Träume sind Schäume?

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Er lief zwischen den Bäumen entlang, wich den struppigen Büschen aus, welche ineinander verhakt waren und stieg über die auf dem Boden liegenden Ästen hinüber. Die Sonne brach nur spärlich durch die Baumkronen, das meiste Licht kam von dem Ort, der vor ihm lag.

Nie hatte er seinen Zauberstab nicht dabei, er trug ihn normalerweise immer mit sich, aber jetzt war er sich sicher, er brauchte ihn nicht. Egal, wie lange er hierbleiben würde, mit ihr, er würde ihn definitiv nicht brauchen. Hier war es sicher.
Also machte ihn die Leere seiner Hosentasche nichts aus, während er sich mit den Händen durch die Bepflanzung kämpfte. Es musste ein Ort sein, wo niemand hinkam außer er und sie, kein Muggel und auch kein Zauberer. Die Natur sah hier zu unberührt aus, viel zu fernab der Bevölkerung. Er wusste, er würde hier auf niemanden treffen. Nur auf die schreckhaften Eichhörnchen und die singenden Vögel.
Es war nicht wichtig zu wissen, in welche Himmelsrichtung er sich gerade kämpfte, egal ob Nord, Süd, West oder Ost, er war sich so sicher, auf der richtigen Fährte zu sein, als wäre er diesen Weg schon abermale gegangen. Er war ihn jedoch in Wahrheit noch nie gegangen.
Er kam der Helligkeit immer näher, das Ende des dichten Waldes war in Sicht und dann war er endlich an seinem Ziel gekommen. Für dieses Ziel würde er sich überall durchkämpfen, es war etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Wofür es sich immer lohnen wird.
Die Sonnenstrahlen schienen durch die Lücken der Büsche direkt auf ihn zu. Die Wärme, die ihn erreichte und bis ins Herz durchdrang, war so schön, schöner als jedes Schaumbad, schöner als jeder Besenflug, schöner als jedes Kaminfeuer im Fuchsbau.
Er schob die Äste beiseite und trat auf die Lichtung.
Er musste ein paar mal blinzeln, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen und sträubte sich dagegen seinen Augen noch mehr Zeit zu genehmigen, zu groß war der Drang, endlich sie zu sehen.
Er hielt sich eine Hand über die Augen, viel zu ungeduldig war er, er wusste, sie war hier irgendwo und wartete auf ihn. Er würde sie keine Sekunde länger warten lassen, als es wirklich nötig war.
Er blickte über die ganze Lichtung, in jede Richtung und ging ein paar Schritte weiter.
Es war nur eine Wiese, ohne Bäume oder Felsen, wo hinter sie sein könnte, sodass er sie nicht sehen könne. Einfach eine weitläufige Wiese, mit den schönsten Blumen überhaupt, vom Wald umrandet, kein Weg führte hinein, kein Weg hinaus und das brauchte es auch nicht. Es war einfach, ganz einfach, unberührt.
Es beirrte ihn etwas, dass er sie nicht sofort entdeckte, so wie er es sonst auch immer tat, wenn sie in seiner Nähe war. Er bewegte sich auf hütenden Füßen weiter zur Mitte der Wiese.
Eigentlich müssten ihm ihre schwarzen Haare sofort ins Auge stechen, der Kontrast war mit den warmen, weichen Farben der Lichtung einfach zu stark, aber er entdeckte sie nicht.
Er seufzte und drehte sich nochmal um die eigene Achse.
"Alice?", rief er. Ein paar Vögel flogen aus den Baumkronen und verschmolzen mit dem Himmel, aber von ihr war keine Spur.
Er ging ein paar Schritte weiter, nahm die Hand runter, die seine Augen vor dem Licht schützte und ließ die Schultern hängen. Sie war hier irgendwo, sie musste hier irgendwo sein.
"Alice?!", rief er nun lauter.

"Ich habe dich gesucht", er keuchte, drehte sich um und sah sie.
Unschuldig und friedlich stand sie da, an dem Rande des Waldes, an der Stelle, aus der er herausgetreten war. Und sie war schön. Und wie schön sie war.

Sie musterte ihn kurz, ehe ihr ein breiteres Lächeln übers Gesicht huschte und sie einen weiteren Schritt auf ihn zuging.

"Hey, Harry", hauchte sie und strahlte stärker als der Mond in einer sternenklaren, wolkenlosen Nacht, "ich habe dich vermisst"

Er schluckte schwer. Seine Kehle wurde immer trockener, desto länger er sie ansah. Aber er konnte seinen Blick nicht abwenden, er wollte seinen Blick nicht abwenden. Sie war einfach viel zu schön für ihn.

Ihr Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an.
"Ist alles in Ordnung, Harry?"

Er schloss seinen Mund, versuchte sich unauffällig zu räuspern, er hatte sie so intensiv angestarrt, dass er ganz vergessen hatte, dass sie wirklich gerade vor ihm stand. Sie war keine Illusion. Sie war echt. Sie sah aus wie ein Engel. Weiß stand ihr ausgezeichnet.

Dark Blood - die Macht des dunklen Blutes || Part ⅠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt