Blue Flames ★ Ryeji

[5] Family and Basketball

Kaum war ich Zuhause angekommen, begab ich mich zum Esstisch, von dem ich bereits einen köstlichen Geruch wahrnehmen konnte. Mein Magen knurrte hungrig und ich konnte es nicht erwarten, endlich zu essen. Zwar war das Essen in der Cafeteria nicht schlecht, aber es sättigte nicht genügend, um das Training am Ende des Schultags zu überleben. Dementsprechend nahm man sich entweder eine Kleinigkeit von Zuhause mit oder man wurde daheim von Essen erwartet, wie in meinem Fall.

"Wir sind zurück!", kündigte Hyunjin unsere Ankunft an. Ach, hatte ich das bereits erwähnt? Hyunjin, der Captain des Basketballteams, war mein Zwillingsbruder und beinahe genauso beliebt wie ich. Nur zog er sich häufiger zurück, da er zu viele Menschen um sich herum nicht ausstehen konnte. Zudem waren wir zweieiige Zwillinge und er - leider - ein paar Minuten älter als ich. Und er liebte es, mich damit zu necken.

Wenigstens genoss er dadurch keine realen Vorteile.

"Essen steht auf dem Tisch! Yeji, mein Schatz, deine Trainerin hat angerufen, du sollst dich später noch bei ihr melden. Und Hyunjin, dein Training entfällt morgen, falls du noch nicht am Handy warst!" Die fröhliche Stimme meiner Mutter hallte durch das große Haus und schmunzelnd verdrehte ich meine Augen. Obwohl sie stets im Stress aufgrund ihrer Arbeit als Modedesignerin war, verfügte sie immer über einen unglaublichen Optimismus, der ihr durchgängig gute Laune schenkte. Geerbt hatte ich diesen leider nicht, dafür fühlte ich mich aber wohl, sobald ich unser Haus betrat. Für andere wirkte es sicherlich kalt und einsam, meine Familie verdiente äußerst gut und das sah man unserem Haus auch an. Aber ich fand es eigentlich sehr warm und heimisch.
Eitel war unsere Familie nicht. Oder zumindest unsere Eltern nicht. Sie hatten sich alles selbst aufgebaut und erarbeitet, waren bescheiden und sparsam. Lediglich ich und Hyunjin besaßen einen gewissen Stolz durch diesen Stand in der Gesellschaft, aber auch wir übten uns in Dankbarkeit. Immerhin wussten wir, dass nichts selbstverständlich war. Diese Dinge musste man lernen, wenn seine Eltern nicht viel Zeit für einen hatten und man sich vor allem mit sich selbst beschäftigen musste.

"Guten Abend, meine Süßen", lächelte mein Vater hinter seiner Zeitung, als wir uns an den Tisch setzten. Auch wir begrüßten ihn freudig, da wir ihn nur abends sehen konnten und beladeten sogleich unsere Teller mit dem köstlichen Essen. Gekocht von niemand Geringerem als unserem Vater. Unsere Mutter war nämlich alles andere als talentiert in der Küche. Glücklicherweise hatte sie meinen Vater, ansonsten würden wir außer bestelltes Essen und Tiefkühl- oder Fertigwaren keine andere Nahrung erhalten.

"Und, wie war die Schule?", wollte unser Vater sofort wissen. Seine tiefe, sanfte Stimme erweckte ein kleines Lächeln auf meinen Lippen und ich begann zu essen, ließ somit meinem Bruder den Vortritt. Allerdings hatte er wohl dieselbe Idee - Zwillinge eben -, weshalb er mir einen auffordernden Blick schenkte. Etwas genervt verdrehte ich meine Augen, schluckte dann aber meinen Bissen herunter und fing an zu sprechen.

"Wir haben in Kunst das Gegenteil eines Stilllebens malen müssen. Keine Ahnung, was der Sinn dahinter sein soll, aber es war ganz okay", erzählte ich schulterzuckend. "Ansonsten war der Tag nicht sehr besonders, es ist nichts Wichtiges vorgefallen. Abgesehen von einem Interview, das ich nach meinem Training führen durfte, aber das ging auch nur um meine Meinung über verschiedene Dinge unserer Schule." Das Treffen mit Ryujin verschwieg ich. Es würde mir nur das Essen verderben.

"Oho, alle sind wohl an meiner süßen Tochter interessiert, hm?", grinste mich mein Vater an. Zustimmend nickte ich und musste dann leise lachen, stocherte nebenbei etwas in meinem Essen herum.

"Fast alle zumindest. Aber das ist nicht so wichtig. Natürlich werden mich niemals alle mögen und respektieren", seufzte ich auf. Innerlich verdrehte ich meine Augen über diese Tatsache und schob dann Salat zwischen meine Lippen, um nicht weiterreden zu müssen. Schlechte Entscheidung.