Das Fest zum Neuen Zyklus

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"Der neue Zyklus beginnt! Verpasst das Ereignis zum Jahresbeginn nicht! Das Festival der Sechzehn Mephite! Alzor, der Gehennische Dretch-Schlucker! Wo? Natürlich in der Städtischen Festhalle! Der Zirkus der Unteren Ebenen und der Eichelhäher erwarten Euch! Eintritt nur fünf Stecher sowie freier Einlass für alle Sinnsaten und die Priesterschaft von Pan und Lliira! Das Fest zum Neuen Zyklus! Wie jedes Jahr in der Festhalle!"

Ausrufer der Sinnsaten


Dritter Gildentag von Regula, 126 HR

Bundmeisterin Erin stand im Foyer der neu renovierten Ren Halle und beobachtete zufrieden, wie die Gäste in das Theater strömten. Ein gut gekleideter Satyr im edlen blauen Gehrock fiel ihr auf, der eine Satyra mit hellem Fell und honigfarbenem Haar galant an seinem Arm führte. Was für ein reizendes Paar. Und dort, das war doch Aram Eichenschaffer, der Stellvertreter von Bundmeister Rowan Dunkelwald. Nun, auf den Herzog selber konnte sie gut verzichten. Sie war ihm nicht böse, wenn er nur seinen Stellvertreter schickte. Dann näherte sich ihr von der Seite eine Frau, deren Anwesenheit sie umso mehr schätzte. Ihr rotes Haar war an diesem Abend hochgesteckt, was eher selten vorkam. Normalerweise trug Bria es offen, ebenso wie ihre Kleidung ansonsten sehr schlicht gehalten war. Die Bardin war eine der inoffiziellen Anführerinnen der Freien Liga und eine begnadete Instrumentenbauerin. Erin begrüßte sie mit einer freundschaftlichen Umarmung.

„Bria! Wie schön, dich zu sehen. Es freut mich, dass du heute Abend deinen Weg hierher gefunden hast."

„Für eines deiner Feste doch immer", entgegnete die Bardin lachend und betrachtete die in die Halle strömenden Gäste. „Wirklich, Erin, ich bin sehr gespannt, was du dir diesmal hast einfallen lassen."

„Ich bin sicher, es wird unvergesslich", erwiderte die Bundmeisterin der Sinnsaten. „So wie jedes Mal."

Sie bemerkte einen weniger erfreuten Ausdruck auf Brias Gesicht und folgte dem Blick der Bardin. Sie sah zu Ely Cromlich, dem Stellvertreter von Bundmeisterin Pentar, der in ihrer Nähe stand.

„Hm", bemerkte sie wenig begeistert, „Ist ja einiges da, was Rang und Namen hat ..."

„Die Festhalle ist für alle offen", erklärte Erin diplomatisch.

Sie verstand Brias Abneigung gegenüber dem Cambion. Sie selber hatte ebenfalls nicht viel für die Sinker übrig. Doch ihre persönlichen Gefühle waren eine Sache. Die Funktion der Sinnsaten als der Bund, der Vergnügungen für alle Einwohner Sigils bot, war eine andere. Der Cambion sah Brias Blick wohl als Aufforderung an, herüberzukommen. Seine direkte Abstammung von einem Incubus war Cromlich deutlich anzumerken, sowohl was seine ausgesprochen attraktiven Gesichtszüge anging als auch die düstere Aura, die ihn umgab. Er verneigte sich tief vor Erin.

„Ely", grüßte sie ihn so höflich es ihr möglich war. Sie konnte sich gut verstellen, was einen Vorteil in ihrem Amt bedeutete. „Schön, dass Ihr da seid."

Der Cambion küsste die Hand, die sie ihm reichte und hielt sie ein wenig zu lange für ihren Geschmack. Sein Lächeln konnte keinesfalls anders als anzüglich genannt werden.

„Pentar bedauert, dass sie nicht da sein kann", erklärte er.

„Ja, sehr bedauerlich", bemerkte Bria ironisch.

Elys Blick wanderte nun zu der Bardin hinüber, die er bislang komplett ignoriert hatte. „Ach Bria, Ihr seid ja auch da", stellte er grinsend fest, „Verzeiht, ich hatte Euch neben Erin gar nicht bemerkt."

„Ich hätte damit leben können", entgegnete Bria trocken.

Sie verzog nur leicht den Mund, doch Erin besaß eine hervorragende Menschenkenntnis und merkte ihr daher an, dass Elys boshafter Kommentar sie dennoch getroffen hatte. Sie ärgerte sich über den Cambion. Ein derartiges Verhalten war einfach nur unangemessen.

Schatten von Sigil - Die Ewige GrenzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt