Obwohl Toni erst um acht Uhr in der Schule sein musste und deswegen ziemlich genau eine Stunde länger schlafen konnte als ich, hatte er mit um halb sieben bereits geschrieben. Deswegen saß ich mit meinem Handy in der Hand an einem Tisch in der Mensa und schrieb mit ihm.
Gegen viertel vor sieben ließ sich jemand mit der Bemerkung "Du weißt schon, dass Handys hier verboten sind?" neben mir fallen. An der Stimme erkannte ich Walze. "Du weißt schon, dass du gerade nervst", entgegnete ich ohne aufzusehen und schickte noch ein Herz an Toni. Seit gestern hatte dieser Emoji seinen Stammplatz ganz vorne bei 'zuletzt benutzt'. "Haha, sehr witzig. Aber mal im Ernst, wenn du erwischt wirst kriegt du dein Handy abgenommen und siehst es erst heute Abend wieder", erwiderte Walze. Nun blickte ich doch auf und sagte: "Seit wann sorgst du dich denn um mich?" Die anderen vier lachten und Walze wurde etwas rot. "Sag danach nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!", sagte er beleidigt.
"Was machst du gerade?", wollte Mücke wissen und ich drehte mein Handy weg. "Nichts." "Oho, Streit im Paradies!", pfiff Ottokar und ich starrte ihn wütend an.
Plötzlich schnappte Walze sich mein Handy und rief dann laut: "Oooh, sie schreibt Herzchen!" Jetzt war es an mir, rot zu werden. "Dürfte ich bitte mein Eigentum wieder haben?", zischte ich ihn an. Möglicherweise war das etwas übertrieben, aber es ging ihn nichts an, dass und auch was ich mit Toni schrieb. Auch wenn Toni und ich nur eine Fake-Beziehung führten, auch wenn er mein Cousin war, er hatte nicht das Recht, in meinen privaten Angelegenheiten herumzuschnüffeln.
"Gib her!", forderte ich noch einmal. "Jetzt nicht!", erwiderte er und starrte auf den Bildschirm, "Herzi hat ein paar Nachrichten geschickt!" "Erstens heißt er nicht Herzi sondern Toni und zweitens HAST DU SCHON MAL WAS VON PRIVATSPHÄRE GEHÖRT??", den letzten Teil brüllte ich extra laut. Dennoch ignorierte er mich weiter und sagte: "Herzi will wissen, ob es was neues von der Party gibt, ob du ihm deine Stiefschwester vorher schon vorstellst und ob du Schokolade magst. Was soll ich antworten?" "Gib her", zischte ich ihn noch einmal an. "Hm", machte Walze, "Das passt zu keiner der Fragen." "Walze, du Idiot, DU sollst mir mein Handy wieder geben!", rief ich laut.
Nun kam der Rex zu uns an den Tisch und fragte: "Gibt es ein Problem?" "Walze will mir mein Handy nicht wiedergeben", erwiderte ich. "Walze", sagte der Rex mit mahnendem Unterton, "Gibst du Alex bitte ihr Handy wieder?" Brav drückte Walze mir endlich mein Handy wieder in die Hand. "Und du Alex packst es am besten weg, bis du wieder auf deinem Zimmer bist. Eigentlich solltest du es gar nicht draußen haben." "Tut mir leid", murmelte ich und auch Walze entschuldigte sich. "Diesmal lasse ich euch mit einer mündlichen Verwarnung durchkommen, aber nächstes Mal - das es hoffentlich nicht geben wird - werde ich euch wohl oder übel einen Strich geben müssen." Mit diesen Worten verschwand er wieder zum Lehrertisch.
Mit den Strichen ist es so, bei drei Strichen muss man eine Strafarbeit schreiben. Bei fünf muss man nachsitzen und ab dem siebten bekommt man mit jeden Strich nachsitzen oder Küchendienst. Sobald die Anzahl der Striche im zweistelligen Bereich ist werden die Eltern kontaktiert. Da die Striche mit jedem Halbjahr von null gezählt werden hatte noch niemand zwanzig Striche. Bisher hält Walze den Rekord mit siebzehn Strichen. Er hat bisher erst drei oder viermal angegeben, vielleicht waren es auch fünf oder sechs Mal, vielleicht auch sieben Mal, ich hatte nicht mitgezählt.
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Die Einzige auf Schreckenstein
FanfictionFür Alexandra ist es ein Schock, als ihre Stiefmutter sie auf ein Internat schickt. Als sie dann - wegen eines Fehlers - auch noch auf einem Jungsinternat landet steht sie am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Dabei hat sie den Tod ihrer großen Schwe...