Kapitel 16: Neue Probleme

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Kagomes Mittwoch war ein wenig beängstigend gewesen, durch Sesshomarus Art, aber als sie daheim angekommen war, erwartete sie eine freudige Nachricht.
„Kagome!", rief Souta und kam gerade um die Ecke mit ein Stück Onigiri im Mund, die er wohl selbst gemacht hatte, so zerfleddert, wie sie wirkten.
„Souta, was ist denn?", fragte sie und legte erstmal ihre Tasche ab.
„Mama kommt Freitag aus dem Krankenhaus!", sagte er schnell und grinste. Kagome grinste zurück. Endlich.
„Das freut mich sehr.", kicherte sie und sah, wie Soutas Mundwinkel wieder herabsanken.
„Ja, nur einer muss Mama abholen und ich bekomm kein Frei, wegen einer Prüfung... Kannst du vielleicht fragen?"
Kagome seufzte und schloss kurz die Augen. „Ich versuche es morgen einfach mal. Eigentlich hätte ich ja heute frei gehabt, also lässt sich das bestimmt auf Freitag schieben. Was ist mit Opa?"
„Opa ist im Tempel, doch er packt das nicht alleine.", grummelte Souta und seufzte noch kurz, bevor er den Onigiri wieder glücklich weiter aß. „Mama meinte übrigens, dass sie deinem Chef gerne persönlich danken würde."
Kagome wurde Puterrot. Scheiße, sie wusste ja jetzt, wieso er das Geld so bereitwillig beigesteuert hatte. Wie sollte sie das bitte regeln? Ihr wurde leicht schwindelig und sie ging in die Küche und lehnte sich gegen die Theke, bevor sie tief einatmete. „Er ist ein beschäftigter Mann. Wahrscheinlich wird das nicht leicht."
„Alles okay, Schwesterherz?", fragte ihr Bruder und tigerte um sie herum, bevor er ihr eins dieser massakrierten Onigiri hinschob. „Iss am besten was. Mama würde gerne, aber wenn es nicht geht, überlebt sie das... Du weißt, wie sie ist."
„Ja, ich weiß...", meinte sie leicht genervt und dachte daran, dass ihre Mutter gerne übertrieb. Verdammt. Sie durfte ihn nie wieder treffen, dass wäre ihr Untergang. Schnell schnappte sie eins und biss rein, nur um ein wenig das Gesicht zu verziehen. „Boar, ist das eklig.", fluchte sie und legte das restliche Onigiri wieder auf den Teller, bevor sie eine Wasserflasche schnappte, sie öffnete und mit dem Wasser den Geschmack wegspülte.
Sie würde ihre Mutter schon von ihrem Chef ablenken. Da fand sich bestimmt etwas. Kagome machte sich schnell ran, sich ihre eigenen Onigiris zu formen. Sie war schon sehr gut darin, konnte man sagen. Ihre Mutter hatte ihr vieles beigebracht. Nachdenklich presste sie die Füllung herein und schloss kurz die Augen, bevor sie tief durchatmete. Vielleicht lief alles gerade anderes, als sie geplant hatte. Sie wurde mit der Vergangenheit konfrontiert und hatte Sesshomaru getroffen, mit ihm geschlafen und arbeitete für ihn. Aber irgendwie schaffte sie es nicht, ihn richtig zu fragen. Ob Inu Yasha wohl noch lebte und es ihn gar nicht interessierte? Aber nein... das konnte nicht sein. Sie schüttelte sich und sah Souta noch einmal an. „Ich frage morgen meinen Chef.", hauchte sie und lächelte, bevor sie nach oben verschwand und sich mit den Onigiris aufs Bett warf und sie begierig aß.
Morgen würde sie ihn fragen. Fragen kostete bekanntlich nichts. Zumindest hoffte sie das bei ihm.
Brav aß sie auf, bevor sie einfach die Augen schloss und einschlief. Selten schlief sie sofort ein, doch dieses Mal tat sie es. Der Morgen war anstrengend genug gewesen. Kagome träumte einen schönen Traum. Sie war ein kleines Kind und spielte auf einer Wiese. Stimmt ja, damals waren sie mit ihrem Vater immer wieder dahingefahren. Papa hatte diesen Ort geliebt. Er hatte strubbeliges, schulterlanges schwarzes Haar und lachte immer mit ihr, wenn sie durch die Gegend rannte. Sie kicherte, drehte sich in einem Kimono mit Kirschblüten im Kreis und wünschte sich, dass der Tag nie vorbei ging. Kirschblüten fielen vom Himmel und umspielten sie. Papa. Sie kicherte und rannte weiter, rannte um einen Mann in einem weißen Yutaka mit Blumenmuster. Sie freute sich, lief um ihn herum und dann wieder zu ihrem Vater. Glücklich legte sie den Kopf in den Nacken und starrte den hübschen Mann an, der immer mal wieder zu ihr runter sah, wenn sie zu ihm rannte und an seiner Kleidung zupfte. Sie mochte diesen Mann. Er war ein guter Freund ihres Vaters und wohnte in der Gegend. Papa unternahm gerne was mit ihm und sie rannte hinterher. Papa schimpfte jedes Mal, wenn sie den Mann als Prinz bezeichnete.
Sie lief noch ein wenig um sie herum, lachte und freute mich. Es war wunderschön und eines Tages würde sie bestimmt den Prinzen heiraten. Das behauptete sie zumindest jedes Mal. Lachend tanzte sie noch ein paar Mal um sie herum, als ...
PIEP PIEP PIEP PIEP
Kagome riss erschrocken die Augen auf, suchte den Raum ab und fand ihren Wecker, den sie sofort zur Ruhe brachte. „Uhh.", knurrte sie und schnaubte kurz. Warum musste der schon klingeln? Es war so ein schöner Traum gewesen... Das hatte sie ganz vergessen. Damals waren sie oft dort gewesen und Kagome hatte gerne mit ihrem Prinzen gespielt. Sie wurde traurig, ließ die Schultern sinken und dachte an ihren Vater. Es war schon so lange her, dass sie sich kaum noch an sein Gesicht erinnerte. Mama hatte den Schrein bei sich im Zimmer. Doch das war erstmal unwichtig. Es gab keine Prinzen war das erste und das zweite war, dass sie Sesshomaru um einen Tag Urlaub bitten müsste, ohne, dass er ihr an die Wäsche ging.

In der Firma angelangt, fuhr sie mit dem Fahrstuhl hoch. Heute trug sie eine schwarze lange Hose, da es etwas kühl war und eine grüne Bluse, die sie ordentlich in die Hose steckte. Sie hatte sich das Bändchen um den Hals geknotet zu einer Schleife und atmete tief durch, als sie oben ausstieg und direkt zu Sesshomaru marschierte. Als sie an dem Tresen vorbeiging, entdeckte sie Frau Sawano und hob grüßend eine Hand. Die Frau nickte und lächelte leicht, bevor sie bei ihm anklopfte. Ein leises „herein." Ertönte und sie folgte der Aufforderung.
Drinnen angekommen, begegnete sie Sesshomaru. Er saß an seinem Schreibtisch, anscheinend dabei einige Papiere durchzuarbeiten. Sesshomaru hatte sich diesmal mehr unter Kontrolle. Die Frau gestern Nacht, so fremd sie auch gewesen war, hatte ihm gutgetan. „Sie wünschen?"
„Herr Suzuki, ich wollte Sie um einen Tag Urlaub bitten. Am Freitag."
„Wieso sollte ich?"
Kagome seufzte: „Meine Mutter kommt aus dem Krankenhaus und ich müsste sie heimbringen."
„Kann sie das nicht alleine?"
„Nein. Sie sitzt im Rollstuhl und meine Familie ist verhindert.", sagte sie und sah ihn auffordernd an. „Bitte. Dafür bin ich Mittwoch gekommen, obwohl ich frei gehabt hätte."
Herr Suzuki starrte sie unterkühlt an. Er überlegte. Sollte er sie gehen lassen? „Wie viel Uhr müssen Sie Sie abholen?"
„Gegen 10:00 Uhr. Danach fahren wir mit einem Taxi zurück.", sprach sie und wunderte sich, warum er heute so abweisend war.
„Verstehe.", brummte er und sah noch einmal auf zu ihr, bevor er nickte. „Gut, sie bekommen Freitag frei, dafür werden sie mich nächste Woche begleiten."
„Wohin?", fragte Kagome leicht verwirrt und betrachtete den Mann vor ihr, der heute vor Selbstbeherrschung nur strotzte, wo er sie gestern angegraben hatte. Hatte er sein Fehlverhalten eingesehen und war um Besserung bemüht?
„Nächste Woche, Freitagabend. Ziehen Sie sich ordentlich an. Es geht um die Buchung einer Location."
Kagome sah ihn kurz verwirrt an, nickte dann aber. „Sehr gerne, Herr Suzuki."
Sie sah ihn an und er erwiderte leicht ihren Blick. Es schien auf einmal eine hohe Mauer zwischen ihnen. Innerlich seufzend verneigte sie den Kopf.
„Gibt es noch etwas?", fragte er dann und sie schüttelte den Kopf.
„Ich kümmere mich jetzt um die Papiere."
„Tun sie das."
Danach ging sie in ihr Büro und war selbst schlecht gelaunt, aber nur wieso? Hatte sie sich erhofft, dass er sie belästigte? Wie doof war sie gerade? Am besten suchte sie sich einen festen Freund, damit sie nicht bei ihm nach Nähe suchte. Anscheinend war diese eine Nacht nicht ohne Weiteres an ihr vorbeigegangen. So lange hatte sie jeden von sich gestoßen, ihre Freunde teilweise gemieden, nach dem sie sich in den Brunnen gestürzt hatte. Doch jetzt hatte sie sich auf ihn eingelassen, träumte wieder von damals und fühlte sich in diesem Moment einfach einsam. Sie vermisste ihren Vater. Dieser andere Mann von damals schien danach auch verschwunden. Sie setzte sich in ihren Bürostuhl und machte sich an die Arbeit. Heute waren zum Glück keine Meetings angesetzt, doch Sesshomaru schusterte sie trotzdem zu mit allem Möglichen. Kagome verzog die Lippen und konnte kaum glauben, wofür er denn bitte alles zuständig war. Dieser Mann brauchte tatsächlich eine Assistentin oder er machte jeden Tag Überstunden. Anderen zu Vertrauen war wirklich ein Problem für ihn.


Der restliche Tag verlief sehr ruhig. Sie vermisste alle. Nicht einmal ihre Kollegen waren da. Später erfuhr sie, dass sie unterwegs waren. Wahrscheinlich ging es auch um die Locations. Wofür wohl, überlegte sie kurz, bis ihr einfiel, dass Sesshomaru auch Benefits Galas veranstaltete. Bestimmt dafür. Sie packte ihre Kleidung zusammen und sah noch einmal zu seinem Büro, bevor sie die Arbeit verließ. Heute zeigte er ihr wirklich die eiskalte Schulter... Kagome, was war nur mit ihr los, dass es sie so sehr wurmte, wo sie ihm gestern doch noch gesagt hatte, er solle sich fernhalten? Hoffentlich ging es ihr besser, wenn sie ihre Mutter abholte. Hoffentlich.

Am nächsten Tag war es dann so weit. Diesmal waren die Träume leer und dunkel gewesen, wofür sie den Göttern dankte. Sie hätte das nicht noch eine Nacht ertragen, mit ihrem verstorbenen Vater zu spielen.
Sie zog sich ein Kleidchen an, denn heute wäre es ja ungefährlich. Das Kleidchen war gelb mit einem Sonnenblumenmuster. Sie zog sich flache Sandalen an und machte sich auf den Weg. Endlich kam ihre Mutter zurück. Sie war eine Woche im Krankenhaus gewesen, das reichte allemal.
Kagome fuhr mit der Straßenbahn hin und ging sofort zu den Krankenschwestern auf dem Gang.
„Guten Morgen Frau Higurashi.", lächelte eine Frau, nachdem sie ihr ihren Personalausweis hinschob.
„Guten Morgen, ich wollte meine Mutter abholen."
„Natürlich.", meinte die Frau und suchte noch einige Papiere zusammen und reichte sie ihr. „Sie müssten mit ihrer Mutter noch die Papiere durchgehen."
Kagome nickte. „Ich komme dann wieder."
Die Frauen nickten und Kagome verschwand mit den Sachen im Zimmer ihrer Mutter, die schon saß und sich angezogen hatte. „Kagome!"
„Mama", freute sie sich und umarmte ihre Mutter erst einmal, bevor sie sich hinsetzte. „Wie geht es dir?"
„Sehr gut. Ich freue mich nur, dass wir endlich heimkönnen. Das Essen ist schrecklich..."
„Mama, da musst du Soutas Onigiri probieren, die sind weitaus schlimmer."
Sie lachten ein wenig. Ihre Mutter kannte die Onigiris, die sich ihr Bruder öfters machte und hatte wohl auch schon mal probiert. Als das Lachen verebbte holte Kagome die Papiere hervor. „Wir müssen noch einiges unterzeichnen und durchgehen."
Sie nickte und dann machten sie sich ran. Entlassungspapiere waren nur eine der Sachen. Ihre Mutter betrachtete alles und unterschrieb, bis sie innehielt und bleich wurde. Schnell nahm sie ihr das letzte Papier ab und erstarrte. Eine Rechnung. Der Krankenhausaufenthalt. Natürlich war er nicht so teuer, wie die OP, die Sesshomaru übernommen hatte, doch auch nicht so leicht auf die Schulter zu nehmen. Ihre Mutter schluckte laut. „Oh nein..."
„Mein Chef hat leider nur die OP übernommen.", seufzte Kagome und sah auf das Bezahldatum. Sie hätten etwa einen Monat um das Geld zu zahlen. „Wie sieht es mit den Ersparnissen aus?"
„Nicht sehr gut... Doch einiges müsste ich noch bezahlen können... Vielleicht kann ich mir einen kleinen Job suchen."
Kagome starrte ihre Mutter ungläubig an. „Lass das Mama, du kannst nicht gehen. Ich sehe mich nach einem kleinen Job um und wenn du es mir zurückgeben willst, investiere es später in meinen Führerschein."
„Geht das denn so einfach?"
Kagome seufzte. Eigentlich durfte sie nicht, aber ihr blieb keine andere Wahl. Souta könnte etwas Kleines machen, aber er hatte bald Prüfungen. „Mama, ich bekomme das hin. Es ist die Hälfte nur von den OP Kosten. Aber du suchst dir daheim sofort wieder eine Versicherung."
„Ja, das werde ich.", seufzte ihre Mutter und Kagome lächelte. Es fand sich bestimmt etwas. Sie gab nicht so schnell auf und was Sesshomaru nicht wusste...

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