Zerdenker ღ.

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Den ganzen Vormittag verbrachten alle Professoren damit, die Sauerei zu entfernen. Es war ein äußerst hartnäckiger Zauber, welcher sich über alle Korridore erstreckte. Sogar bis in den siebten Stock.

Die Schüler hatten also ein paar freie Stunden zur Verfügung. Viele von ihnen, vor allem die jüngeren, spielten Schlammschlacht. Mit Magie formten sie die verschiedensten Formen aus dem Schlamm und warfen sich dann damit ab. Obwohl es Professor Snape verbot, fanden sich in Teilen des Schlosses immer wieder Schülergruppen zusammen, dort, wo er gerade nicht war.

"Ich sag es euch, Professor McGonagall hat gelächelt! Die Idee, Fudge als Flubberwurm darzustellen, fand auch sie gut, ich habe es genau gesehen", versuchte Hermine ihre Freunde zu überzeugen.

Ginny hatte sich zu ihnen gefunden und war, so wie Ron, überaus überrascht von dem plötzlichen Abgang ihrer Brüder.

"Ich glaube, die Lehrer hätten das Ganze sofort auflösen können. Bestimmt wollten sie es nur nicht, weil sie selber gegen Fudge sind", mutmaßte Alice.

Noch immer waren sie aufgebraust, das Geschehene hatte einen großen Wirbel unter den Schülern erzeugt.

"Ich kann es nicht glauben. Wenn das Mom erfährt, sind sie tot", sagte Ginny dazu.

Ron nickte zustimmend, "aber sowas von!"

Gemeinsam saßen sie im Innenhof und beobachteten, wie Filch wütend den Schlamm von den Wänden putzte.

"Was wohl nun in der Winkelgasse 93 ist?", dachte Hermine laut nach.

Ron stimmte auch dem zu, "ich kanns kaum abwarten, es herauszufinden"

Es würde den ganzen Tag dauern, bis Hogwarts wieder vollständig sauber wird.

"Miss Granger und Mister Weasley, sie als Vertrauensschüler können ruhig als gutes Vorbild vorangehen und mithelfen! Das Schloss putzt sich nicht von alleine!", Professor McGonagall ging an ihnen vorbei und sah die Schüler, die unbeteiligt rumsaßen, tadelnd an.

"Ja, Professor McGonagall", Hermine sprang als erste auf.

"Und Miss Weasley, Miss Surholdt und Mister Potter, sie können genauso etwas dazu betragen, dass die Schule wieder sauber wird und wir wie gewohnt fortfahren können!"

So half die kleine Gruppe, die Gänge von der Pampe zu befreien, und hin und wieder warfen sie sich mit einer Kugel Schlamm ab. Jeder von ihnen fand, dass es ein wundervoller Vormittag war.

Und bis es wirklich so weit war, vergingen ein paar Stunden. Magisch ertönte Dumbledores Stimme in den Korridoren und in jedem Raum von Hogwarts.
"Liebe Schüler, liebe Schülerinnen, die, die ZAGs und UTZs absolvieren, bitte finden sie sich jetzt in den entsprechenden Räumlichkeiten ein, die Prüfungen werden in zwanzig Minuten beginnen"

Alice war traurig, dass die schöne Zeit nun vorbei war, und sie verabschiedete sich von den Gryffindors. Am liebsten hätte sie mit ihnen lückenlos den ganzen Tag verbracht, die ganze Zeit redeten sie über das Geschehene. Was sich die Zwillinge trauten, war unvergleichlich. Sie positionierten sich so offen gegen das Ministerium und brachten schamlose Eigenwerbung zustande. Damit zeigten sie den Besuchern von Hogwarts ganz deutlich, wie wenig sie vom Zaubereiminister und seinen Taten hielten.
Was ein Akt, fand Alice. Wie überaus mutig sie doch waren.
Da wurde ihr etwas bewusst.
Hatte Fred sie deswegen vorgestern aufgesucht, um mit ihr über ihre Gefühle gegenüber Harry zu sprechen? Weil er wusste, dass er die Schule so zeitnah schmeißen wird?
Jetzt, wo sie es auf diese Weise betrachtete, machte es wirklich Sinn.

Und während die nächsten Stunden verstrichen und man gelegentlich einen knurrenden Magen hörte, denn die Prüfung für Wahrsagen wurde während der Mittagszeit nachgeholt, wurde Alice immer klarer, Wahrsagen würde sie nicht bestehen. Zu den einzelnen Fragen fiel ihr nichts lückenloses ein. Das Fach hatte sie am wenigstens mit dem Trio geübt und auch, wenn sie die letzten Tage das Schulbuch in die Hand nahm und sich sogar damit die Nacht um die Ohren schlug, konnte sie nicht ansatzweise das leisten, was sie in den anderen Fächern leisten konnte. Und als sie den schriftlichen Teil hinter sich ließ und darauf wartete, an die Reihe zu kommen, wurde ihr bewusst, wie egal es ihr auf einmal war.
Ob es an dem Schlafmangel lag?
Nein.
Etwas in ihr hatte sich verändert.
Sie sah es auf einmal gar nicht mehr so eng, wenn das eines der Fächer wird, welches sie nicht bestand. Sie glaubte ohnehin nicht, dass Wahrsagen eines der Kurse werden würde, die sie nächstes Jahr belegen würde. Das Fach spielte keine Rolle auf dem Weg in den medizinischen Bereich. Es war nicht relevant. Es wäre zwar schön, wenn sie eine gute Note auf dem Zeugnis präsentieren könnte, aber es war eigentlich gar nicht mal so wichtig.
Klar, ihr späterer Arbeitgeber sollte später sehen, dass sie sich immer bemühte und fleißig war, aber ob sie nun gerade in Wahrsagen das beweisen musste, war dahin gestellt. In den paar Monaten kristallisierte es sich deutlich, dass Alice das Schulfach nicht mochte und es ihr auch nicht lag. Mit den Hausaufgaben tat sie sich immer schwer und bei jedem neuen Thema brauchte sie viel Zeit, um es auch zu verstehen.
Ob Fred stolz auf sie wäre?
Ganz bestimmt, glaubte Alice.
Sie erlaubte es sich gerade auch mal zu versagen, denn Versagen ist menschlich.
Und Ron hatte sie gestern gelehrt, dass es immer schlimmer hätte verlaufen können.

Dark Blood - die Macht des dunklen Blutes || Part ⅠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt