Blue Flames ★ Ryeji

[25] Suspects and Investigation

Es war einer dieser Tage, an denen ich realisierte, wie groß unsere Schule eigentlich war. Und welche lebensnotwendige Rolle Kaffee spielte. Fuck, ich brauchte wirklich eine Tasse Kaffee.

Gähnend trottete ich neben Jisu her, mein Notizbuch auf den anderen Büchern ruhend, bereit, vollgekritzelt und von Tränen durchtränkt zu werden. Nach dem erfolgreichen Spiel und meiner persönlichen Lernzeit Zuhause war es wirklich an der Zeit, das Rätsel um die verschwundenen Kronen zu lösen. Da während den ersten zwei Stunden ich selbst zwar frei hatte, Jisu allerdings in den Schülerrat musste, konnte sie mich nicht unterstützen. Lediglich bis zum Rat begleitete ich sie, mit einem Zwischenstopp bei den Spinden.

"Ey, Yedeong? Gehen wir nach der Schule Eisessen?", wollte Jisu auf einmal wissen, während ich meine Bücher der Größe nach einsortierte. Der neue Liebesbrief, der dort drinnen auf mich wartete, glitt in meine Tasche hinein, als ich mit einem Seufzen den Schrank wieder verschloss.

"Meine Mum wird davon nicht begeistert sein. Vergiss nicht, ich muss für die nächsten Spiele in Topform bleiben", gestand ich schwer seufzend, wodurch meine beste Freundin schmollend ihre runden Augen verdrehte.

"Topform, bla bla", äffte sie mich nach, ihre Arme vor der Brust verschränkend. "Wann warst du mal nicht in Topform? Ein Eis überlebst du schon." Ein neckender Stupser landete in meiner Seite und ich verkniff mir ein Augenverdrehen, ebenso wie ein Grinsen. So sehr ich meine Mutter auch respektierte und ihre Wünsche über meine eigenen stellte, Jisus Welpenblick war die höchste Form der Überzeugungskunst. Nicht einmal mein Stolz konnte ihm standhalten, und ich schmolz dahin.

"Meinetwegen. Aber nur eine Kugel", stimmte ich ihr also zu, was Jisu ein fröhliches Quietschen entlockte. Kurzerhand schnappte sie sich meine Hand und zog mich als ein Ball purer Sonnenschein hinter sich her. Vor dem Schülerrat umarmte sie mich einmal herzhaft und drückte mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange, den ich angewidert wegwischte. Sie hingegen trug ein fröhliches Grinsen auf den Lippen und wandte sich dem Besprechungsraum zu, knallte aber direkt gegen die Tür, als diese im selben Moment aufgestoßen wurde. Erschrocken sprang ich vor, um sie zu stützen und mir sicher zu sein, dass alles gut war, aber bis auf ein schmerzvolles Jammern und einer Beule schien sie unverletzt zu sein.

"Pass doch mehr auf!", fuhr ich direkt die Person an, die aus der Tür heraustrat. Mit großen Augen starrte Seonghwa mich nun an, überfordert und eindeutig schuldbewusst.

"Tut mir leid! Mir war nicht bewusst, dass Jisu bereits hier draußen sein würde. Ich dachte, sie wäre wieder zu spät und wollte sie suchen gehen", erklärte er sich hastig und trat vor Jisu, untersuchte sie voller Sorge. Seine Augen glänzten feucht - ich wusste, dass er eine sensible Person war, aber dennoch überraschte mich diese Reaktion ein wenig.

"Schon... okay... Ich überlebe es. Auch wenn die Beule echt hässlich aussehen wird", beschwerte sich Jisu beleidigt, setzte dann jedoch wieder ihr Lächeln auf. Für einige Sekunden sah ich noch zwischen den beiden hin und her; außer dem Größenunterschied schien nicht sehr viel Distanz zwischen ihnen zu herrschen. Nachdem ich mich also bei meiner besten Freundin versicherte, dass sie wirklich nichts aus dem Krankenzimmer brauchte, verabschiedete ich mich von ihr und schlenderte in die Bibliothek. Die Situation von eben benebelte meine Gedanken und ich spürte, wie meine Vorfreude auf später pulverisiert wurde.

Der Tag schien nicht sehr vielversprechend zu wirken.

Erst der aromatische Duft von gemahlenen Kaffeebohnen weckte mich aus meinen Gedanken. Ich hob meinen Blick an, als ich bereits ein blauhaariges Mädchen mit zwei Tassen Kaffee an einem freien Tisch erblickte. Meine Mundwinkel zuckten nach oben und ich steuerte sie ohne weitere Umschweife an, ließ mich neben ihr auf einem Stuhl nieder. Meine Tasche landete neben mir auf dem Boden, die Bücher legte ich auf dem Tisch ab. Dadurch hob Ryujin sogleich ihren Kopf und ein herzliches Lächeln blitzte auf, das sich mit der Wärme in ihrem Blick zusammenfügte.