Kapitel 21

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Kühle umgibt mich, und ich befinde mich an einem mir all zu bekannten Ort. Dieser Gang. Unaufgefordert bewegen sich meine Beine und ich fange an zu rennen. Schneller und schneller bis ich falle. Ich sehe den Boden mit spitzen Steinen. Ich fange an zu schreien.
"Diana bitte wach auf!" Ich reiße meine Augen auf und sehe in zwei große Augen. Nochmal will ich aufschreien, doch ich merke, dass ich bereits schreie. Ich verstumme und fange an zu zittern. "Hey es ist alles gut, ich bin da", kommt es beruhigend von Mike. Er nimmt mich in den Arm und streichelt beruhigend über meinen Rücken. Nach kurzer Zeit bin ich wieder ruhig und schlafe ein.
Die warmen Sonnenstrahlen wecken mich auf. Stöhnend drehe ich mich um, was gar nicht so leicht ist, denn Mikes schwerer Arm liegt auf mir. Nun gucke ich wieder direkt in sein Gesicht. Er hat seine Augen geschlossen und schläft anscheinend noch. Aber nicht mehr lange, denke ich grinsend. Ich tippe ihn auf die Nasenspitze, aber da er davon nickt aufwacht fange ich an ihn zu kitzeln. Sofort schreckt Mike hoch und greift nach meinen Händen. "Guten Morgen", rufe ich leicht sarkastisch. Verwundert guckt er mich an, beginnt aber zu Lächeln als er mich richtig ansieht. Bevor er oder ich was sagen kann, klingelt mein Handy. "Ja?", gehe ich ran. Kurz darauf lege ich wieder auf. "Ich muss gehen, meine Mutter stresst rum", sage ich leicht geknickt. Mike nickt und schnell ziehe ich mich um. "Wir sehen und dann morgen". Ich sage nichts mehr und gehe nach Hause. Dort räume ich mein so "chaotisches" Zimmer auf, wie meine Mutter sagt. Danach mache ich noch schnell Hausaufgaben und kümmere mich um meinen verwöhnten Kater.

Der Tag vergeht schneller als mir lieb ist. Schon ist es wieder Montag, was früh aufstehen bedeutet. Da aber die Sonne scheint bin ich noch ganz gut gelaunt. Bis ich in der Schule gegen jemanden laufe. "Verdammt, pass doch auf", meckert er rum und dreht sich um. Dean steht vor mir, mit Wasser überlaufenden Shirt. Meine Augen weiten sich vor Schreck. "Oh man, das tut mir voll leid! Warte doll ich dir helfen?", plappere ich drauf los, während ich in meiner Tasche schon nach Taschentüchern suche. "Passt schon", grummelt Dean nur und wirft mir einen traurigen aber gleichzeitig auch verärgerten Blick zu. Dann stapft er davon und ich stehe verzweifelt alleine da. Eine kleine träne rollt meine Wange runter, die ich aber schnell wieder weg wische. Ich hole tief Luft und Folge Dean dann ins Klassenzimmer. Anders als sonst, setzt sich Dean jetzt etwas weiter weg von mir hin, so weit wie es der Raum zu lässt. Ist er Dauer auf mich? Ich beobachte ihn wie er seine Tasche auf den Boden wirft und starr mit geballten Fäusten ins nichts schaut. Okay. Er ist sauer. Wegen mir? Was habe ich denn getan? Als die Stunde anfängt, schnappe ich mir einen Schnipsel und kritzle ein "können wir reden?" Darauf. Dann gebe ich ihn weiter und flüstere: "An Dean". Als der Zettel Dean endlich erreicht, guckt dieser sich um, fängt meinen Blick ein und zerreißt den Zettel, ohne ihn gelesen zu haben. Ich verkrampfe mich, es ist als ob mir jemand gerade volle Kanne in den Bauch geschlagen hat, nur viel schlimmer! Den Rest des Tages verhalte ich mich still. Zuhause werfe ich mich sofort ins Bett und vergrabe mich unter decken und Kissen. Dies nächsten Tage gehe ich nur widerwillig zur Schule. Auch am Wochenende verkrieche ich mich in meinem Zimmer und beschäftige mich mit meiner Gitarre. Einfach ein bisschen Spielen und abschalten.

Dann ist es soweit. Montag, der Tag wo wir wegfahren. Ich verabschiede mich von meinen Eltern und gehe dann zur Schule. Vorm Eingang steht schon ein großer Bus und ziemlich viele Menschen. Ich lade meine Tasche in den Stauraum und betrete den Bus. Ich entdecke Emily und Phil zusammen im vorderen Bereich. Ich begrüße sie und laufe weiter. Meine Augen bleiben an den Deans stahlblauen Augen hängen. Sein Lächeln verzieht sich augenblicklich, als ich eine Hand an meiner Schulter spüre. Ich drehe mich um. Mike grinst mich an. "Ich darf doch sicher mit dir sitzen, oder?", fragt er. Ich nicke und drehe mich wieder um. Neben Dean sitzt Zoe. Auch es guckt mich böse an, als ob ich ihre geliebten Schuhe geschrottet hätte. Schnell laufe ich weiter und lasse mich in der hintersten Reihe nieder. Bevor ich mich in meine traurigen Gedanken vertiefe, fängt Mike an zu reden. Die nächsten zwei Stunden höre ich Mike zu, wie er von verschiedenen Filmen und Spielen erzählt. Ab und zu nicke ich, aber eigentlich höre ich nickt wirklich zu. "Hey, was ist los?", Mike greift nach meinem Arm und ich gucke ihn an. "Wegen Dean?" "Alles gut, nur... Kopfweh", rede ich mich raus. Doch Mike lässt nicht locker. "Ich sehe wie du ihn ansiehst. Jeder sieht das." "Ja und? Er redet ja nicht mal mehr mit mir!" Ich sehe wie Mike sich anspannt. "Ich...", setzt er an, wird aber durch das Geschrei der anderen unterbrochen. Ich gucke raus und sehe dass wir da sind. Wir steigen aus und holen unsere Taschen. Dann bekommen wir einen Übersichtsplan vom Gelände und gehen zu den Hütten. Sie sind ziemlich groß, sodass jeweils 10 Leute darin Platz finden können. Jungs und Mädchen sind wie üblich getrennt. "Diana, hier!" Ich drehe mich um und sehe Emily heftig winken. Ich trotte rüber zu ihr. "Wir haben hier noch einen Platz für dich", sagt sie und zieht mich in das Holzhaus. Es gibt einen Eingangsbereich wo Tisch und Stühle stehen und vier Zimmer. Emily zieht mich weiter und wir gehen in eins davon. Darin steht ein Doppelstockbett und ein Einzelbett, wo Zoe gerade ihren Koffer raufschmeisst. "Kann ich unten schlafen?", fragt Emily, obwohl ich sehe, dass sie schon längst ihre Sachen auf der unteren Matratze verteilt hat. Ich nicke und bleibe unschlüssig stehen. Da mich aber keiner sonst weiter beachtet, wende auch ich mich meiner Tasche zu und fange an auszupacken. Ich gucke dabei noch kurz zu Zoe rüber, bekomme aber nur einen finsteren Blick ab. Erschrocken lehne ich mich wieder über meine Tasche. Das kann ja lustig werden, denke ich mir bitter.

Meeres RauschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt