Kapitel 21

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"Komm schon, rede mit mir", lief Damian mir nach

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"Komm schon, rede mit mir", lief Damian mir nach.
Vier Stunden lang hatte er mich immer wieder angesehen und mich dann sogar zum Tanzen aufgefordert, was ich aber höflich ablehnte. Noch war ich sehr stolz auf mich und die Tatsache, dass ich ihm nicht mein Knie in seine Weichteile gerammt hatte. Mit seltsamen Sprüchen und unangenehmen Andeutungen über unsere jetzige Beziehung hatte er mich immer wieder provoziert, aber noch blieb ich ruhig.
Wie er immer wieder betonte, dass ich nicht mit ihm reden würde, solange es Zuhörer gab und dass ich damals viel offener gewesen war, brachte mich aber bald zur Weißglut.
"Ich will nicht mit dir reden. Ist das so schwer zu verstehen?", war ich in den Gang, der zu den Toiletten führte, geflüchtet und er folgte mir.
"Wieso nicht?", stand er fassungslos vor mir.
"Wieso sollte ich? Ich will nicht mit dir reden, ich will nicht mit dir tanzen und ich will auch sonst nichts mit dir zu tun haben. Wir haben uns so gut geschlagen und du machst jetzt alles kaputt", ärgerte ich mich über ihn, denn beim Buffet hatte ich ihm sogar die Gabel weitergereicht, bei der Ansprache seinen Namen ohne Würgegeräusche ausgesprochen und ihm einmal aufmunternd zugelächelt, als er mit seiner Tante Gundi tanzen musste.
Jetzt aber ging er zu weit und nervte mich.
"Du kannst doch nicht wirklich noch immer sauer sein? Es ist zehn Jahre her", ballte er seine Hände zu Fäusten.
"Du hast einfach so mit mir Schluss gemacht und ich bekam nie eine Erklärung. Natürlich kann ich deswegen sauer sein. Du hast mir mein Herz gebrochen. Weißt du eigentlich, wie sich das anfühlt, wenn man von dem Menschen, den man über alles geliebt hat, wie Scheiße behandelt wird? Du hast Marc geschickt, dass er mir mein Zeug wieder gibt. Du hast so getan, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen und ich kam mir an manchen Tagen vor, als hätte ich mir unsere Beziehung nur eingebildet. Ich fühlte mich wie eine Stalkerin, die in der Realität ankam und feststellen musste, dass alles nur ein beschissener Traum war. Glaub mir, ich kann auch nach zwanzig Jahren noch sauer auf dich sein", schrie ich nun aufgebracht und meine Stimme überschlug sich. Langsam trübten sich meine Augen, weil sie die salzige Flüssigkeit nicht mehr in sich halten konnten.
Damian stand nur da und sagte nichts, "Du tust es schon wieder. Wie kann man denn dazu nichts sagen?", brüllte ich und war kurz davor ihm eine Ohrfeige zu geben, aber ich wollte nicht so nah an ihn heran.
"Es tut mir leid", flüsterte er kaum hörbar.
"Verpiss dich", wollte ich seine Entschuldigung gar nicht.
"Es tut mir wirklich leid. Ich wusste nicht, wie es dir damit ging", räusperte er sich leise.
"Ja, weil du ein egoistisches Arschloch bist und nur an dich denkst", pfauchte ich und wischte mir die Tränen von den Wangen.
Hoffentlich würde mein Makeup das kompensieren können, denn eigentlich hatte ich keinen Bock darauf, meinen verschwommenen Mascara erklären zu müssen.
"Ich war ein Idiot. Ich dachte nicht, dass es dir wirklich weh tun könnte", biss er sich auf die Unterlippe.
"Dumm bist du also auch noch", lachte ich verachtend auf, "eine Frau lässt sich doch kein Liebestattoo stechen, wenn sie nicht denkt, dass sie den Mann für die Ewigkeit gefunden hat", zischte ich zwischen meinen Zähnen hervor.
"Du hast Recht", war er kleinlaut und stand da, wie ein Junge, der gerade wegen schlechter Noten einen Anschiss von seiner Mutter bekommen hatte.
"Dann lass mich in Ruhe. Wir müssen nur noch ein paar Stunden überstehen und dann trennen sich unsere Wege wieder", war ich ruhiger und in der Hoffnung, dass Damian es jetzt verstanden hätte.
"Wie kann ich es wieder gut machen?", hatte er es wohl doch nicht begriffen.
"Baue eine Zeitmaschine und verhalte dich anständig", rümpfte ich meine Nase.
"Nein, bitte. Sag mir, wie ich es wieder gut machen kann", flehte er regelrecht und trat einen Schritt auf mich zu.
Seine Stimme war ruhig und klang eher so, als würde er nach dem Weg fragen.
"Du kannst es nicht gut machen. Du kannst mich nur endlich in Ruhe lassen", blieb auch ich diesmal ruhig.
"Bitte, es tut mir wirklich leid. Was kann ich tun, damit wir wieder normal miteinander umgehen können?", kam er noch einen Schritt näher und in meinem Kopf blitzte ein Bild auf.
Etwas, das er tun könnte, aber niemals tun würde, sah ich vor meinem inneren Auge und verfluchte mich für diese Idee, aber mein Mund fand sie gut und sprach sie durch den Alkohol in meinem Blut schneller aus, als ich sie verwerfen konnte.
"Schlafe mit mir", hörte ich die Worte, die mit meiner Stimme vorgetragen wurden und hätte sie am liebsten sofort zurückgenommen, aber seine Reaktion darauf, war so befreiend, dass ich dabei blieb.
Erschrocken und beinahe panisch sah er mich an, "wie bitte?", zitterte seine Stimme.
"Ja, es gibt zwei Dinge, die du tun kannst, damit es wieder normal zwischen uns wird. Sag mir die Wahrheit und schlafe mit mir", wusste ich, dass ich erst mit ihm abschließen konnte, wenn ich verstand, was er sich damals dabei gedacht hatte.
"Das ist doch lächerlich. Wir können gerne über meine Beweggründe sprechen, aber ich werde auf der Hochzeit meines Bruders bestimmt keinen Sex mit dir haben", war nun er der wütende, hatte sich aber viel besser im Griff als ich.
"Du wolltest wissen, wie du es wieder gut machen kannst und das sind meine zwei Bedingungen", fühlte ich mich siegessicher und lächelte breit.
Es tat gut, ihn so hilflos zu sehen. Wie er durch den engen Gang tigerte und mich immer wieder verzweifelt ansah, hatte eine gewisse Komik und ich sah ihm gerne dabei zu. Immer wieder strich er sich aufgebracht durch die Haare und sah dann verzweifelt zu mir. Er stieß Flüche aus und bat mich um Vernunft, aber ich blieb dabei und entspannte mich von Minute zu Minute.
Wie er vor mir stand und sich dann wieder langsam in Bewegung setzte, um meine Worte besser überdenken zu können, sah ehrlich gesagt sehr anziehend aus und ich stellte mir für einen kurzen Augenblick seine Hände auf meiner nackten Haut vor. Niemals würde er auf den Deal eingehen, aber es gäbe bei Gott Schlimmeres, falls er es doch tun würde.

Der Bruder meines besten FreundesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt