Die Feuerprobe

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Das Problem ist nicht die Hitze. Es ist ... Hmm ... Ja, nein. Es ist die Hitze."

Haimich Langbein, Halbling und Ebenenreisender, auf der Feuerebene


Zweiter Dametag von Retributus, 126 HR

Als sie durch das Portal traten, wurde Naghûl als erstes die sengende Hitze bewusst - nicht überraschend, aber dadurch dennoch nicht weniger unangenehm. Dank seines Zaubers verbrannten sie nicht in dieser unwirtlichen Umgebung, aber sie spürten dennoch die bedeutende Hitze. Dies vermochte auch die Planare Toleranz nicht zu verhindern. Grell oranges Licht blendete Naghûls Augen, es roch nach Rauch und Ruß. Als er sich nach dem Dämmer der Leichenhalle einigermaßen an die gleißende Helligkeit gewöhnt hatte, sah er sich vorsichtig um. Sie befanden sich in einer palastartigen Anlage aus rotem Marmor, Obsidian, Messing und Kupfer - vielleicht einstmals die Festung eines Ifriti-Prinzen. Das Portal, durch das sie gekommen waren, befand sich in einem Torbogen hinter ihnen, und sie standen auf einem freien Platz im oberen Teil der Anlage. Vor ihnen erstreckten sich einzelne, niedrigere Gebäude, aber auch hohe, schlanke Türme mit Dächern aus gehämmertem Messing. Und dahinter nur ein Meer aus Flammen, zurückgehalten von der Festung wahrscheinlich durch einen unsichtbaren magischen Schild, an dem sie gierig und unaufhörlich leckten. Auch die anderen sahen sich fasziniert um - und fuhren ähnlich erschrocken zusammen, als hinter ihnen eine tiefe, raue Stimme ertönte.

„Hä?"

Sie fuhren herum und erblickten einen stämmigen Hobgoblin. Er trug nur einige wenige Rüstungsteile aus Leder und hielt eine beachtlich große Doppelblatt-Axt in den Händen.

„Asche zu Asche", stotterte Sgillin überrumpelt.

„Staub ... zu Staub, ja ...", erwiderte der Angesprochene.

Der Hobgoblin machte eher einen verwirrten als einen bedrohlichen Eindruck. Ein Stück hinter ihm standen noch drei andere, offenbar Wächter hier am Portal. Doch sie lehnten lässig an einer Mauer, redeten miteinander und machten keine Anstalten näher zu kommen, vielleicht froh darüber, dass ihr Kamerad sich mit den Ankömmlingen befassen musste.

„Seit wann ... kommen Lebende durch?" fragte er, offensichtlich leicht überfordert. Dann fiel sein Blick auf Lereia, die noch immer die Kapuze ihrer grauen Staubmenschen-Robe in die Stirn gezogen hatte. „Ähm ...Toranna?"

Er wirkte unsicher, und Lereia suchte geistesgegenwärtig Naghûls Blick, nur für eine Sekunde, für eine kurze Rückversicherung. Auf die Schnelle hatte der Tiefling auch keine bessere Idee und es schien nicht der schlechteste Weg zu sein. So nickte er leicht, fast unmerklich. Lereia trat einen Schritt vor.

„Ja, die bin ich", antwortete sie dem Hobgoblin, darauf achtend, die weite Kapuze nicht zurückrutschen zu lassen.

„Ahhh ..." Er nickte. Zumindest schien er Toranna nicht gut genug zu kennen, um den Unterschied der Stimme zu bemerken, und von Größe und Statur her war sie Lereia nicht unähnlich gewesen, wenngleich nicht ganz so zierlich. Dann wanderte der Blick des Hobgoblins zu den anderen. „Warum die da hier? Neue Gehilfen?"

Lereia nickte. „Ich habe ein paar Unterstützer gefunden. War nicht immer so einfach alleine."

„Und der da?" Der Wächter deutete auf den reglos unter dem Tuch liegenden Kiyoshi. „Ist für Imogen, wie immer, ja?"

„Genau", erwiderte Lereia. „Ich bin dieses Mal persönlich gekommen, weil wir etwas zu besprechen haben."

Naghûl nickte leicht. Bislang manövrierte sie sich recht gut und vor allem unauffällig durch das Gespräch.

Schatten von Sigil - Die Ewige GrenzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt