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Wie ich es nicht anders erwartet hatte, gab Pedro dem Mexikaner frei, da der Betrieb sich Heute auch gut alleine bewältigen ließ.

Gemeinsam warteten wir am Eingang bis die vier Putzfrauen mit samt Putzutensilien auftauchten und uns für den zweiten Stock einteilten.

Im Grunde sollten wir nur den Boden wischen und dafür sorgen das alles an seinem Richtigen Platz stand.

Während ich also den Klassenraum aufraumte und Bücher in die Regale stellte, fing Simón schon einmal an mit, Wischmopp und Eimer, den Boden zu wischen.

"Du weißt dass du das wirklich nicht für mich machen musst. Ehrlich"appellierte ich noch einmal an seinen gesunden Menschenverstand.

"Ich mach das wirklich gerne, Ambar. Das ist echt kein Problem"er blieb kurz stehen uns sah zu mir herüber.

Ich erwiderte seinen Blick und wusste nicht was ich darauf antworten sollte, also blieb ich Still und entfernte die Kreidespuren von der Tafel.

Meine Nägel wurden ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und ich ärgerte mich im Nachhinein schon  fast dafür nicht einfach die Klappe gehalten zu haben.

So hätte ich mir einiges sparen können.

Noch immer musste ich mich vor der gesamten Klassengemeinschaft entschuldigen und einen Aufsatz schreiben. Aber sicher ließ sich jemand finden, der auch das für mich übernehmen würde.

Dennoch war ich noch immer davon überzeugt mir nicht alles gefallen lassen zu müssen.

"Wenn wir hier fertig sind, könnten wir doch immer noch etwas Essen gehen oder?"hakte Simón erneut nach, nachdem wir bereits den Flur, und alle Klassenräume, bis auf einen, schweigend gereinigt hatten.

"Du lässt wohl nicht locker, habe ich Recht?"

"Niemals Señora Smith"lächelte er kokett, stellte den Besen in seiner Hand an die Wand und steckte seine Hände anschließend in seine Hosentaschen.

"Simón"seufzte ich als er direkt vor mir stand."Ich habe einen Freund. Das weißt du. Ihm wird das sicher nicht gefallen"

"Wir gehen ja auch nur als gute Freunde etwas Essen. Mehr nicht"seine Augen strahlten noch immer soviel Hoffnung aus, das es mir zugegebenermaßen fast das Herz brach.

Doch rasch verdrängte ich derartige Gefühle und nahm wieder den Lappen in die Hand und wischte über die Tische.

Irgendwie lenkte es mich ab.

"Jetzt komm schon. Bitte"flehte er weiter und nahm mir ohne Vorwarnung den Lappen aus der Hand."Sieh es als ein Dankeschön an mich, das ich dir Heute geholfen habe"

"Das hast du mit Absicht gemacht, stimmt's?"lachte ich und versuchte ihm das Tuch wieder wegzunehmen.

"Das musst du erst einmal beweisen. Also was sagst du?"

"Ich suche aber aus wo wir hingehen"gab ich schließlich doch nach und ärgerte mich im Nachhinein tierisch über mich selbst.

Wie konnte ich bei ihm immer nur so schwach werden. Nicht mehr ich selbst sein?

Ich hasste es und wollte das es aufhörte. Das er aufhörte mich so zu beeinflussen.

"Ich gehe überall mit dir hin"grinste er und wurde dann augenblicklich rot, weil er wohl bemerkt hatte was er da eigentlich gesagt hatte."A-lso in jedes Restaurant oder B-ar oder keine A-hnung"

Jedes Mal wenn er anfing zu stottern hatte ich das Bedürfnis ihn einfach ur in den Arm zu nehmen und ihm zu sagen das Alles in Ordnung ist. Aber das konnte ich nicht. Natürlich nicht.

"Dann lass uns das endlich zu Ende bringen. Ich wüsste da nämlich tatsächlich eine gute Bar"

Nach guten zwanzig Minuten waren wir erlöst und konnten endlich das Schulgebäude verlassen.

Und es wäre mir wahrscheinlich auch lieber gewesen, einfach nach Hause zu gehen, da ich unheimlich müde war und vermutlich auch ziemlich stinken musste, von dem ganzen Putzmittel.

Mein Parfum konnte da nur wenig Abhilfe schaffen.

"Wo gehen wir hin?"fragte Simón neugierig und streifte leicht meinen Arm, während wir die Straße überquerten.

"In eine kleine Bar, wie schon gesagt"

Den Rest des Weges blieb er zum Glück Ruhig. Die dabei entstandene Stille war aber keineswegs unangenehm. Es war fast so, also würden wir uns schon eine Ewigkeit kennen und verstanden uns ohne große Worte.

"Da sind wir"verkündete ich als wir direkt vor der Sushi-Bar standen.

"Sushi? Das habe ich noch nie gegessen"gab er zu und runzelte die Stirn.

"Wirklich? Noch nie?"ungläubig sah ich an.

Er zuckte bloß mit den Schultern und betrachtete wieder das Schild mit dem Namen der Bar.

Ich zog ihn dann schließlich an der Hand mit in das kleine Gebäude und bat am Empfang um einen Tisch.

Da der großgewachsene Mann mich bereits kannte, bekamen wir sofort einen Platz am Fenster und bestellten uns etwas zu trinken.

"Das ist schön hier"stellte der Wuschelkopf fest und begutachtete die moderne Einrichtung, die auf grün-weiß Akzente setzte."Bist du öfters hier?"

"Manchmal fahre ich nach der Schule mit Benicio hier her"antwortete ich und studierte die Speisekarte.

"Er ist dein Freund, oder? Der neben dir im Unterricht sitzt"

Ich sah kurz auf und nickte langsam.

"Wie lange seid ihr denn schon zusammen?"fragte er weiter, während wir unsere Getränke bekamen.

Er eine Cola und ich eine Apfelschorle.

"Seit einem etwa einem halben Jahr. Aber wieso willst du das alles wissen?"

"I-ch dachte wir...ähm...sind doch jetzt sowas wie...Keine Ahnung...Freunde?"

Ja, was waren wir eigentlich?



Bad Angel |SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt