In the 𝒈𝒍𝒐𝒘 of stadium lights

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Die Panik deswegen kommt am nächsten Mittag. Training hatten wir schon früh am Morgen und so hab ich nur noch mehr Zeit nervös zu werden.

Ich stehe vor meinem Kleiderschrank und starre hinein.
Gähnende Leere. Fast nur Trainingsklamotten.

"Na" Keven erscheint grinsend im Türrahmen "Hast du auch Mal dein erstes Date?"
"Witzig" entgegne ich und ziehe ein Tshirt aus dem Schrank. Das sollte es hoffentlich tun.
"Ich hoffe du weißt wie man küsst" er lacht.
"Ich küsse sie heute nicht" entgegne ich empört.
"Na aber vielleicht möchte sie das" antwortet er.

Entgeistert sehe ich ihn an.
"Woher soll ich denn dann wissen das sie das möchte?" hacke ich nach.
Keven bricht in Gelächter aus.
"Ich mach nur Spaß" er lacht "Du machst das schon, unterhaltet euch einfach nett."
Ich nicke einfach mal.
"Immerhin kannst du mit ihr über Fußball reden ohne das sie genervt ist" er zuckt mit den Schultern.

Ich nicke, werfe meinen Bruder aus meinem Zimmer und ziehe mich um.
Eine schwarze Jeans und ein ordentliches weißes Tshirt werden es schon tun. Dazu ein paar Sneaker und ordentlich gekämmte Haare. Bart rasieren muss ich zum Glück nicht.

"Viel Spaß Kleiner" Keven klopft mir auf den Rücken, als ich mich verabschiede.
"Aber nicht zu viel" fügt er lachend hinzu, als ich schon längst im Flur verschwunden bin.
Wortlos haue ich die Türe ins Schloss und sprinte die Treppe hinab.
Scheiße ich bin spät dran.

Da ich noch nicht alleine Auto fahren darf, Keven ist ein Spaßverderber, setze ich mich kurzerhand einfach in die Straßenbahn und steige am Bertholdsbrunnen wieder aus.
Lia lehnt bereits an einer Hauswand und wartet.

"Sorry" atemlos bleibe ich vor ihr stehen.
"Du bist pünktlich keine Sorge" sie lacht "Ich bin nur so früh da, weil ich nicht so aussehen wollte als wäre ich gerannt."
Ich lache ebenfalls.
"Du siehst toll aus" entgegne ich "Wirklich."
"Dankeschön" schüchtern streicht sie ihr schwarzes Kleid glatt. Es reicht ihr bis knapp zum Knie und ist oben eng geschnitten.
Meine Jeans und Tshirt sind nichts dagegen.

"Ich mag das" sie deutet dennoch darauf "Mal keine Trainingssachen."
"Ich musste auch sehr lange danach suchen" entgegne ich seufzend und sie lacht.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg ins Restaurant und nehmen Platz.
Ein netter kleiner Italiener.

Da mich wirklich niemand erkennt, geschweigedenn überhaupt kennt verbringen wir den Abend wenigstens ungestört.

"Du hast echt nen Bruder?" erstaunt sieht sie mich an.
"Jap" ich lache.
"Jünger oder älter?" hackt sie nach.
"Rate" entgegne ich grinsend.
"Dein Bruder ist älter" antwortet sie sofort "Du siehst mir aus wie so ein richtig nerviger kleiner Bruder."

Erschrocken schlägt sie sich eine Hand vor den Mund und sieht mich an.
Ich beginne sofort zu lachen.
"Damit hast du ziemlich recht" ich zucke mit den Schultern "Das bin ich wirklich."
"Halleluja" murmelt sie und atmet erleichtert aus.

"Ich mags, wenn du nicht so schüchtern bist" ich streiche vorsichtig über ihre Hand.
Erleichterung durchflutet mich, als sie es zulässt.
Fragend sieht sie mich an.
"Okay das klang jetzt irgendwie falsch" murmle ich und wir lachen beide.

"Ich meine das du dich nicht verstecken musst" erkläre ich mich "Du kannst echt viel."
"Danke" antwortet sie leise "Meistens wird immer erst gelacht, wenn man als Frau sagt man spielt Fußball."
"Dann müssen sie nur mal deine Grätsche sehen" entgegne ich "Dann lacht keiner mehr."

Lia beginnt zu lächeln, erst zögerlich und dann schließlich breit.

"Wo wohnst du eigentlich?" will ich dann wissen.
"In der Akademie" antwortet sie verlegen "Meine Eltern kommen eigentlich aus Berlin."
"Oh das ist weit" entgegne ich lachend "Ich hätte da eigentlich auch ein Zimmer gehabt aber ich wohne bei meinem Bruder."
"Auch cool" sie lächelt.
"Naja" entgegne ich trocken "Er macht nie was."
Sie lacht.

"Ich hab auch einen Bruder" erzählt sie dann "Aber er ist selten zuhause."
"Oh wieso das?" frage ich nach.
"Er ist beim Militär" entgegnet sie "Da ist man viel weg."
"Das muss sicherlich schwer für dich sein" sage ich vorsichtig und sie nickt.
Für einen kurzen Augenblick blitzt Schmerz in ihren Augen auf, bevor sie wieder lächelt.

"Wie alt bist du eigentlich?" ist ihre nächste Frage an mich.
"17" antworte ich "Aber im Dezember 18. Und du?"
Okay dieses beiläufige erwähnen das ich Ende des Jahres volljährig bin musste einfach sein.
"Ich bin 17 geworden" entgegnet sie lächelnd "Im Juni."
"Cool" antworte ich "Dann sind wir ja ungefähr gleich alt."

"Aber du bist so groß" murmelt sie.
Ich ziehe eine Augenbraue nach oben.
"Naja du" ihre Wangen werden rot, während sie ihre Hand über ihren Kopf hält.
"Ja das bin ich wirklich" entgegne ich lachend.
Gott hoffentlich schüchtert sie das nicht ein.

Lachend unterhalten wir uns an diesem Abend über alles mögliche, die Teller sind längst leer gegessen und abgeräumt.
Natürlich zahle ich die Rechnung, helfe ihr beim Jacke anziehen und halte ihr sogar die Tür auf.

"Möchtest du noch ein Stück gehen?" fragend sieht sie mich an.
"Klar" antworte ich und gehe einfach mal in Richtung Schwabentor.

Die Freiburger Innenstadt ist an diesem Mittwochabend eigentlich ziemlich leer.
Das Licht der Schaufenster fällt auf Lia und bringt ihre Ohrringe zum funkeln. Erst jetzt fällt mir auf, dass sie auf jeder Seite drei trägt.
Verlegen streicht sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr.

"Ich fands sehr schön heute" ergreife ich das Wort.
Mittlerweile sind wir wieder an der Haltestelle angekommen.
"Ich auch" antwortet sie lächelnd "Danke für die Einladung."
"Gerne" entgegne ich.

"Es war mein erstes Date" gibt sie dann verlegen zu.
"Wirklich?" hacke ich erstaunt nach "Das hätte ich nicht gedacht."
"Doch" Lia nickt "Es hat sich noch nie wirklich jemand für mich interessiert."
Verlegen wendet sie den Blick ab, die Wangen rot.

Wow.

Die Straßenbahn kommt und wir steigen beide ein, setzen uns auf einen Sitz am Fenster.
Die Landschaft zieht an uns vorbei, während wir in Richtung Wiehre fahren.

"Hey" ich stupse sie an "Hast du Lust was verrücktes zu machen?"
"Klar" ihre Augen funkeln "Wieso nicht."