Kapitel 23

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Unsere rasante Flussfahrt geht endlos weiter, bis Emily ruft: "Hey, wir müssen anhalten! Sofort!!" Die klingt so panisch, dass wir nicht weiter nachfragen sondern einfach unsere Paddel ins Flussbett stoßen um zu "Bremsen". Phil greift nach dicken Wurzeln, die am Rand wachsen und in weniger als zwanzig Sekunden kleben wir am Rand und stehen. Ich gucke nach hinten und sehe Phil und Dean wurzeln und ähnliches umarmen. "Was ist los?", frage ich Emily. "Da", sagt sie und zeigt durch die Bäume. Ich sehe nicht viel, aber ich höre was sie meint. Schreie und Flüche. Ich kneife die Augen zusammen und erkenne dann das graue Team! Panik ergreift mich nun auch, denn das sind nicht nur irgendwelche Mitschüler sondern Zoe und Mike! "Wir müssen aussteigen!", schreie ich. "Das geht nicht!", ruft Phil. Ohne auf ihn zu hören stehe ich auf und kentere dabei fast das Kanu. Ich greife in das gras neben mir und ziehe mich daran hoch. Sobald ich auf meinen Füßen stehe springe ich durch den Wald zu Zoe. Die rufe der anderen ignoriere ich.
Ich komme an und sehe das Problem. Ein Baum hängt halb im Wasser und hat das Kanu umgekippt. Mike flucht und taucht mit dem Kopf immer wieder unter Wasser. Zoe guckt panisch hin und her und ruft "Hilfe", sie hält sich an dem Baum fest. Die anderen beiden aus dem Team sind 50 Meter weit weg und ziehen sich gerade aus dem Wasser. Was soll ich machen?? Mein Kopf dröhnt und ich schaue mich verzweifelt um. Ich entdecke einen großen langen Ast. Ich packe ich und halte ihn Zoe hin. "Halt dich daran fest! Ich helfe dir raus!", rufe ich. Sie sagt nichts, sondern packt nur den Ast. Sofort werde ich nach vorne geschleudert. Ich liege auf dem Boden, habe den Ast aber noch fest im Griff. "Wehe du lässt uns noch mal so alleine!" Ich gucke hoch und sehe Dean über mir stehen.

Während ich weiter ungläubig Dean anstarre, läuft der weiter und packt den Ast. Er zieht Zoe ran und ich Strecke meine Arme aus. Zoe krallt sich fest und ich ziehe sie raus. "Danke", flüstert sie und lässt sich ins Grass fallen. Fast hätte ich Mike vergessen, wenn dieser nicht noch einmal geflucht hätte. Ich schlüpfe aus meinen Schuhen und Klette am Rand und den Fluss. "Diana, nein! Lass mich das machen!", ruft Dean. Ich lasse mich aber nicht beirren und halte mich an einer Wurzel fest während ich mich langsam durch das Wasser bewege. Auf dem Boden sind große steine, wo ich mich versuche mit den Füßen "festzuhalten". Mike ist nun direkt vor mir. "Fuß. Eingeklemmt", japst er und wieder schwebt das Wasser über sein Gesicht. Ich greife in Mikes Gürtelschlaufe und tauche unter. Ich halte mich an Mikes Bein fest, doch meine Füße werden durch die Strömung weggerissen. Doch das stört mich nicht. Ich bin recht ruhig, denn ich hatte schon öfters solche gefährlichen Situationen im Meer. Und ich so einer Situation MUSS man ruhig bleiben, sonst dauert alles noch länger und dann kann es auch ganz daneben gehen. Ich öffne meine Augen und gucke mich im trüben Wasser um. Mikes Bein klemmt unter Steinen und Zweigen fest. Ich greife zu und ziehe die losen und leichten Sachen weg. Jetzt ist nur noch ein schwerer stein da. Mit einer Hand bekomme ich den ganz sicher nicht weg! Ich lege erst die linke Hand auf den stein und rutsche dann Langsam mit der anderen Hand an Mikes Hose runter. Sofort packt mich dieser und zieht mich hoch. "Du lässt mich nicht los! Das ist zu gefährlich!" "Es geht nicht anders, du kommst sonst nicht hier los!" Ohne auf seinen Widerspruch zu warten tauche ich unter und packe den stein. Mit einem Ruck stemme ich meine Füße auf den Boden und reiße den schweren stein weg.

Der stein streift mein Bein in ist dann weg. So wie ich. Die Strömung reißt mich mit und bekomme Mikes beim nicht schnell genug zu packen. Ich drehe mich mehrmals und mein Kopf küsst dabei mehrmals den Boden. Mir wird schwindlig und das ohnehin schon trübe Wasser verschwimmt vor meinen Augen. Ich brauche Luft! Ich konzentriere mich und stoße mich vom Boden ab. Jetzt treibe ich oberhalb vom Wasser. Noch immer zieht mich die Strömung weiter, doch beim nächsten kräftigen Ast schnellt meine Hand hervor und packt zu. "Diana!" Phil kommt angerannt, kniet sich bei mir hin und streckt mir seine Hand entgegen. Aber sie ist noch zu weit Weg, sodass ich mich weiter am Ast hoch ziehe bis ich Phils Hand erreiche. Er zieht mich hoch bis mich kein Wasser mehr weg spülen konnte. Außer Atem sitze ich da und starre auf den Fluss. "Alles gut?", fragt Phil und klopft mir auf die Schulter. "Logo", keuche ich tonlos. Die anderen kommen auch her sodass wir wieder alle zusammen sind. Dean hilft mir auf und ich lasse mich in seine Arme fallen. "Bitte mach so etwas nie wieder. Dir hätte wirklich was passieren können. Ich hatte Angst um dich", murmelt er in mein Haar. Ich ziehe Dean näher an mich und vergrabe mein Gesicht an seiner Schulter. "Ich verspreche es dir".
Langsam beruhige ich mich wieder. Wir tragen gemeinsam die Kanus an eine ruhigere Stelle und setzen uns wieder rein. "Ich brauche erstmal eine Dusche", sagt Phil. "Dann schnell wieder zurück."
Als wir wieder ankommen, sind alle anderen schon da und warten auf uns. "Da seid ihr ja endlich!", ruft unserer Lehrer. Dass wir vollkommen fertig aussehen und nass sind fällt ihm offenbar nicht auf.
Wir gehen zurück zu unseren Hütten, duschen und ziehen und trockene Sachen an. Dabei sagt Zoe keinen einzigen Ton. "Wir reden jetzt", sage ich während ich sie am Arm mit mir mit ziehe.

Meeres RauschenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt