Die Hausmädchen servieren uns nach und nach das Essen. Als erstes gibt es eine Karotten-Creme-Suppe mit Curry, die Hauptspeise besteht aus Lammkare mit Kartoffelpüree und Gemüse und als Nachspeise wird Crème brûlée serviert.
Vor allem bei der Hauptspeise merke ich, wie Elijah und seine Mutter Probleme mit der ganzen Auswahl an Besteck haben. Royals essen aber auch echt kompliziert. Natürlich entgeht mir nicht, dass sie von den anderen deswegen komisch beäugt werden.
„Ihr müsst nicht die verschiedenen Gabeln und Messer benutzen", sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Okay", sagt Elijah leise und senkt seinen Blick wieder. In diesem Moment tut er mir irgendwie leid. Ich hätte ihn und seine Mutter einweihen sollen. Aber um ehrlich zu sein, habe ich gar nicht daran gedacht. Für mich ist diese Sache schon total normal und Routine.
„Wie fanden Sie das Essen?", fragt mein Vater Elijahs Mutter freundlich.
„Es war wirklich sehr gut, vielen Dank."
Elijahs Mutter ist wirklich sehr nett und einfach liebenswert. Elijah kann sich wirklich sehr glücklich schätzen, sie zu haben.„Nun gut", sage ich und schaue in die Runde. „Es gibt natürlich einen bestimmten Grund, weswegen wir uns heute hier versammelt haben. Ich danke allen, dass Sie es sich so spontan einrichten konnten. Die wichtigsten Leute der britischen Monarchie sitzen nun hier an diesem Tisch und haben gemeinsam Entscheidungen zu treffen."
Herzogin Kate, eine große, zierliche Frau mittleren Alters, schaut gespannt in meine Richtung und wartet.
„Herzogin Kate", sage ich. „Sie dürfen sprechen."
„Vielen Dank, Eure Majestät", sagte sie und nickt in meine Richtung. Sie nimmt sich ihre Unterlagen zur Hand und legt sie vor sich auf den Tisch.
„Herr Walsh", sagt sie an Elijah gerichtet. „Sie sind 16 Jahre alt?"
„Ja, ja genau", antwortet er mit zittriger Stimme.
„Da Sie noch nicht volljährig sind, ist es notwendig, dass Ihre Mutter an diesem Gespräch beteiligt ist."
Elijah nickt und schaut zu seiner Mutter. Sie nickt ebenfalls und schaut Herzogin Kate an.
„Eure Majestät, Sie und Ihr Vater haben beschlossen, diese Sitzung abzuhalten. Wir alle wissen nur grob worum es geht, wären Sie so freundlich und erklären uns den Sachverhalt noch einmal?"
Ich atme tief durch und schaue in neugierige Gesichter. Wieso ist mir plötzlich wieder so übel? Ich muss mich zusammenreißen.
„Ich habe in einem öffentlichen Statement erwähnt, dass ich in diesen Skandal verwickelt war. Ich habe zugegeben, dass ich auf diesem Foto zu sehen war. Ich wollte und will das nicht mehr länger verstecken. Ich will meine Gefühle nicht länger verstecken."
Alle, bis auf Elijah schauen mich verwirrt an. In Elijahs Blick liegt eher Stolz.
Ich grinse ihn an und schaue dann wieder in die Runde. „Ich habe romantische Gefühle für einen Jungen, für Elijah. Und das möchte ich nicht mehr verstecken."
„Entschuldigen Sie, Eure Majestät, ich möchte wirklich nicht unhöflich sein", meldet sich Herzog Heinrich zu Wort.
"Sprechen Sie ruhig", sage ich an ihn gerichtet.
"Ich möchte mir wirklich nichts anmaßen, aber Sie haben romantische Gefühle für einen 16 jährigen Jungen?"
Skeptisch schaue ich ihn an. "Ja, habe ich. Wollen Sie mir damit irgendetwas sagen?"
Herzog Heinrich räuspert sich. "Naja... wie stellen Sie sich das vor?"
"Deswegen sind wir ja heute hier."
Ich schaue erneut in die Runde und die Gesichter der anderen sind nun noch verwirrter, als vorher. "Mir ist selbstverständlich bewusst, dass ich als König Pflichten habe und eine Tradition verfolge. Allerdings ist es an der Zeit, die Tradition etwas zu ändern und aufzufrischen.""Und das wollen Sie tun, indem Sie öffentlich verkünden wollen, dass Sie eine Liebesbeziehung mit einem Jungen haben?" Herzog Heinrich schaut mich erwartungsvoll an.
"Ich wünsche mir Ihre Unterstützung in dieser Sache. Wir alle bilden den Hofstaat und treffen gemeinsame Entscheidungen. 2024 sollte es kein Problem darstellen, mit dem selben Geschlecht eine Beziehung einzugehen."
Nun schaut mich einer der treuesten Bediensteten des Palastes an, Philipp. "Natürlich ist das kein Problem. Allerdings haben Sie als König die Pflicht, das adelige Geschlecht, insbesondere der Blutlinie der La Runs, aufrecht zu erhalten. Sie müssen zwingend Thronfolger zeugen."
Ich seufze und lehne mich zurück. Wieso ist das alles so kompliziert? Noch bevor ich etwas sagen kann, beginnt Herzog Heinrich zu sprechen.
"Bei Ihrer Krönung haben Sie einen Schwur geleistet. Sie haben geschworen, die englische Kirche zu schützen und die protestantisch reformierte Religion aufrechtzuerhalten. Außerdem haben Sie geschworen, in den zu regierenden Ländern und dem Königreich nach Ihren Gesetzen und Gebräuchen zu herrschen."
Etwas schockiert schaue ich Herzog Heinrich an. "Das ist mir bewusst."
"Ich möchte nicht unhöflich sein oder Sie bevormunden. Allerdings würden Sie beide Schwüre brechen. Muss ich Ihnen erklären wieso?"
Vollkommen perplex, über seine unhöfliche Aussage, starre ich ihn an.
"Das nehme ich einfach mal als Ja. Die englische Kirche und die protestantisch reformierte Religion erlaubt keine Homosexualität. Mir ist bewusst, dass dies sehr veraltet ist, allerdings stehen Sie als höchster Monarch in der Öffentlichkeit und müssen ein Vorbild für Ihre Religion und Ihr Land sein. Außerdem, um auf den zweiten Schwur zurück zu kommen, es geht hier um Gesetze und Gebräuche. Ein Brauch, eine Tradition und eine Pflicht ist es nunmal, Kinder zu zeugen um das Aussterben des Adels zu schützen."
Ich weiß gerade ehrlich nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe das Gefühl, ich werde hier nicht als König für voll genommen. Mit meiner Mutter hätten sie so nie gesprochen, vor ihr hatten sie zu sehr Respekt.
"Wir wollen Sie als König und Ihre Blutlinie schützen", sagt Herzog Lee.
Ich schaue nach links zu Elijah, er hat seine Augen weit offen und hält unter dem Tisch die Hand seiner Mutter. Ich fühle mich gerade total überfordert. "Sie wollen das Beste für mich, wieso akzeptieren Sie dann nicht meine Sexualität?"
"Wir akzeptieren Ihre Sexualität", sagt Herzog Lee. "Dennoch wissen Sie ganz genau, dass Sie als König nicht nur nach Ihren persönlichen Präferenzen handeln können."
Bei dieser Aussage muss ich hart schlucken. Wieso bin ich gerade nur so sprachlos? Ich weiß überhaupt nicht was ich sagen oder denken soll. Ich schaue jetzt zu meinem Vater, doch der weicht meinem Blick nur aus. Von Ihm kann ich also keine Unterstützung erwarten.
"Entschuldigen Sie, ich weiß ich bin wirklich nicht in der Position etwas sagen zu können, allerdings dürfen Sie nicht vergessen, dass Sie hier mit einem 18 jährigen Jungen sprechen", sagt Elijah's Mutter.
Die anderen hören ihr zwar aufmerksam zu, ich weiß aber ganz genau, dass Sie sie nicht ernst nehmen werden.
"Ihnen allen hier ist hoffentlich bewusst, dass ich der König bin und eigentlich tun und lassen kann, was ich will."
"Bis zu einem gewissen Teil haben Sie recht", sagt Herzog Heinrich. "Allerdings würden Sie zwei Schwüre brechen, was den Hofstaat dazu befähigt, Sie als Verräter bei der Regierung zu melden."
Bei der Regierung? Als... Verräter? Mir ist zwar bewusst, dass einem König das Amt entnommen werden kann, aber bis eben war ich mir keiner Schuld bewusst. Mittlerweile weiß ich aber, dass sie wohl Recht damit haben.
Wieso ist mir wieder so übel? Verzweifelt schaue ich erst zu meinem Vater und dann zu Elijah. Mein Vater weicht meinem Blick noch immer aus, Elijah hingegen schaut mich mitfühlend an.
Ich muss hier raus, nicht weil ich nichts zu sagen habe, sondern weil ich mich sonst vor allen anderen übergeben würde.
Also stehe ich auf, halte mir die Hand vor den Mund und verlasse mit schnellen Schritten den Thronsaal. Ich höre noch, wie jemand sagt: "Wenn Ihm das sogar schon zu viel ist, wie will er dann ein Land regieren?"
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Habt ihr eine grobe Vorstellung oder Idee, wie dieses Gespräch ausgehen wird?
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Royal secret [Band 2] || BoyxBoy
RomanceNach dem tragischen Tod seiner Mutter, wird Blaine mit gerade einmal 18 Jahren, unerwartet zum König gekrönt. Nun steht er vor einer noch größeren Verantwortung. Während er versucht seine königlichen Pflichten zu erfüllen und der Öffentlichkeit gere...