Familientag

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Wer mit uns steht, steht niemals allein."

Prinz Romél von Vol, Begründer des Harmoniums


Erster Leeretag von Konkordanz, 126 HR

Noch wenige Wochen zuvor hätte Naghûl nicht gedacht, den Bundmeister des Harmoniums so oft in so kurzer Zeit zu treffen. Und doch stand er an diesem Tag wieder in der Empfangshalle der Kaserne, diesmal ohne Sgillin. Lady Diana schien ähnliche Gedanken zu hegen, denn als er bat, bei Sarin vorgelassen zu werden, hob sie erstaunt die Brauen. „Schon wieder?"

Der Tiefling nickte. „Ja, ich muss Euch leider erneut bemühen."

Die Concierge hob die Schultern und schloss das Buch, in dem sie gerade einige Eintragungen vorgenommen hatte. Sie lächelte, tatsächlich eher freundlich als höflich. „Na, er wird seine Gründe haben, da bin ich sicher." Sie erhob sich. „Folgt mir bitte."

Naghûl neigte den Kopf. „Ich bin Euch zu tiefstem Dank verpflichtet", erwiderte er.

Sie führte ihn denselben Weg entlang wie Jostos beim letzten Besuch. Die langen Gänge mit den vielen Türen rechts und links schienen kein Ende zu nehmen, dann wieder die Treppe nach oben und wiederum Korridore. Der Sinnsat blickte kurz hinter sich, dann wieder nach vorne „Habt Ihr schon einmal an eine Kutsche gedacht?" fragte er unvermittelt.

Stirnrunzelnd blickte Diana ihn an. „Durch die Kaserne?"

„Gut, eine Kutsche wäre übertrieben", räumte der Sinnsat ein. „Aber vielleicht ein Brett mit Rollen unten dran, auf das man sich draufstellen kann und dann losrollt. Habe ich im Unteren Bezirk bei ein paar jugendlichen Tieflingen gesehen. Sie waren damit wahre Akrobaten."

Diana wölbte eine ihrer Brauen. „Genau. Und ich stelle mir gerade vor, wie Legat Shar oder unser Bundmeister dann durch die Gänge sausen."

Naghûl lachte herzlich. „Ich muss sagen, Ihr habt Humor, werte Diana."

Seine Bemerkung entlockte der Concierge ein Grinsen. „Es glaubt immer niemand, dass das beim Harmonium möglich ist."

„Manchmal ist es aber auch schwer", warf der Tiefling mit einem Zwinkern ein. „Wenn man nur die Offiziere von der Straße kennt ... oder vom Verhör."

Diana lächelte vielsagend. „Das kommt sicher ganz darauf an, wie man sich als Bürger unserer schönen Stadt verhält."

„Aber natürlich", beeilte Naghûl sich zu versichern. „Ich wollte damit sicherlich dem Harmonium nichts Schlimmes unterstellen. Ich rede auch eher vom allgemeinen Eindruck des gemeinen Bürgers, der in einer Gossenkneipe große Töne spuckt."

Er fragte sich, ob seine Versicherung vielleicht ein wenig zu eifrig klang, und tatsächlich schmunzelte die Concierge.

„Das dachte ich mir schon", erwiderte sie freundlich. „Keine Sorge, ich bin nicht sehr empfindlich, dahingehend. Wer unserem Bund angehört, braucht ein dickes Fell, so ist das eben."

„Ach, uns geht das auch nicht anders", antwortete der Tiefling gut gelaunt, „Ich will gar nicht wissen, was man so über die Sinnsaten alles erzählt."

Diana grinste kurz. „Darüber könnte ich Bücher schreiben."

„Gewiss könntet Ihr das", antwortete Naghûl lachend.

Während dieses lockeren Gesprächs hatten sie auch den letzten langen Gang hinter sich gebracht. Die Concierge machte vor Sarins Büro halt, vor dem dieses Mal nur eine Wache stand. „Ist der Bundmeister im Gespräch?" erkundigte Diana sich.

Schatten von Sigil - Die Ewige GrenzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt