Kapitel 25

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"Wach auf!", dröhnt es durch meinen Kopf. Schlagartig reiße ich meine Augen auf und gucke in zwei große braune Augen. Stöhnend drehe ich mich auf die Seite und versuche meinen Puls wieder runter zu bringen. "Albtraum?", fragt Zoe. "Ja", antworte ich atemlos. Sie verschwindet wieder in ihrem Bett und auch ich versuche noch mal einzuschlafen. Doch nach zwei Stunden bin ich immer noch wach. Die Sonne geht gerade auf und erhellt das Zimmer. Ich kneife meine Augen zu, ziehe meine Decke über den Kopf und versuche zu schlafen, doch mein Wecker hat was dagegen. Naja auch gut, denke ich mir, dann habe ich jetzt wenigstens was zu tun. Ich stehe schnell auf und springe unter die Dusche. Danach anziehen und fertig. Die beiden Schlafmützen sind auch wieder aufgewacht, sodass wir zum frühstück gehen können.
Gleich danach müssen wir wieder in unser Zimmer und unsere Tasche packen, denn keine Stunde später fahren wir auch schon wieder nachhause. "War doch super! Auch wenn es nur so kurz war", redet Zoe wieder darauf los. Ich nicke und schaue aus dem Fenster. Ich habe unheimliche Kopfschmerzen und würde am liebsten schlafen. Zoe merkt nach einiger Zeit, dass ich nicht ganz bei der Sache bin und verstummt. Als wir endlich ankommen, verabschiede ich mich schnell und gehe nachhause. Dort packe ich meine Sachen aus und laufe verkrampft umher. Schließlich reiße ich meinen Schrank auf und ziehe mir einen Bikini an. Dann verlasse ich auch schon wieder unser Haus und mache mich auf den Weg zum Strand.

Sobald ich das Meer sehe, verlangsamt sich mein Schritt. Ich laufe über den warmen Sand und werfe mich in das sehr kühle Wasser. Ein leises lachen kann ich nicht unterdrücken. Dieses unglaubliche Freiheitsgefühl, das mir das Meer gibt, ist unbeschreiblich. Ich tauche unter und schwimme weiter raus, dort wo es noch kühler wird. Eine wage Gänsehaut bildet sich auf meinen Armen und Beinen. Weiche Algen streifen meine Füße. Doch statt aufzukreischen, wie andere, genösse ich das leichte Kitzeln. Es ist als ob ich genau hier, genau so aufgewachsen wäre. Naja, irgendwie ja schon. Fast täglich bin ich an den Strand gegangen und bin meinen Eltern damit immer auf die Nerven gegangen. Ich schwimme schnell zur "meiner" Grotte und ziehe mich dort aus dem Wasser raus. Ich gehe über den glitschigen Steinboden zu dem kleinen Spalt in der Wand. Ich hole das Kästchen raus und öffne es. Mein Herz setzt einen Schlaf auf und schlägt dann in doppelter Geschwindigkeit weiter. Er ist weg! Panisch gucke ich mich um, sehe aber nichts als kalten stein. Ich stelle das Kästchen behutsam zurück und tauche wieder Unterwasser. Mit aufgerissenen Augen suche ich auch dort den Boden ab, aber ich kann nichts entdecken. Schwer atmend tauche ich wieder auf und trommle nervös auf den stein. Meine Augen fangen zu brennen, da mir nun auch noch tränen die Wange runter kullern. Wie kann er nur einfach so verschwinden? Um nicht zu Hyperventilieren lehne ich meinen Kopf auf meine Arme. Ein- und ausatmen. Ganz ruhig. Ich weiß nicht wie lange ich noch so da liege, doch schließlich mache ich mich wieder zurück auf den Weg nachhause. Dort begrüße ich erstmal richtig Zabur. "Ich hab dich vermisst mein dicker", rufe ich mit besserer Laune. Zabur schnurrt und lässt sich von mir kraueln. "Du bist zu verwöhnt!", meine ich lachend und fange an ihm von den letzten Tagen zu erzählen.

Am nächsten Tag ist fast alles wie immer. Zoe ist nicht mehr sauer und Dean benimmt sich auch wieder halbwegs normal. "Rate mal was ich morgen mache!", sagt Zoe aufgeregt. Ich beiße in meinen Apfel und gucke sie fragend an. "Ich gehe mit Mike zu diesem Konzert! Er lös mich sogar ein!" Ihre Augen stehlen die pure Freude auf, sodass ich mich einfach für die freuen muss. "Du musst mir dann alles erzählen. Bis ins kleinste Detailliert!" "Na klar!" Zoe redet noch die ganze Pause über Mike und wie toll er doch ist. Ich versuche so gut wie möglich zuzuhören, doch Emily nimmt mir die Mühe ab. Sie analysieren jede einzelne Bewegung und jeden Satz von Mike. Ich lege mich ausgesteckt hin und genieße die warme Sonne auf meinem Gesicht. "Diana!", reißt mich Zoe aus meinen stillen Gedanken. Emily kichert leise in stupst mich an. Ich öffne meine Augen und gucke beide an. "Also du und Dean?", fragt Emily und wackelt mit den Augenbrauen. "Nichts Dean und ich", grummle ich. "Ärger im Paradies?" "Nein bei uns ist alles gut! Ich hab nur nicht das Gefühl, dass das irgendwie voran kommt", erkläre ich mit rotem Kopf. "Dann geh doch einfach zu ihm und stell alles klar!", sagt Zoe ermutigend. Sollte ich das tun? "Ich weiß nicht", erwidere ich seufzend und stehe auf. "Kommt der Unterricht geht weiter". Emily und Zoe folgen mir widerwillig und so lassen wir die nächsten Stunden über uns ergehen. Das schrille klingeln erlöst uns von einem langweiligen Schultag. Ich trete aus dem Gebäude und und gehe sofort Richtung Strand. Nach einem kurzen Spaziergang und reichlich Sand in den Schuhen gehe ich nachhause. Nach einer erfrischenden Dusche schnappe ich mir wieder Zabur zum kuscheln. "Was denkst du?", frage ich und kraule ihm hinter den Ohren. Er schnurrt leise. "Ich soll also zu ihm gehen?" Zabur legt den Kopf schief und steckt sich. Dann springt er von mir runter und verschwindet. "Warum sagst du nicht einfach ja?", rufe ich ihn hinterer. Ich stehe auf, schmeiße mir meine Tasche über die Schulter und trete mit klopfenden Herzen nach draußen. "Dann mal los", ermutige ich mich selbst.

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