30. Paiges wahres Gesicht

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Wir führten Paige einmal durch ganz Schreckenstein, dann brachten wir sie zum Büro vom Rex. Dort stellte sich leider heraus, dass Paige in mein Zimmer einziehen wird. Zusammen mit Mücke, Walze, Ottokar, Stephan und Strehlau mussten wir ihr helfen, die Koffer hoch zubringen. Nicht mal ich hatte damals so viele dabei. Ottokar schnappte sich direkt den größten Koffer, der dem Anschein nach auch der schwerste war. Ob er das bei mir auch getan hätte?

Dann gab es auch schon Abendessen. Paige hatte sich glücklicherweise an einen anderen Tisch gesetzt. "Sie ist schon hübsch", stellte Walze fest und ich fügte hinzu: "Wenn man sich die drei Kilo Schminke wegdenkt!" Walze schaute mich mit einem Ernsthaft-Blick an, während  Mücke und Stephan kicherten. "Aber mal im Ernst, sie ist so arrogant. Sie wollte mit Mücke in meiner Gegenwart über mich lästern. Sie ist in etwa so schlimm wie Vivien, Tessa und Kim zusammen - zumindest kommt sie mir so vor!", beschwerte ich mich. "Lern sie erstmal richtig kennen bevor du über sie lästerst! Sonst bist du nicht besser als sie!", brummte Ottokar. Ich wollte schon sagen, dass ich nicht über sie lästerte, doch dann fiel es mir selbst auf. Warum störte es mich so, dass er möglicherweise das selbe Bild von mir im Kopf hatte wie ich von Paige? Den Rest vom Essen sagte ich vorsichtshalber nichts mehr und dachte darüber nach.

Als ich auf mein - nein, unser - Zimmer ging war sie noch nicht da. Also gab ich Stofe etwas zu essen und machte mich dann fürs Bett fertig.
Plötzlich hörte ich die Tür aufgehen, weswegen ich so tat, als würde ich schlafen, damit ich nicht mit ihr reden musste. Ob man wohl merkte, dass ich sie nicht mochte? Den Geräuschen nach zu urteilen setzte sie sich auf ein Bett.
"Hey Alex", meinte sie, doch ich reagierte nicht. "Ich weiß, dass du noch wach bist. Aber ich hab schon verstanden, du magst mich nicht." Ach, echt? "Ich hab dich vorhin gehört." Fuck. "Weißt du, eigentlich bin ich nicht so." Wers glaubt wird selig. "Ich hab mir nur inzwischen so einen Panzer um mich gebaut."
Weinte sie etwa?
"Weißt du, ich war schon immer eine Außenseiterin. Früher konnte ich auch nicht wirklich etwas dafür. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich nirgends länger als ein halbes Jahr geblieben bin. Ich hatte nie wirklich Zeit, Freunde zu finden. Und dann gab es zwischendurch auch diese Schulen an denen ... an denen ich gemobbt wurde. Dadurch ... dadurch habe ich angefangen, mir einen Panzer um mich zu bauen."
Jap, sie weinte definitiv.
"Mein Leben wirkt wahrscheinlich perfekt. Reiche Eltern, Limousine, eigener Fahrer. Aber meine Eltern sind so gut wie nie da. Ich habe so oft das Gefühl, ihnen egal zu sein."
Sollte ich zu ihr gehen und sie trösten?
"Es hat so lange gedauert, bis sie mich endlich auf ein Internat geschickt haben. Davor musste ich viel zu oft umziehen. Und dann haben sie mich ausgerechnet auf ein Jungsinternat geschickt."
Jetzt weinte sie stärker, doch es schien, als würde sie versuchen, es zu verstecken. Deswegen ging ich nun doch zu ihr, legte ihr meinen Arm um ihre Schulter und versuchte sie zu trösten. Eine Weile saßen wir einfach nur so da, bis sie sich wieder beruhigt hatte. "Darf ich dir meinen Lieblingsort zeigen?", fragte ich sie vorsichtig und zögerlich nickte sie. "Ich möchte mir vorher nur kurz das Gesicht waschen", sagte sie mit leiser Stimme. "Alles gut!"

Etwa fünf Minuten später verließen wir das Zimmer und schlichen uns an den ganzen Jungszimmern vorbei. Dann bogen wir ab und gingen eine Treppe hinauf. "Ist das überhaupt erlaubt?", flüsterte Paige, doch ich zuckte nur mit den Schultern. Nun befanden wir uns auf einem der Türme. Dort hatte ich irgendwann bereits einmal eine Kiste mit Decken deponiert. Zwei davon holte ich heraus, eine legte ich auf den Boden, damit wir nicht direkt auf dem Boden saßen, die andere legte ich über unsere Schultern. Nun erzählte ich mir von meinem Leben. Ich vertraute ihr inzwischen so sehr, dass ich ihr sogar von der Sache mit Toni erzählte. Dann herrschte eine kurze Stille zwischen uns. "Bist du in jemanden verliebt?", fragte sie dann irgendwann. "Nein ... ja ... ach, keine Ahnung", antwortete ich. "Wenn du willst kannst du versuchen, es mir zu erklären", schlug Paige vor und ich lächelte sie dankbar an. "Naja, also ich erwische mich halt immer wieder dabei, wie ich denke, dass er süß ist. Manchmal bin ich ohne wirklichen Grund eifersüchtig auf irgendwelche Mädchen, manchmal sogar nur, weil er sie angeschaut hat", erzählte ich und musste dann lachen, "Jetzt, wo ich es laut gesagt hab, bin ich mir schon sicher, dass ich einen Crush auf ihn habe." "Darf ich raten, wer es ist?", wollte Paige vorsichtig wissen. Nachdem ich genickt hatte, meinte sie: "Walze." Geschockt richtete ich mich auf und blickte sie an: "Was? Nein, das ist mein -" "Dein Cousin, ich weiß, ich habe dir zu gehört", kicherte sie und ich beruhigte mich wieder. "Jetzt aber mal im Ernst", sagte sie wenige Sekunden später, "Es ist Ottokar, oder?" Ich starrte auf meine Füße und nickte leicht. "Ihr wärt schon süß zusammen", kommentierte sie und lächelnd schubste ich sie etwas weg.


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Was haltet ihr jetzt von Paige?

War ihr Sinneswandel arg random?

Und bin ich die Einzige, die Stofe fast vergessen hätte?

Hab euch lieb!
Besondere Grüße gehen raus an Ksododgx, danke für deine lieben Kommentare, die haben MEINEN Tag gerettet 😘
Marietta <3

Die Einzige auf SchreckensteinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt