24. Gebrochene Herzen - Blaine POV

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Genau wie gestern, sitzen wir alle im Thronsaal. Das Frühstück wird von den Hausmädchen aufgetischt und bietet unzählige Möglichkeiten. Unzählige Möglichkeiten, auf die ich gerade absolut keine Lust habe.

Mir ist nicht nach Essen zumute. Ich kann mich gerade so dazu zwingen, ein Croissant und etwas Obst zu essen. Und selbst dabei muss ich mich konzentrieren, es nicht gleich wieder auszuspucken.

Elijah hingehen schlägt richtig zu. Heute scheint er mehr Mut zu haben und selbstsicherer zu sein. Auf seinen Lippen liegt die ganze Zeit ein zufriedenes Lächeln. Auch seine Mutter wirkt heute ruhiger als gestern.

Irgendwas liegt wohl in der Luft. Für die beiden allerdings etwas anderes, als für mich. Für sie ist die Welt noch gut und in Ordnung. Sie ahnen nichts. Sie haben keine Ahnung, was hier bald passieren wird.

Nach dem Essen, wird der Tisch für unser weiteres Gespräch vorbereitet. Jeder sitzt an seinem gewohnten Platz und schaut mich erwartungsvoll an.

„Gestern Abend, sind Dinge passiert und Sätze gefallen, die ich so nicht noch einmal dulden werde. Niemand hat das Recht, so über mich zu sprechen. Außerdem hat keiner an diesem Tisch das Recht dazu, zu beurteilen, was richtig und falsch ist. Jeder der gestern eine unangemessene Bemerkung gemacht hat, egal ob mir oder Elijah gegenüber, bekommt eine gerechte Strafe. Ab jetzt will ich nur noch Leute um mich herum haben, die mich ernst nehmen."

Herzogin Kate schaut verwundert auf meine rechte Hand. Mittlerweile haben sich die Knöchel bläulich verfärbt und sie sind aufgeplatzt. Ich lasse mich von ihrem Blick nicht beirren.

„Mein Vater, Herzog Lee und Herzog Heinrich, werden nicht länger Teil des königlichen Hofes sein. Nach diesem Gespräch, bitte ich Sie, den Palast für immer zu verlassen."

„Blaine..."

„Nein", sage ich an meinen Vater gerichtet. Ich werfe ihm einen wütenden Blick zu. Er hat mich hintergangen und das, obwohl ich sein Sohn bin. Er hat mir versprochen, auf meiner Seite zu stehen und mich zu unterstützen.

„Außerdem, bin ich zu einem Entschluss gekommen."
Ich schaue zu Elijah und seiner Mutter. Elijah lächelt mich an, er wirkt so unglaublich glücklich.

Ich werde ihm jetzt sein Herz brechen. Aber meins ist nicht weniger gebrochen.
Gerade weiß ich nicht, ob es der richtige Weg ist, dass vor allen anderen zu tun. Aber welche Wahl habe ich schon? Elijah wird irgendwann verstehen, dass es das Beste für ihn ist. Er wird darüber hinweg kommen und jemanden finden, der besser zu ihm passt.

„Ich bin König von England und werde es auch bleiben. Ich versuche, meiner Mutter würdig zu werden. Sie war eine Bereicherung für dieses Land. Auch wenn ich nicht immer einer Meinung mit ihr war, braucht dieses Land einen Monarchen wie sie."

Jeder im Raum hört mir aufmerksam zu.

„Ich habe mich dazu entschieden, diese Sache ab jetzt noch ernster zu nehmen und meine Pflichten zu erfüllen. Dazu gehört auch, das adelige Geschlecht zu schützen."

Elijahs Lächeln, ist mit meinem letzten Satz verschwunden. Seine Augenbrauen gehen leicht nach oben und er legt seinen Kopf auf die Seite.

„Ich werde gegen meine Gefühle handeln, so wie es ein König oder eine König nun mal tun muss. Ich habe mir das nicht ausgesucht und wünschte alles wäre anders, aber man sucht sich sein Leben nicht aus."

Fragend schaut mich Elijah an. Er versteht gerade offensichtlich gar nichts mehr.

„Ich habe in der Vergangenheit Entscheidungen getroffen, die nicht immer sehr vorteilhaft waren. Das wird sich ab heute ändern. Ich habe mich gegen meine Gefühle und Sexualität entschieden. Und für die Tradition der Monarchie."
Ich kann meine Worte gerade selbst nicht glauben. Ich sage das nicht, weil es das richtige für mich ist. Sondern das Richtige für Elijahs Zukunft. Und das richtige für England.

„Nein", murmelt Elijah. „Nein, nein, nein", schreit er plötzlich wütend und steht auf. „Das ist nicht dein verdammter Ernst."

Die Leibwächter wollen gerade auf ihn zugehen, doch Ich signalisiere ihnen, dass es nicht notwendig ist. „Nein", sage ich. „Lasst ihn." Ich schaue Elijah mitfühlend an und versuche, die richtigen Worte zu finden. „Elijah..."

„Halt den Mund", brüllt er. „Das alles war gelogen? Das du dich nicht mehr gegen mich entscheidest? Und das gestern Abend? Alles Fake?"

Er ist vollkommen aufgebracht und atmet schwer. Er ist wütend und verletzt. Ihn so zu sehen tut mir weh und bricht mir mein Herz noch ein bisschen mehr.

„Du verdammter Arsch."

Grace steht nun ebenfalls auf und versucht ihn zu beruhigen. Sie hält ihren Sohn am Arm und streichelt sanft darüber. „Versuch dich zur beruhigen, Elijah, wir bekommen das hin."

„Nur damit ihr es alle wisst, euer heterosexueller König hat letzte Nacht mit mir verbracht", sagt Elijah selbstbewusst zu den anderen.

Dann schaut er mich an. Sein Blick strahlt pure Enttäuschung aus. „Du bist kein guter Mensch. Ich bereue es, so viel Kraft in dich gesteckt zu haben. Ich bereue es, dass ich dich liebe und ich hasse es, das du existierst."

Seine Worte reißen mich innerlich in Stücke. Sie schneiden mir die Luft ab und fressen mich regelrecht auf. Mit Tränen in den Augen dreht er sich um und verlässt den Thronsaal. Grace hingegen steht wie angewurzelt an Ort und Stelle.

„Bitte passen sie immer auf ihn auf", sage ich mit zittriger Stimme an sie gerichtet. Mit offenem Mund schaut sie mich an und folgt ihrem Sohn dann nach draußen.

Ich beiße meine Zähne fest aufeinander, um nicht weinen zu müssen.

Herzogin Kate räuspert sich und ergreift dann das Wort. „Herzog Heinrich, Herzog Lee, Mister La Rune... Bitte verlassen sie den Thronsaal und bis spätestens 12 Uhr den Palast."

„Die anderen können auch gehen", sage ich. „Es ist hier vorerst beendet."



„Sie sind nun weg", höre ich Herzogin Kate sagen. „Die Walshs."

Emotionslos starre ich in die Leere. Ich sitze immer noch im Thronsaal und so schnell werde ich hier auch nicht mehr weggehen.

„Eure Majestät", sagt sie und setzt sich neben mich. „Das was Sie hier heute getan haben, zeugt von wahrer Stärke."

Ich schüttel den Kopf. „Tut es nicht."
Ich habe mich manipulieren lassen. Meine Persönlichkeit ist schwach.

„Ich habe versucht, Lösungen zu finden... doch dieses Thema ist... komplex." Sie ist die einzige, die sich ansatzweise um mein Wohlbefinden kümmert. Doch auch ihr sind hier die Hände gebunden.

„Können Sie mir einen Gefallen tun?"

„Natürlich, was auch immer Sie wollen."

„Lassen Sie mein ganzes Zeug von der Carymount herbringen und geben Sie Bescheid, dass ich nicht mehr zurückgehen werde."

„Natürlich, ich werde mich darum kümmern."

„Bitte besorgen Sie mir einen privaten Lehrer. Ich möchte meinen Abschluss nächstes Jahr machen. Besorgen Sie den Besten, den sie bekommen können."

„Auch darum kümmere ich mich umgehend."

„Eine letzte Sache noch", sage ich. „Bitte sorgen Sie dafür, dass Elijah die bestmöglichen Chancen haben wird, eine Universität zu finden, nach seinem Abschluss. Lassen Sie ihm dafür Schecks zukommen."

Herzogin Kate lächelt mich an und nickt dann. „Natürlich, Eure Majestät."

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🫣🫣🫣🫣 habt ihr damit gerechnet? Was sagt ihr zu Blaines Entscheidung?

Gerade war noch alles gut, Blaine hat sich öffentlich für Elijah entschieden und jetzt... naja.

Royal secret [Band 2] || BoyxBoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt