Seit jenem Morgen mied Ryujin mich. Sie schaute mich nicht an, wich mir aus, ignorierte meine Existenz. Aber nicht wie andere, lediglich eingeschüchterte Schüler. Nein, sie tat es mit Stolz, sie schaute über mich hinweg und sie nutzte ihre Beliebtheit durch das Basketballteam vollständig aus. Chaeryeong erhielt ihretwegen mehr Aufmerksamkeit, die Sportler schienen noch lebendiger als je zuvor zu sein und komischerweise war ich nun diejenige, die Probleme hatte zu leuchten.
Ein Stern erleuchtete nur den Nachthimmel, wenn er allein erstrahlte, denn die Masse würde sein Funkeln verschwinden lassen. Ihn zu einem von vielen machen.
Der einzige Lichtblick war der Schulball, dessen Existenz in meiner Verantwortung lag. Er ermöglichte es mir, mich zurückzuziehen und schenkte mir eine Ausrede für mein Erschlaffen. Mein weniger kraftvolles Auftreten lag also nicht an Ryujin, die mir erbarmungslos mein Rampenlicht gestohlen hatte, sondern an den vielen Aufgaben, wegen denen ich das Rampenlicht freiwillig vorerst aufgegeben hatte. Der Schulgang war demnach der letzte Ort, an dem ich voller Selbstbewusstsein und unerschütterlich auftreten musste. Im Klassenzimmer hingegen, ebenso wie in Mensa und Aufenthaltsräumen, hatte ich jederzeit ein Notizblock neben mir liegen. Darin notierte ich alle wichtige Informationen über den Ball, was wir benötigten, mit wem ich für bestimmte Teile sprechen musste, Sponsoren, Bestellungen für die Dekorationen, angebotenes Essen, alles, was mir irgendwie eine Flucht aus der Realität versprach.
Aufgrund der Prüfungen, die derzeit und auch in den nächsten Wochen noch anstanden, hatte ich Zuhause keine Zeit für die Vorbereitungen. Dort war ich mit Lernen, Ausruhen oder Hausaufgaben beschäftigt, die ich auch bewusst priorisierte. In der Schule hingegen konnte ich jede freie Minute ausnutzen, die sich mir bot. Darunter zählten auch diverse Gespräche, wegen denen ich später den Schülerrat, die Musiker 3Racha, den Kunstclub und das Direktorat aufsuchen musste. Ein Glück, dass Soojin und Jimin [Randnotiz: Ich meine damit Karina aus Aespa, nicht BTS und nicht Jimin Park xd] heute das Cheerleader-Training übernahmen, somit konnte ich diese Zeit nutzen, um meinen Pflichten nachzukommen.
Je früher alles organisiert war, desto weniger Stress hatte ich, sobald der Ball vor der Tür stand und etwas schief gehen würde.
Tief atmete ich durch. Ich befand mich vor der Tür zum Schülerrat, war kurz davor anzuklopfen. Aber ich spürte mich schwächeln. Das war ungewöhnlich für mich. Ich mochte es nicht. Jedoch war mein Selbstvertrauen gesunken und ich empfand irgendwie... Angst? Angst davor, abgewiesen zu werden, abgelehnt, korrigiert. Das war keinesfalls schlimm, ich war immerhin hier, um mir ihre Meinung einzuholen. Und doch hatte Ryujins Einfluss auf mich Unsicherheit in mir wachgerüttelt. Und diese zerrte an mir, saugte meine Kraft auf.
Vielleicht sollte ich künftig eine Knoblauchkette gegen diesen Vampir tragen.
Schließlich aber öffnete im selben Moment, in dem ich endlich an der Tür klopfte, Jisu die Tür und schaute mich überrascht an. Keine Sekunde später begann sie zu strahlen und begrüßte mich freudig, zog mich zu sich hinein.
"Yeji ist hier!", informierte sie die anderen und wandte sich unschuldig lächelnd an sie. Langsam trat ich ein, noch etwas verwundert aufgrund ihres Verhaltens. Wieso hatte sie an der Tür gestanden?
"In dem Fall kannst du dich wieder zu uns gesellen. Kein Grund mehr, sie suchen zu gehen", erwiderte Seonghwa gelassen. Schmunzelnd legte er seinen Kopf schief, als derzeitiger Schülersprecher nahm er seine Aufgabe ausgesprochen ernst. Ein schwaches Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. So war das also. Sie wollte sich wieder vor ihrer Arbeit drücken.
"Seonghwaaa!", jammerte Jisu sogleich und verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. Dennoch begab sie sich ohne weitere Beschwerden zu ihrem Platz und blickte auffordernd zu mir. Seonghwa hingegen grinste nur leicht, verfolgte ihre Bewegungen genauestens mit seinen Augen. Erst, als sie saß, schaute er mich an und nickte leicht. Das Treffen war verabredet gewesen. Und abgesehen von den Schülersprechern waren auch alle anderen anwesend.
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Blue Flames ★ Ryeji
Fanfic›Als unsere Augen sich trafen, umwehte mich ein eisiger Wind. Ich erschauderte, meine Nackenhaare stellten sich auf. Nie zuvor hatte ich so viel Kälte und Arroganz entgegen geblickt, die wie blaue Flammen meinen Körper einnahmen.‹ Hwang Yeji ist die...