Kapitel 1

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Dunkle Nebel zogen durch die Lande und finstere Gestalten trieben ihr Unwesen. Sie zogen in ihren dunklen Kutten durch die Lande und Straßen. Ihre Klingen durchstießen etliche Körper und hinterließen ein Blutbad.
Kein Licht schien durch die Wolkendecke und das Land ist verhangen in Dunkelheit so schwer und finster wie dunkle Tücher die sich seit Jahrzehnten über die Landschaften legten. Die Äcker waren verdorrt, es wuchs schon seit Jahren kein Getreide mehr auf ihnen und die Menschen leiden Hunger.

Kämpfer zogen, in ihren imposanten schimmernden Rüstungen und den eindrucksvollen Helmen, um die Dörfer und Städte um deren Bewohner zu schützen vor den düsteren Gestalten, welche das Tageslicht meiden und die Menschheit als ihre einzige Nahrung zählen.

Jeder in diesen Landen fürchtet sich vor diesen Wesen und Eltern erzählen ihren Kindern nicht nach Anbruch der Nacht das Haus zu verlassen und Türen sowie Fenster  sorgfältig zu verschließen. 

Und die Kinder tuen wie es ihnen geheißen, sie eilen so flink sie können nach Hause sobald sie sehen wie die Sonne schon langsam den Horizont herunter wandert und hinter den beschneiten Gipfeln verschwindet. Doch einige schaffen es nicht und das Dunkle holt sie ein und am Morgen findet man nur noch tote, fleischige, leere Hüllen ohne Leben und fließendes Blut in ihren Adern. Die Welt trauert um ihren Verlust, doch sie müssen weiter machen in dieser Welt voller Schmerz und Leid.

Wieder wandert die Sonne gen Horizont  und beginnt zu verschwinden. Langsam krochen die Wesen aus den Schatten, sie schlichen durch die Wälder und hinaus an den Waldrand, wo sie verharrten und die Städte beobachteten.

Unter ihnen eine Ausnahme, ein Individuum mit einer Kraft welche es sich es bis jetzt noch nicht vorstellen konnte und weiter abseits von den anderen lauerte.
Er war anders als die anderen. Er hatte seinen Verstand nach der Verwandlung behalten und wusste noch alles aus seinem Vorherigen Leben, währenddessen die Kreaturen um ihn herum nur mit hungrigen Augen auf die nächste Siedlung blickten, beobachtet er sie und verspürt keinen Drang danach eines der Kinder zu verspeisen.

Er war von etwas magerer Statur und gerade erst fünfzehn Sommer alt, als er in sein jetziges ich verwandelt wurde. Damals war er gerade fünfzehn geworden und so langsam glaubte er nicht mehr an die Märchen die ihm seine Eltern erzählten. So blieb er eines nachts draußen auf den trockenen Feldern vor der Siedlung und starrte dem dunklen Wald entgegen.
Kurz stand er dort und verharrte, während er mit Schrecken in den Augen beobachtete wie sich die Schatten aus den Bäumen lösten und auf ihn zu stürmen. Er überlegte ob er die Chance hätte noch abzuhauen, doch da hatte es ihn schon erwischt.
Ein Wesen so hübsch wie man sie sich eigentlich nicht vorstellen konnte.
Über ihm kniete ein Mann, welcher vielleicht erst zwanzig Sommer alt war und ihn aus hungrigen Augen anstarrte, er kam langsam mit seinem Kopf näher. Mit einer seiner Hände fixierte er ihn und mit der anderen bog er seinen Kopf so zur Seite, sodass er gut an die Pulsschlagader kam.

Sein Kopf kam immer näher und so langsam stieg die Angst in ihm auf. Er versuchte sich loszureißen, doch das Wesen über ihm war stärker als er und nun wünschte er sich er hätte auf seine Eltern gehört und wäre zu Hause geblieben und hätte auf seine Geschwister aufgepasst, er würde sie vermissen, seine kleinen Zwillingsgeschwister Karl und Frieda. Die beiden waren erst fünf Sommer alt und versuchten alles um etwas Leben in ihr kleines zu Hause zu bringen.

Langsam schloss er seine Augen und akzeptierte was ihn nun erwarten würde. Der Tod. Kurz darauf spürte er einen stechenden Schmerz an seinem Hals, er schrie und dann war da gar nichts mehr. Er fühlte sich leicht und spürte keine Sorgen, doch dann holte ihn alles wieder ein. Mit einem Keuchen fuhr er hoch. Um ihn herum war alles immer noch dunkel und er lag immer noch auf dem Acker auf dem er vorhin stand. Er blickte an sich herunter und auf seine nun schneeweißen Hände. Er erschrak, warum war seine Haut so schneeweiß und wieso war die Narbe, die er sonst auf der Hand hatte als er seiner Mutter in der Küche geholfen hatte und seine Geschwister ihn ausversehen angestoßen hatten und er sich mit dem Messer in die Hand gestoßen hatte, verschwunden?

Er versuchte aufzustehen und stolperte über irgend etwas. Ein kleiner Körper eines nun leblosen Kindes lag vor ihm. Mit vor Schreck geweiteten kroch er auf den Körper zu und drehte das Kind auf den Rücken. Er kannte dieses Kind. Seine kleine Schwester, seine Frieda, hatte oft mit ihr gespielt. Wie hieß sie denn noch? Margaret, Nein, Juliet, auch nicht, Rosalind, der Name müsste es sein, überlegte er.

Er empfand Trauer, seine kleine Prinzessin konnte nun keine Zeit mehr mit ihr verbringen. Die zwei hatten immer so viel Spaß dabei gehabt ihm Streiche zu spielen oder einfach nur zwischen den Häusern her zu rennen und sich dabei gegenseitig zu jagen. Nie hatte man bei den beiden gemerkt das sie aus dieser Zeit kamen, man hätte meinen können sie würden so leben, wie als wenn der Himmel noch nicht verdunkelt war. Doch nun lag sie hier vor ihm leblos und kalt, aber sie wurde nicht gebissen, keine Einstiche am Hals. Also hatte sie einen halbwegs friedlichen Weg um hier so zu enden. Beim genaueren hinsehen fiel ihm eine kleine Einschusswunde auf der linken Seite ihrer Brust auf. Das Blut hatte ihr weißes Nachthemd an dieser Stelle in ein tiefes rot gefärbt und ihre Augen waren starr aufgerissen.

Vorsichtig hob er das kleine Mädchen an und ging langsam schwankend mit ihr auf seinen Armen in Richtung des angrenzendes Waldgebietes.

Dort fing er nun an ein Grab auszuheben. Stunden lang grub er nur mit der Hilfe seiner Hände eine Kuhle und hob das Mädchen, welches er solange daneben gelegt hatte, in diese und füllte den Rest der Kuhle mit der Erde auf, welche er vorher ausgehoben hatte.

Langsam erhob er sich wieder und machte sich auf die Suche nach einem Gewässer. Sein Hals war so trocken wie das Feld auf dem er aufgewacht war. 
In der Ferne vernahm er Wasser rauschen, ein Fluss oder vielleicht ein Wasserfall. Er kam dem Geräusch immer näher und als er endlich das kühle Nass erblickte ließ er sich wenige Zentimeter vor jenem in das noch leicht feuchte Gras fallen.
Gierig schöpfte er etwas Wasser mit seinen Händen aus dem ruhig fließenden Fluss. Aber wie konnte er ihn gehört haben? Wenn der Fluss so leise war, wie hätte er ihn dann hören können?

Vorsichtig beugte er sich über das Gewässer und beobachtete sich selbst in der sich spiegelnden Oberfläche.
Bevor er gebissen wurde hatte er noch kastanienbraune Haare und smaragdgrüne Augen mit einem leicht gebräunten Teint, doch nun blickte ihn ein Junge mit schneeweißer Haut, pechschwarzen Haaren und ebenfalls schwarze  Augen, welche von langen Wimpern umrandet wurden.

Vor Schreck fiel er zurück und seine Augen waren vor Erstaunen aufgerissen. Langsam krabbelte er auf Händen und Knien zurück zur spiegelnden Oberfläche. Erstaunt betrachtete er sich darin und konnte es nicht fassen. Wie konnte er sich so verändern? Wieso sah er so anders aus als vorher?



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Ewige Finsternis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt