war es fast so als würden wir ein Theaterstück aufführen. Es war zu schnell und zu wild.
Mit Simón hingegen war es gut und sanft.
Möglicherweise hätte ich sein Angebot doch annehmen sollen.
Wir warfen uns nun beide auf das Bett und starrten gemeinsam an die Zimmerdecke.
"Heute im Jam and Roller. Ich habe gesehen wie Benicio und Du, wie ihr in die Abstellkammer gegangen seid", Simón sah mich nicht an und schien weiter einen Punkt an der Decke zu fixieren.
"Wir haben geredet"
"Glaube ich dir"
Ein kurzes Schweigen trat ein.
"Er war sauer", gab ich zu und drehte den Kopf zur Seite.
"Das habe ich gesehen"
"Also was willst du wissen?"
"Hast du schon wieder gelogen? Wart ihr eigentlich noch zusammen?"
Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Ich konnte ihm schlecht die ganze Wahrheit erzählen, dass alles nur gespielt war. Aber so wie ich Simón kennengelernt hatte, würde er es verstehen.
"Nein. Er war wütend, dass ich dich vor den anderen geküsst habe, obwohl wir unsere Trennung noch nicht offiziell gemacht haben. Er glaubt es würde so rüberkommen, als hätte ich ihn abserviert. Und das kann sein Ego nicht ertragen"
Auch das war eigentlich wieder eine Lüge, aber damit kannte ich mich ja bestens aus.
Simón sagte nichts und suchte stattdessen auf dem Bett nach meiner Hand, welche er ergriff, sobald er sie gefunden hatte.
"Lass uns in Zukunft einfach ehrlich miteinander sein, okay?", Simón brach die Stille und drehte den Kopf, sodass er mir direkt in die Augen sehen konnte.
"Ja", flüsterte ich und biss mir hart auf die Unterlippe.
Ich wusste sobald das Wort über meine Lippen glitt, dass ich schon wieder gelogen hatte. Und ich würde es weiterhin tun, weil es noch Dinge gab die erledigt werden mussten.
Und sobald ich bekommen hatte was mir Zustand, würde ich das Versprechen einhalten.
Simón lächelte und strich mir zart die Haare aus dem Gesicht.
"Weißt du noch an meinem ersten Tag in der Schule? Ich habe gefragt weshalb ein so hübsches Mädchen wie du beim Direktor sitzen muss", Simón verzog die Lippen bei dieser Erninnerung erneut zu einem Lächeln."Du bist rot wie eine Tomate geworden"
"Stimmt gar nicht"protestierte ich und wollte mir gerade ein neues Kissen schnappen."Und du hast gestottert wie verrückt"
"Tu ich immer noch manchmal in deiner Nähe. Du kannst einem ganz schön Angst machen"
"Du solltest inzwischen wissen, dass ich kein Engel bin Simón. Ich bekomme immer was ich möchte"
"Und was möchtest du gerade, jetzt in diesem Moment?", herausfordernd sah er mich an und ich war erstaunt über sein Selbstbewusstsein.
"Dass du mich küsst"
Sofort schloss er die Lücke zwischen uns und ließ seine Hand von meiner Wange zu meinem Arm hinab gleiten.
Die Stelle an meinem Arm fing an zu kribbeln und ich seufzte in den Kuss hinein.
Noch vor vierundzwanzig Stunden dachte ich, dass ich für immer Benicios Versteckspiel mitspielen musste. Und nun fühlte ich mich seit ewig langer Zeit wieder geliebt und begehrt, weil ich einfach nur ich war.
Während wir uns küssten ging plötzlich die Tür auf und mein Vater kam hinein.
"Hey Ambar, ich wollte noch-", als er uns sah hielt er überrascht inne und blieb unsicher im Türrahmen stehen.
Sofort lösten Simón und ich uns voneinander und setzten und gerade im Bett auf.
"Kannst du nicht klopfen?, mein Gott", ich stand von Bett auf und stellte mich vor meinen Dad.
"Wolltest du mir deinen neuen Freund nicht vorstellen?", murmelte er leise und lugte über meine Schulter, um einen Blick von Simón zu erhaschen.
"Hi, ich bin Simón", er hob grüßend eine Hand und deutete ein schiefes Lächeln an.
"Hey Simón, ich bin Ambars ziemlich cooler Vater", mein Dad lachte und ignorierte meinen Todesblick.
"Ja super cool, könntest du uns dann wieder alleine lassen?", fragte ich mit einem gespielten Lächeln und versuchte ihn langsam wieder aus der Tür zu schieben.
"Kein Problem, aber vielleicht sollten wir die Tür doch lieber offen lassen, dann bekommt ihr auch mit, wenn das Abendessen fertig ist", mit einem Grinsen verabschiedete er sich und ging die Treppen wieder hinunter.
"Er ist super peinlich, tut mir leid", genervt setzte ich mich wieder neben Simón und sammelte die Stifte und Blätter auf dem Bett zusammen.
"Dein Vater ist witzig, aber hat er mich gerade zum Essen eingeladen?", unsicher kratzte Simón sich am Hinterkopf.
"Du musst nicht wenn du nicht willst. Es ist ja auch noch früh"
"Ich glaube...ich glaube ich würde ihn gerne kennenlernen. Bestimmt kann er mir noch die eine oder andere Frage über dich beantworten"
"Untersteh dich Simón", warnte ich ihn, aber er zog mich gleich wieder lachend in eine Umarmung.
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Bad Angel |Simbar
Fanfiction"Ich bin nicht das gute Mädchen welches du dir wünscht. Ich bin böse. Ein Teufel" "Und wenn dem Teufel Flügel wachsen?"