Kapitel 27

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Meine Kehle schnürt sich zu aber irgendwie schaffe ich es mich ruhig hinzusetzten. Ich lausche den anderen wie sie ihren Abend planen, bleibe selbst aber ganz still. Eis essen und Filme gucke ist nicht gerade was super tolles, womit ich einen sinnvollen Beitrag machen würde. "Und was machst du heute?", fragt mich Dean, so als ob er Gedanken lesen könnte. "Nichts", sage ich rasch und mustere meinen Apfel. "Hast du Lust zu mir zu kommen? Wir könnten ein paar Filme gucken." Ich öffne den Mund um ihn gleich wieder zu schließen. Jetzt im ernst. Hört der was ich denke? "Hab doch keine Zeit", japse ich. "Und was machst du wenn ich fragen darf?", Dean sieht mich verschmitzt an. Dieses Lächeln raupt mir wieder den Atem. Als ich nicht sofort antworte sagt er triumphierend: "Um sechs bei mir, wir machen Pizza." Ich gebe mich geschlagen, obwohl ich weiß, dass ich es unfrei Minuten bereuen werde. Ich freue mich darauf endlich wieder Zeit mit ihm allein zu verbringen, aber gleichzeitig ist mir speiübel und ich wünschte mir mich für immer in einer warmen flauschigen Decke verkriechen zu können. Den Rest der Pause und des Unterrichts bin ich wieder mit den Monologen in meinem Kopf beschäftigt. Mit dem klingeln springe ich auf und sprinte nachhause. Was soll ich machen? Hingehen oder absagen? Diese Zwiespalt in meinem Herzen lässt mich aufstöhnen. Dass das Leben immer so kompliziert sein muss! Das vibrieren meines Handys lässt mich aufschrecken. Ich gucke rauf und sehe eine Nachricht von Dean. "Freu mich schon auf später!" Nervös rücke ich auf meinem Stuhl hin und her. Dann springe ich auf und renne ins Bad. Doch das Gefühl der Übelkeit lässt sofort wieder nach, also beschließe ich ein Bad zur Entspannung zu nehmen. Der duftende Schaum füllt die Wanne und das Wasser wärmt mich von innen auf.

Viel zu spät fällt mir ein, dass ich heute ja noch was vorhabe. Ich lasse schnell das Wasser ab und trockne mich in Windeseile ab. Schnell noch was anziehen und schon bis ich zur Tür hinaus. Meine Laune hält sich einigermaßen, sodass ich ohne Umwege oder Stopps bei Dean ankomme. "Hey", grinst der mich an und zupft an meinem nassen Haar. Ich drängle mich an ihm vorbei und will gerade in sein Zimmer gehen als er mich wieder zurück ruft: "Hast du keinen Hunger?" Ich drehe um und marschiere in die Küche. Dort steht schon alles fein säuberlich ausgebreitet. "Dann mal los", sage ich grinsend und mache mich über den Pizzateig her. Dean stellt die Musik an und pfeift vor sich hin. Ich lache in mich hinein und vergesse was alles geschehen ist. Es fühlt sich genau so gemütlich an wie früher. Die Küche ist mir so vertraut wie meine eigene. Dieser Freitag fühlt sich an, wie jeder andere. Normal, aber dennoch besonders. Ich wende mich wieder der Pizza zu und fange an sie zu belegen. Schinken, käse, Champignons.. Meine "Konzentration" wird gestört als sich ein warmer Körper an meinen rücken legt. Mein Atem stockt und ich versuche ruhig stehen zu bleiben. Dean legt seine Hände neben meine Hüfte, auf die Tischplatte. Dann spüre ich seinem Atem in meinem Nacken, was mich leicht erschauern lässt. "Woran denkst du?", fragt er leise. Seine Stimme summt an meinem Ohr. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen und stottere vor mich hin. Deans Wange streift mein Ohr und ich merke wie mir das Blut in den Kopf schießt. "Ich hab das vermisst", sagt er nach einer Weile. "Was genau?", hake ich nach und drehe mich um. Dean guckt mich verlegen an und ist mir immer noch viel zu nah. Nicht das es mich stört, aber dies lässt mein Herz vollkommen ausflippen.

"Ich habe dich vermisst. Bei dir muss ich mich nicht verstellen. Da kann ich einfach nur ich sein." Ich spüre wie sich meine Mundwinkel nach oben ziehen. Dean lehnt sich noch weiter nach vorn, sodass sich unsere Nasen berühren. Seine klaren grauen Augen gucken mich direkt an. "Sag was", sagt er leicht verunsichert. Ich beiße mir auf die Lippe und überlege. Was soll ich denn sagen? Genau das gleiche wie er? Das kommt doch total doof rüber. Ich lege meine Hände Dean in den Nacken und lege meinen Kopf an seine Schulter. Sofort umschlungen mich seine Arme fest. Wir stehe so einige Minuten bis ich mich leicht löse und er meinen Kopf in die Hände nimmt. Ich grinse breit und er auch. Je näher sich sein Gesicht meinem nähert, desto flacher atme ich. Bald sehe ich nichts mehr als die dunklen Punkte in seinen Augen. "Dean", setze ich an doch schon legen sich seine Lippen auf meine. Ein Gefühl der Wärme breitet sich in meinem Herzen aus und jede Stelle die er berührt kribbelt angenehm. Dean greift in meine Haare und zieht mich noch näher. Es fühlt sich alles so natürlich an. Viel zu schnell rückt Dean etwas von mir ab. Seine Pupille sind unglaublich groß und dieses verschmitzte lächeln tritt wieder in sein Gesicht. Mein Gesicht glüht genau so wie der Rest meines Körpers. "Du wolltest was sagen?", fragt er. Ungläubig starre ich ihn an und lache dann laut los. Wie kann er immer so entspannt sein? Ich drehe mich um und beschäftige mich wieder mit der Pizza. "Du bist doch doof", grummelt Dean, hilft mir aber schnell damit wir die Pizza in den Ofen schieben können. Lange Zeit sind wir still und grinsen nur einander an. Als die Pizza fertig ist gehen wir zu ihm ins Zimmer. Auf dem Weg dorthin hüpft gerade das Mädchen, das ich gestern bei Dean gesehen habe, an uns vorbei und verschwindet ins Bad. Sofort bleibe ich stehen.

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