Kapitel 16

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Leise öffnete sich die Eingangstür des Hauses, der Vampir und der Wolfswandler waren nach ihrer Kennlernphase zwar noch einige wenige Stunden im Wald gewesen, um sich noch etwas näher kennen zu lernen.

Der etwas Größere rostbraunhaarige Mann schlich als erstes durch die Tür und führte den Vampir an der Hand hinter sich her in das Hausinnere, zog ihn die Treppen hoch, den Gang entlang, eine weitere Treppe empor und in das zweite Zimmer auf der rechten Seite.

Das Zimmer war wie die Meisten schlicht gehalten, doch im Gegensatz zu dem des Königs waren die Laken des Bettes und die Vorhänge nicht aus einem dunkelrotem Samt sondern wurde in verschiedenen Grüntönen gehalten.

Das Holz der Wände wirkte auf den ersten Moment schwarz, welches hübsch mit den helleren verschiedenen Grüntönen harmonierte, an den freien Wänden hingen jedoch keine Gemälde, sondern mehrere selbstgemachte Traumfänger schmückten diese stattdessen.

Sie sahen für Hava indianisch aus, mit den hölzern eingefärbten Perlen und den verschieden farbigen Federn, in dessen Mitte waren Fäden zu verschiedenen Mustern zusammen gesponnen.

Sein neu gewonnener Mate zog ihn jedoch aus seinen Beobachtungen, indem er von vorne an ihn heran trat und vorsichtig seine Hände auf seine Schultern legte, wie automatisch legte der Vampir seine Hände auf dessen Hüften und blickte ihm in sein von der Sonne gebräuntes Gesicht mit seinen smaragdgrünen Seelenspiegeln.

Sie musterte ihn, gespannt auf eine Reaktion seinerseits, sie forschten in seinen Augen, seiner Mimik und seiner Körpersprache.

Leicht musste er lächeln, er legte den Kopf leicht schief und schmunzelte zu ihm hoch.

„Wie findest du es ?" flüsterte er unsicher und suchte weiter in seinem Gesicht nach einer Antwort.

„Wunderschön. Schöner könnte es nicht sein." flüsterte er zurück und lächelte ihn noch etwas mehr an.

Ein erleichtertes ausatmen war zu vernehmen und der Größere legte seine Stirn an die des Kleineren.

So standen sie da, eng aneinander geschlungen, froh einander endlich gefunden zu haben, glücklich einander so nah sein zu können.

Vorsichtig löste sich der Wolf ein wenig von ihm, nur um sich wieder langsam seinem Gesicht zu nähern und sanft seine Lippen auf die seinen zu legen.

Ein Gefühl, wie das einer Explosion breitete sich in ihren Körpern aus, durchdrang jede Faser ihrer Körper, breitete sich wie ein Laubfeuer im trockenen Wald aus.

Tausende Schmetterlinge breiteten sich in ihren Mägen aus und bewegten sich in ihren Körpern umher.

Aufgrund der fehlenden Luft lösten sich die Beiden wieder von einander und lächelten den jeweiligen Gegenüber glücklich an.

Mit leicht geröteten Wangen drückte der Kleinere sein Gesicht in die Brust seines Gegenübers, Scham war aus seiner kleinen Reaktion abzulesen.

Normalerweise war er nie aus der Ruhe zu bringen, egal wie heikel sie Situation auch sein möge, egal wie gefährlich die Welt um ihn herum gerade war.

Sanft streichelte Khai ihm durch sein Haar am Hinterkopf und löste die Schleife, die seine Haare in seinem Nacken zusammengehalten hatten.

Sie fielen ihm nun offen und glatt in sein bleiches und makelloses Gesicht, umrahmten es perfekt, wäre die Meinung des Wolfswandler gewesen. Mit bedacht hob er eine der Strähnen an, begutachtete sie und strich sie ihm hinter sein Ohr.

Lächelnd blickten sie sich wieder an und verbanden kurz ihre Lippen miteinander.

Sie kleideten sich in angemessene Schlafbekleidung, die sich Hava zumindest von Khai auslieh, da seine Tasche bei Baldur im Zimmer lag und er ihn nicht unbedingt aus seinem Schlaf reißen wollte.

Also lag er nun in etwas zu großer Kleidung, bestehend aus einem einfachen dunkelgrünen Leinenhemd und einer zu langen Hose aus dunkelbraunem Stoff, in den Armen seines Seelenverwandten und konnte es immer noch nicht glauben ihn endlich gefunden zu haben, es war so schnell gegangen und er hatte so lange nach ihm suchen müssen.

Er hatte Angst es würde zu schnell gehen und sie würden sich wieder auseinander Leben.

Sein Körper begann leicht zu zittern, der Gedanke, er könnte ihn wieder verlieren, wollte ihm nicht wieder aus dem Kopf gehen.

Anscheinend hatte der, über den er nachgedacht hatte, das leichte Zittern bemerkt und setzte sich, mit ihm in seinen Armen leicht auf um sich an das Kopfende des Bettes zu lehnen.

„Hey, es ist alles in Ordnung. Was ist los? Ich weiß, wir kennen uns noch nicht lange aber du kannst mir alles anvertrauen, egal wie schlimm es auch sein mag, ich werde kein Urteil über dich oder diese Sachen fällen." flüsterte er fürsorglich und drückte ihn noch ein kleines bisschen fester an sich.

„Genau das ist es ja, wir kennen uns kaum und es ist so schnell zu dem hier geworden. Ich bin das Ganze einfach nicht gewöhnt, ich habe fünf Jahrzehnte nach dir gesucht und dich endlich gefunden. Ich habe Angst, wir könnten uns genau so schnell wieder verlieren, wie wir uns gefunden haben." flüsterte er leise und den Tränen nahe, er spürte die Angst in sich hochkommen, was ist wenn er ihn jetzt von sich stoßen würde.

„Hey, wir werden uns nicht wieder verlieren, ich werde bei dir bleiben, egal wie lange du brauchst um dich daran zu gewöhnen. Du musst dich nicht dafür rechtfertigen, ich verstehe das, es ist überhaupt nicht schlimm.
Du hast so lange gesucht und die Hauptsache ist, dass wir uns gefunden haben und was wir daraus machen und wie wir es machen ist unsere Sache.
Wir machen es auf unsere Art und Weise, nicht wie andere es gemacht haben oder wie andere es uns vorschreiben. Hast du mich verstanden, es ist mir egal wie lange du brauchst, die Hauptsache ist, dass ich bei dir sein kann!"
beendete er seinen langen Monolog und er hatte ihm gelauscht, gelauscht darauf wie er verzweifelt versucht hatte ihm das eben gesagte klar zu machen, ihm Mut zu machen, ihn von sich zu überzeugen, dass er für ihn da sein würde egal wie lange er brauchen würde.

Er brachte es nicht zustande, Worte aus seiner Kehle dringen zu lassen, doch sein Kopf bewegte sich wie von selbst, er nickte, er hatte es verstanden.

Glück kam in ihm auf und Tränen rannten aus seinen Augenwinkel seine Wangen hinab und tropften auf das Hemd das er trug.

Eine Hand an seinem Kinn riss ihn aus seiner Starre, Khai schaute ihn geschockt an, strich ihm die Tränen von den Wagen und zog ihn an seine Brust.

„Es ist alles in Ordnung. Wir können uns auch morgen damit beschäftigen, wenn du es willst, du brauchst deinen Schlaf." flüsterte er ihm beruhigend in sein Ohr und strich im sanft über den Rücken.

Vorsichtig stemmte der Kleinere der Beiden sich leicht gegen den Griff des Wolfes, traurig blickte dieser ihn an und ließ geschlagen seine Arme sinken. Er schaute ihn jedoch überrascht an, als er sich etwas aufsetzte, seinem Gesicht näher kam und vorsichtig seine Lippen erst auf seiner Stirn platzierte und sie danach auf seine Lippen drückte.

Sanft und süß verlief dieser Kuss, er legte seine Stirn an die seines Seelenverwandten und seine Angst war verflogen, eine unsägliche Wärme durchspülte ihn bis in seine Knochen.

Überglücklich legten sich die Beiden eng aneinander gekuschelt wieder hin, der Größere zog die Bettdecke über sie beide und zog ihn noch etwas mehr an sich.

Die Wärme, die der Besitzer des Zimmers ausstrahlte war herrlich noch nie hatte sein Körper sich so warm angefühlt, die meiste Zeit hatte sein Körper sich eiskalt angefühlt, es hing mit seiner Gabe zusammen, ständig mehrere Baumlängen in der Luft umher zu schweben in der Kälte die dort oben herrschte und meist dauerte es mehrere Tage bis diese wieder vergangen war und dann bekam er einen neuen Auftrag, bei dem ihm wieder so kalt werden würde.

Er genoss sie und hoffte seine eigene Körpertemperatur würde ihn nicht stören, doch seine Zweifel lösten sich in Luft auf, als Khai noch etwas näher zu ihm rückte und ihn noch etwas mehr an seine Brust drückte, ihn mit seinem Körper vor der Welt um sie herum abschirmte.

Die Nacht verlief zum Vorteil aller ruhig und keine Zwischenfälle waren vorzuweisen.

Draußen war es stockfinster und der Wald um sie herum war nur grob als Umrisse zu erkennen nur hin und wieder war der Ruf einer Eule oder das Heulen der Wölfe zu hören.



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Ewige Finsternis Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt