Ryujin öffnete mir die Tür und vorsichtig trat ich ein. Mit gemischten Gefühlen striff ich die dünne Jacke von meinen Armen und schlüpfte aus meinen durchnässten Schuhen, spielte in meinen Gedanken sämtliche Möglichkeiten des restlichen Abends ab. Mein Puls beschleunigte sich schon wieder und aus dem Augenwinkel heraus beobachtete ich, wie Ryujin mir die Jacke abnahm und sie aufhängte. Ihr Gesichtsausdruck war neutral, doch ich war mir sicher, leise Verachtung dahinter zu verspüren. Ihre dunklen Augen mochten Wärme ausstrahlen, aber ihre blauen, fluffigen Haare symbolisierten die Kälte ihres Herzens. Mir würde sie nichts mehr vormachen, mich würde sie nicht mit ihren Schauspielkünsten überzeugen. Ich durchschaute ihre gekünstelte Freundlichkeit und ich würde keinesfalls zulassen, dass sie mich beeinflusste. Meine jetzige Anwesenheit war eine reine Ausnahme. Das hatte nichts zu bedeuten. Ja, genau. Das hatte überhaupt nichts zu bedeuten.
"Komm mit. Ich mache dir eine heiße Schokolade, du solltest dich wieder aufwärmen. Draußen ist es kalt", sagte sie zu mir, ein vorsichtiges Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Das hab ich auch bemerkt, du musst es mir nicht extra sagen." Mein Unterton klang schärfer, als ich geplant hatte, doch meinen Blick hatte ich in Scham abgewandt. "Außerdem weiß ich selbst, was ich brauche", fügte ich etwas schnippisch hinzu. Meine Arme schlang ich schützend um mich, doch mein Kinn hob ich nun entschlossen an. Wir waren Feindinnen, also verhielt ich mich auch entsprechend. Sie sollte schließlich merken, dass ich nicht auf ihre dummen Tricks hineinfiel.
Doch zu meiner Überraschung begann Ryujin auf einmal zu lachen.
"Ist ja gut, Wildkatze. Fahr die Krallen wieder ein und komm jetzt. Wir wollen ja nicht, dass du krank wirst", antwortete sie mir. Das Grinsen, welches sie in ihrem Gesicht trug, wurde breiter und ihre Augen funkelten frech, als sie sich bereits abwandte und die Treppen hinaufstieg, die hinter dem Flur der Haustür lag. Ihre Reaktion irritierte mich und unbewusst strich ich eine nasse Haarsträhne hinter mein Ohr. Wieso war sie jetzt auf einmal so herzlich, wenn sie doch vor einigen Tagen noch so abweisend reagiert hatte? Wenn sie mich gestern noch so blamiert hatte?
Dennoch setzte ich mich langsam in Bewegung und folgte ihren Schritten, schaute mich gleichzeitig etwas um. Hier unten schien wohl eher Lager und Garage zu sein, eine Art Kellerersatz. Es wirkte äußerst kalt und abweisend, wenngleich dieser Stauraum normal war.
Die Treppen knarzten leise, als ich sie betrat und wieder vernahm ich ein Kichern von Ryujin. Innerlich ließ mich das leise schnauben und ich legte meine Hand aufs Geländer, ehe ich ihr rasch folgte. Meine Laune war ohnehin schon wegen des Gefühlschaos' sowie des Gewitters sehr weit nach unten gerutscht, und ihr Verhalten verbesserte es nicht gerade. Hoffentlich würde ich bald wieder verschwinden können, diese falsche gute Laune war ja nicht auszuhalten.Doch als ich die letzten Stufen erklommen hatte, musste ich für einen Moment innehalten. Plötzlich spürte ich nichts mehr von der Kälte, bloß noch Geborgenheit und eine Wohnung, in der man sich bloß wohlfühlen konnte. Das war es, was mich so perplex machte - damit hatte ich nicht gerechnet.
Die Treppe führte rechts hinauf in einen größeren Raum, der wohl die verschiedenen Zimmer miteinander verband. Ein paar Katzenspielzeuge lagen über den Boden verstreut, an der Wand nahe des Geländers der Treppe befand sich ein Sofa, auf dem einige bunte und keineswegs farblich zusammenpassende Kissen lagen. Daneben stand ein ziemlich großer Katzenbaum, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Zusätzlich waren einige Teile davon offensichtlich sogar selbst gebaut, da auch diese weder in Form noch in Farbe wirklich dazu passten. Einen kleinen Moment verharrte ich in diesem Raum, ließ mich von dem speziellen Charme gefangen nehmen, den dieses Haus zu bieten hatte. Jedenfalls solange, bis ich bemerkte, dass Ryujin durch eine Tür verschwand. Rasch löste ich mich von meinen abschweifenden Gedanken und folgte ihr.
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Blue Flames ★ Ryeji
Fanfiction›Als unsere Augen sich trafen, umwehte mich ein eisiger Wind. Ich erschauderte, meine Nackenhaare stellten sich auf. Nie zuvor hatte ich so viel Kälte und Arroganz entgegen geblickt, die wie blaue Flammen meinen Körper einnahmen.‹ Hwang Yeji ist die...