[17] Partner for Life

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"Appa!"

Kaum war ich Zuhause angekommen, machte ich mich auf die Suche nach meinem Vater. Zu dieser Uhrzeit sollte er längst wieder daheim sein, ich konnte mir schwer vorstellen, dass er noch immer Arbeiten war. Ganz anders als meine Mutter. Als Modedesignerin hatte sie dauernd etwas zu tun und konnte kaum stillsitzen. Ständig von einem Treffen zum nächsten huschend und ein Telefonat nach dem anderen haltend, es gab keinen Tag, an dem sie wirklich fertig war. Doch da mein Vater als gewöhnlicher Kaufmann geregeltere Arbeitszeiten hatte, war das nicht so schlimm für mich.

Zumindest, wenn ich ihn finden würde.

"Appa?", rief ich erneut, durchsuchte das ganze Haus nach ihm. Das erinnerte mich wieder daran, wie unglaublich viel Platz wir doch hatten, den wir eigentlich gar nicht benötigten. Besonders, da wir alle die meiste Zeit über unterwegs waren. Jisus Familie lebte in einem viel kleineren Haus, welches sich entsprechend belebter anfühlte. Aber ehrlich gesagt, irgendwie mochte ich auch diese Leere. Sie schenkte mir den Raum, den ich brauchte, um zur Ruhe zu kommen. Meistens jedenfalls.

"Ich bin hier, Schatz!" Die Stimme meines Vaters unterbrach meine Gedanken und ich machte auf dem Absatz kehrt, um nach dem Ursprung zu suchen. Dadurch entdeckte ich, dass die Balkontür leicht angelehnt war und kaum schaute ich durch das große Fenster nach draußen, erblickte ich einen hochgewachsenen Mann, der halb in unseren Kastanienbaum geklettert war. Kurz zog ich meine Stirn kraus, akzeptierte dann aber einfach die Umstände und ging zu ihm.

"Appa, können wir kurz in die Stadt?", fragte ich ihn ohne Umschweife. Mein spontaner Plan war noch fest in meinem Kopf verankert und ich betete dafür, dass er Zeit hatte, um besagte Idee auch in die Tat umzusetzen.

"Jetzt noch? Was hast du denn vor?" Die Verwirrung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, weshalb ich mich für einen kurzen Moment fast schlecht fühlte und es mir anders überlegen wollte. Aber wovor hatte ich denn Angst? Mehr als Nein konnte er schließlich nicht antworten und ganz egal, wie frustrierend das auch wäre, ich würde es überleben.

"Ich möchte ins Tierheim, Appa. Ich will einen Hund haben", platzte es also aus mir heraus. Das war wohl zu viel gewesen. Mein Vater verlor fast das Gleichgewicht, konnte sich nur gerade so an einem Ast festhalten, bevor er vom Baum gefallen wäre. Vollkommen überrascht starrte er mich an, so als hätte ich ihm von einer plötzlichen Hochzeit mit meinem Ex erzählt. Das war wohl wirklich ein Schock für ihn.

"Du möchtest was?", gab er zurück, sich nebenbei seine Ohren putzend. Dachte er wirklich, dass er sich verhört hatte? Bloß, weil ich noch nie nach einem Haustier gefragt hatte? Ja, vielleicht war er kein großer Tierfreund, doch einen anderen Grund, mir einen Hund zu verbieten, hatte er überhaupt nicht!

"Einen Hund. Wir haben einen großen Garten, heißt, Eomma kann ihn über den Mittag rauslassen und abends kann ich dann mit ihm spazieren gehen. Du weißt doch, dass ich sowieso gern nach der Schule noch spazieren gehe. Und morgens auch, das weckt den Geist auf! Dann wäre ich in diesem großen Haus weniger allein", erklärte ich ihm ausführlich. Einen Moment lang schaute er mich noch an, er überlegte wohl, wie das auslaufen würde. Ich erwartete, dass er verlangte, meine Mutter zu fragen und ihre Meinung dazu zu holen, allerdings war ich mir sicher, dass ich es dann vergessen konnte. Obwohl wir eine Putzkraft angestellt hatten, würde meine Mutter es gewiss bevorzugen, wenn ich ohne Hund auskam. Diese Verantwortung traute sie mir nicht zu, oder vielleicht wollte sie sie auch selbst einfach nicht tragen. Außerdem hatte sie selbst nie ein Haustier gehabt, ebenso wenig wie mein Vater. Bestimmt klang diese Idee deswegen so verrückt, selbst in meinem Kopf.

Aber zu meiner Überraschung nickte mein Vater. "Okay, gut. Dann mach dich fertig, ich muss noch kurz die Werkzeuge in die Garage stellen und dann können wir los." Fast konnte ich nicht glauben, dass er das gerade tatsächlich gesagt hat. Doch das kleine Lächeln, das seine Lippen umspielte, und sein gut gelauntes Zwinkern machten mich wohl glücklicher, als ich es je zuvor gewesen war. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, was leider auf einem Baum kaum möglich war. Also klatschte ich einfach fröhlich in die Hände und bedankte mich mehrfach bei ihm, bevor ich wieder ins Haus rannte.

Blue Flames ★ RyejiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt