15. Aussprache (Teil 2)

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Da es inzwischen aufgehört hatte zu regnen gingen Mücke und Alex nun aus dem Café raus in Richtung See. Erst jetzt fand Alex den Mut, zu reden: "Es tut mir Leid." Mücke schaute sie von der Seite an. "Was?", fragte er. "Das ich damals weggelaufen bin. Das ich mich nie gemeldet hab. Das ich dich nicht gefragt hab, wohin ihr zieht. Und vieles mehr", zählte sie auf. Er nickte wissend. "War es so schlimm wie Inga es beschrieben hat?", wollte sie wissen. "Kommt drauf an, was sie gesagt hat", erwiderte Mücke. "Sie meinte, dass es dich ziemlich lange aufgewühlt hat, dass ich mich nicht mehr gemeldet hab und das du wochenlang mit der Hoffnung, dass ich mich vielleicht melde aufgewacht und mit der Enttäuschung wieder einschlafen bist", erzählte Alex. "Hm", machte Mücke, "Höchstens drei Wochen!"
Alex grinste ihn mit wissender Miene, dann fragte sie: "Erinnerst du dich noch an unseren Check?" Nun musste auch Mücke grinsen: "Wie könnte ich den vergessen?!" Und dann begannen sie ihren lang einstudierten Check. Danach lachten die beiden und für einen moment war es wieder so wie früher, so schön, so unbeschwert.
Doch so richtig sicher war Alex sich nicht, deswegen fragte sie Mücke: "Meinst du, wir können noch einmal von vorne anfangen?" "Warum von vorne anfangen?", runzelte Mücke die Stirn, "Warum nicht besser diesen blöden Tag und die Zeit dazwischen vergessen?" "Du bist nicht mehr sauer?", vergewisserte sich Alex. "Das hat sich mit der Zeit gelegt", erklärte Mücke, "Zeit heilt scheinbar doch Wunden." "Mir fällt gerade ein Stein vom Herzen", sagte Alex, "und der ist locker so groß wie die Zugspitze!" Mücke musste kichern: "Du hast immer noch den selben Humor wie damals!"
Nun fuhren sie wieder zurück zur Burg.

-+- Zeitsprung, Alex und Mücke sind auf die jeweiligen Zimmer gegangen -+-

°Sicht Alex°

Erleichtert ließ ich mich auf mein Bett fallen. Einen Punkt konnte ich von meiner To Do Liste streichen. Dies war ein großer Schritt in die richtige Richtung, zumindest meiner Meinung nach. Plötzlich machte Stofe sich mit einem Maunzen bemerkbar. Also stand ich auf und füllte die Tasse auf. Ich hatte im Dorf auch etwas Katzenfutter aufgetrieben. Bei einem Frühstück hatte ich eine der Tassen mit gehen lassen, in diese füllte ich nun das Futter. Gierig stürzte er sich darauf.
Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, mit Nora zusammen hatte ich früher die Straßenkatzen gefüttert. Doch so schnell es auftauchte verschwand es auch schon wieder und ich spürte einen Stich im Herzen.
Nora. Früher war sie immer für mich da gewesen, war für mich eine Art Ersatzmutter gewesen, doch jetzt war sie tot. Wir würden uns nie wiedersehen. Nie mehr würde ich sie umarmen können. Ihr Lachen war für immer verstummt. Ihre Stimme, wie sie die Hände beim sprechen mitbenutzt hatte. All das war verschwunden. Und alles nur wegen diesem blöden Unfall!

^^Erinnerung^^

An diesem Tag war ich bei Alina und wir hatten so viel geredet und gelacht, dass wir die Zeit ganz vergessen hatten. Dad war noch nicht zu Hause und Nora wurde immer nervöser.
Einige Wochen davor hatte sie ihren Führerschein gemacht, deswegen stieg sie in das Auto und fuhr los. Ich weiß noch genau, wie ich damals im Bus an der Unfallstelle vorbei gefahren war, diese gesehen hatte, aber nicht genau hingeschaut hatte. Wenn ich das gemacht hätte, hätte ich vielleicht das Auto erkannt. Aber ich habe es nicht. An diesem Tag hatte mir Alina verraten, dass sie Strehlau möglicherweise etwas mehr mag und hatte überlegt, ob das wohl auf Gegenseitigkeit beruht.
Als ich dann die Haustür aufschloss war es seltsam ruhig. Normalerweise hörte ich sonst immer Nora, in der Küche, im Wohnzimmer, oder im Esszimmer. Mit einem mulmigen Gefühl setzte ich mich aufs Sofa und redete mir ein, dass sie nur schnell Einkaufen oder so war. Dann klingelte es an der Tür. In der Erwartung, dort stehe Nora, die nur den Haustürschlüssel daheim vergessen hatte, öffnete ich die Tür.
Der Polizist, der davor stand, war die erste Red Flag. Die zweite war als er sagte: "Es gab einen Unfall." Geschockt blickte ich ihn an. "Kennen sie Nora Dreimeyer?", wollte er wissen. Nummer drei. Motorisch nickte ich und sagte mit leiser, brüchiger Stimme: "Das ist meine Schwester." "Ihr wurde die Vorfahrt genommen und ein anderes Auto fuhr gegen ihres. Sie starb noch am Unfallort", erklärte der Polizist und schaute mich mitleidig an. Für mich brach in diesem Moment die Welt zusammen. "Könnte ich bitte mit einem Vormund sprechen?", fragte der Polizist nun. "Mein Vater sollte dem nächst kommen", erwiderte ich, "Möchten sie solange reinkommen und etwas trinken?"

^^Erinnerung Ende^^

Ich lag auf meinem Bett und mir liefen Tränen über die Wangen. Obwohl es noch nicht sonderlich spät war - es hatte noch nicht einmal Abendessen gegeben - schlief ich ein.

Die Einzige auf SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt