"Yeji? Ah, hier seid ihr ja."
Ich hob direkt meinen Kopf an, als ich Ryujins Stimme vernahm. Erfolglos versuchte ich mich an einem Lächeln, doch die Wellen an Panik, die mich schon den ganzen Tag durchfluteten, untermauerten selbst meine größten Mühen. Nichts konnte meine Laune anheben und schon den ganzen Tag litt ich schrecklich unter Angst- und Panikattacken. Es hörte einfach nicht auf. Zwischendurch hatte ich sogar den Unterricht verlassen müssen, weil mir so schlecht geworden war. Jisu war zum Glück schon den ganzen Tag an meiner Seite, nicht für einen Moment ließ sie mich allein. Und jetzt war endlich Ryujin da. Wie abgemacht würden wir sämtliche Hinweise zusammentragen und untersuchen. Irgendetwas musste uns doch zum Täter führen... ganz bestimmt.
"Hast du dich umgehört? Und alles notiert, was irgendwie verdächtig wirkt?", fragte ich sogleich, vergaß ganz eine Begrüßung. Mein Kopf drehte sich regelrecht und ich war so verstreut wie die Notizen auf dem Tisch. Das war alles so grauenhaft, ein wahrer Albtraum. Er sollte so schnell wie möglich enden, sonst würde ich gewiss wahnsinnig werden.
"Klar. Ich hab auch die Schülerzeitung von heute mitgebracht, weil ein Artikel ganz interessant sein könnte", erzählte sie uns, während sie sich gegenüber von uns auf einen freien Platz in dem Gruppenraum fallen ließ. Dabei landete die Schülerzeitung auf dem Tisch und breitete sich gnadenlos über unseren Notizen aus. Reflexartig packte ich sie, warf sie regelrecht auf den Stapel mit den anderen Sachen. Jisus einzige Reaktion darauf, war es, Ryujin einen besorgten Blick zuzuwerfen.
"Ich denke, wir sollten zuerst das Problem mit der Polizei klären. Schalten wir sie ein? Das würde alles einfacher machen", sagte Jisu langsam. Ihr Blick wanderte zwischen uns hin und her, doch zurück kamen gemixte Reaktionen. Denn während ich mich verkrampfte, antwortete Ryujin mit einem Nicken.
"Das wäre das Beste. Die Polizei wird wissen, was zu tun ist", stimmte das blauhaarige Mädchen ein.
"Und frische Spuren können schneller gefunden werden", fügte Jisu hinzu.
"Dann haben wir weniger Stress und können uns auf den Unterricht konzentrieren.""Nein."
Meine Stimme durchschnitt den kurzen Dialog der beiden. Sogleich schauten sie zu mir. In Jisus Augen glänzte Unsicherheit, wohingegen Ryujins Mimik mit Sorge geziert war. Unruhig atmete ich durch, die Angst in mir unterdrückend. Mit einer Hand schob ich den Block zur Seite, suchte Schutz in den niedergeschriebenen Worten und schnappte anschließend erneut nach Luft.
"Ich... Ich hab eine Liste gemacht. Vor- und Nachteile von der Polizei. Aber die Nachteile sind zu überwiegend, ich kann das nicht. Wenn die Polizei hier Untersuchungen anstellen, wird herauskommen, dass ich die Pläne und das Geld verloren habe. Der Täter wird alarmiert und bestimmt noch vorsichtiger sein. Am schlimmsten daran ist, dass die Ball-Kronen weg sind. Seit Jahren werden sie von Generation an Generation weitergegeben, sie sind unersetzlich. Und ich Idiot hab in meinen Notizen den Standort und den Pin aufgeschrieben. Ich hab direkt nachgesehen, ob sie noch da sind, als es mir eingefallen ist, aber der Tresor war bereits leer. Keine Spur, nichts. Wenn das alles herauskommt... Die anderen werden so enttäuscht von mir sein... Nein, es darf nicht rauskommen, keiner darf es erfahren. Sie werden mich hassen", erklärte ich verzweifelt. Mein Gesicht in meinen Händen vergrabend versuchte ich tief zu atmen, sodass die Panik keine Überhand ergriff. Nicht jetzt, nicht hier. Ich war nicht bereit. "Außerdem werde ich für die Kronen haften müssen. Vielleicht werde ich sogar angezeigt. Ich würde meinen Ruf und die Anerkennung der anderen Schüler verlieren. Nein, das darf unter keinen Umständen passieren, hört ihr?!"
"Yeji... Normalerweise hab ich ja kein Problem mit deiner Rufbesessenheit, aber das ist eine wirklich ernste Situation. Es geht hier um Geld und wir sind nun einmal bloß Schüler." Jisus Widerspruch überraschte mich. Er überraschte mich so sehr, dass ich sie bloß wortlos anstarren konnte. Und ich hatte tatsächlich geglaubt, ich könnte ihr vertrauen.
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Blue Flames ★ Ryeji
Fanfiction›Als unsere Augen sich trafen, umwehte mich ein eisiger Wind. Ich erschauderte, meine Nackenhaare stellten sich auf. Nie zuvor hatte ich so viel Kälte und Arroganz entgegen geblickt, die wie blaue Flammen meinen Körper einnahmen.‹ Hwang Yeji ist die...