Scheiße, meine zweite Phase war gescheitert. Also nicht direkt, das mit dem betrunken hilflosen Mädchen stimmte ja, aber so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Er stand vor mir, doch ich konnte einfach mein Gleichgewicht nicht halten. „hoppla." Ich schwankte erneut und Markus reagierte prompt. „Komm." Er griff mir unter die Arme und half mir mich wieder etwas aufzurichten. Leise kicherte ich, da er mich irgendwie kitzelte. „Das kitzelt." „Du musst schlafen, Liv." „Ich will aber nicht." Jammerte ich. Das Grinsen auf seinen Lippen konnte selbst ich erkennen. „Selbst in diesem Zustand bist du nicht willenlos. Unfassbar. Wie viel Tequila hast du getrunken? Eine Flasche." Spottete er, doch bei dem Gedanken an die ganzen Schnäpse, die ich getrunken hatte, zog sich mein Magen zusammen. „Alles gut?" fragte er besorgt, als er die Blässe in meinem Gesicht sah. „Mir ist schlecht." Murmelte ich, bevor ich mich von ihm löste und zur Tür hinausrannte. Naja, so viel zu meinem Masterplan. „Liv?" fragte er, doch ich würgte mir schon die Seele aus dem Leib. „Brauchts du Hilfe?" Ein kurzer Blick über meine Schulter bestätigte meine Verdacht, er stand ziemlich ratlos einige Meter von mir entfernt. „Lass mich einfach." grummelte ich, da kam mir erneut die Galle hoch und er drehte sich doch tatsächlich um und ging. „So ein Arsch." Selbst in meinem Zustand wusste ich, dass ich niemals gegangen wäre, wenn er in einer solchen Situation gewesen wäre, und ich hasste ihn. Wirklich.
Stöhnend hielt ich mir den Bauch, als ich mir sicher war, dass ich gerade meinen gesamten Mageninhalt geleert hatte. Langsam lehnte ich mich gegen einen Baum. „Hier." Erschrocken fuhr ich zusammen. „Wasser." Markus war wieder aufgetaucht und hielt mir eine Wasserflasche entgegen. Ohne ein Wort des Dankes, nahm ich sie entgegen und nahm einen großen Schluck. Das kühle Wasser tat unfassbar gut und ich fühlte mich gleich eine Spur besser. „Ich dachte, du wärst gegangen." Murmelte ich und bei dem Gedanken zog sich seltsamerweise erneut alles in mi zusammen. „Ich dachte, ..." versuchte ich, doch ich stoppte. Tränen schossen mir in die Augen, bei dem Gedanken daran, wie er mich schon einmal verlassen hatte. Die Blöße wollte ich mir nicht geben. Schnell stand ich auf, kniff kurz die Augen zusammen, bis die Welt sich nicht mehr vor meinen Augen drehte. „Danke." Ich nickte ihm zu und lief dann so schnell ich konnte an ihm vorbei. Ich war mir mehr als sicher, dass mein Verhalten ihn gerade verwirrte, doch es war mir egal, er sollte mich so nicht sehen. Nicht heute, nicht, nachdem ich meine Rolle so gut gespielt hatte. Meine Fassade durfte jetzt auf gar keinen Fall bröckeln.
Der Weg hinauf in meine Koje gelang mir besser, als erwartet und irgendwie war ich froh, dass ich gerade den ganzen Alkohol ausgebrochen hatte, so würde es mir morgen früh wenigsten nicht ganz so schlecht gehen. Während ich mir mein Kleid vom Körper zog, trat wieder das Gefühl von Verrat in den Vordergrund. Dieses Mal kämpfte ich nicht gegen die Tränen an, dieses Mal musste ich keine Rolle spielen, dieses Mal war es okay. Ein Schluchzen entfloh mir und ich kauerte mich unter meine Decke. Es tat noch immer unfassbar weh. Ich wusste, dass das einfach nur albern war, es war Jahre her. Eigentlich hatte es objektiv kaum eine Bedeutung. Für mich allerdings schon, vielleicht war ich da auch etwas nachtragender als andere. Andererseits hatte diese Erfahrung mit Markus damals wirklich mein Leben verändert, leider zum Schlechteren. Nun hatte ich weder Kontakt zu meiner Mutter noch zu meinem Bruder und meinem Vater. Ich war, seitdem ich 18 war auf mich allein gestellt. Na gut, nicht ganz allein. Ich hatte immer noch Lissi und die Biester. Das war wohl das einzig Gute an meinem gebrochenen Herzen gewesen, dass ich mit diesen Mädels enger zusammengewachsen war. Langsam, aber sicher, versiegten meine Tränen und meine Augen wurden immer schwerer. Begleitet von dem ersten Vogelgezwitscher am Morgen, fiel ich schließlich in einen tiefen Schlaf.
Dieser wurde jedoch schlagartig unterbrochen, als ich ein lautes Kreischen von unten hörte. Die Sonne stand bereits hell am Himmel, sodass ich krampfhaft versuchte die Helligkeit wegzublinzeln, doch ich hatte keine Chance. „Lass das!" wieder hörte ich jemanden kreischen und es folgten noch einige weitere quietschende Stimme. Ich runzelte meine Stirn und als ich die Vorhänge zur Seite zog, spürte ich sogleich die Hitze, verdammt es musste schon nachmittags sein. Langsam beugte ich mich vorsichtig etwas nach vorne und lugte aus meiner geschützten Koje heraus. Unter mir fand eine riesige Wasserschlacht statt. Alle waren bereits klitschnass, alle außer mir und das sollte auch so bleiben. Schnell schloss ich die Vorhänge wieder. Allerdings schnappte ich mir sicherheitshalber einen Bh über, denn da ich gestern unter meinem Kleid keinen getragen hatte und es nicht für nötig gehalten hatte etwas für die Nacht überzuziehen, würde es schlecht für mich enden, falls sich jemand trauen sollte in meine Koje zu kriechen. Das Gekreische unten ließ nicht nach und ich versuchte vergeblich wieder einzuschlafen, doch es gelang mir nicht. Gequält kniff ich die Augen zusammen, was für eine Scheiße.
Plötzlich war ich nass. Klitschnass. Tropfend nass. Hatte ich schon erwähnt, dass ich nass war? Ich saß kerzengerade und blickte in das grinsende Gesicht von niemand geringerem als Markus van Theumer. Seine Klamotten klebten bereits an seinem Körper und seine blonden Haare tropften auf meine Bettdecke. „Renn." Knurrte ich und das ließ er sich nicht zweimal sagen. So schnell es ihm möglich war, hechtete ich die Leiter runter, doch ich wusste, dass ich schneller war. Shitte, die anderen konnten froh sein, dass ich heute einen Slip und keinen Tanga trug. Markus hatte keine Chance, doch er gab nicht auf. So schnell ich konnte sprang ich die Leiter hinab und rannte dem lachenden Arsch hinterher. Um uns herum stoppte die Kämpfe und selbst im Vorbeirennen erkannte ich die Belustigung auf den Gesichtern der Biester und den puren Schock bei den Kerlen. „Warts ab, du Mistkerl!" rief ich, während ich ihm in den Wald folgte. „Los Liv!" feuerte mich Lissi an, „Versohl im den Arsch!"
Es dauerte nicht lange, da hatte ich ihn eingeholt. Mit einem rekordverdächtigem Hechtsprung und einem unnatürlichen Kampfschrei, sprang ich ihm auf den Rücken „Ah!" hörte ich ihn, während er mit den Armen rudernd das Gleichgewicht verlor und nach vorne in den weichen Sand am See fiel. Meine Fingernägel bohrten sich in seine Schultern und er stöhnte gequält auf. „Wag es ja nicht, mich noch einmal so zu wecken, oder ich schwöre dir, ..." Begann ich, doch er unterbrach mich, „Was dann? Willst du mich mit deinen Fingernägeln erstechen?" Ich konnte sein Grinsen schon quasi hören, als er die Worte aussprach. „Oh nein." Ich beugte mich nach vorne, sodass der nasse Stoffe meines BHs seinen Rücken streifte „Ich werde dir jeden Zentimeter deiner Haut," Hauchte ich ihm in sein Ohr und auf seiner gesamten Haut bildete sich eine Gänsehaut, „Quälend langsam vom Körper reißen." Meine Lippen berührten seine Ohren leicht, während mein Mund sich zu einem fiesen Grinsen verzog. „Ah!" Ich quietschte erschrocken auf, als Markus sich blitzschnell aus meinem Griff befreite und uns umdrehte, sodass ich nun unter ihm lag. „Ach wirklich?" Sein Gewicht auf meinem Körper ließ mich schwer Schlucken, „Das will ich sehen." „Wohl er spüren, immerhin legst du es gerade darauf an." „Versuchs doch." Er hatte ein selbstsicheres Grinsen auf den Lippen, denn er hatte meine beiden Hände fest im Griff. „Oh ich habe auch noch andere Möglichkeiten, ich bin da sehr kreativ." Schnell ließ ich mein Knie nach oben schnellen, stoppte allerdings gerade noch rechtzeitig. Das brachte Markus allerdings so aus der Fassung, dass ich meine Gelegenheit nutzte und uns blitzschnell wieder umdrehte. Nun hielt ich seine Hände über seinem Kopf zusammen. „Glaub ja nicht, dass ich so leicht aufgebe." Ich atmete schwer und er tat es mir gleich. „Das habe ich auch nicht erwartet." Sein Blick war starr auf meine Lippen gerichtet und auch ich konnte nicht anders als mich ihm entgegenzubeugen. Dann allerdings, kurz bevor sich unsere Lippen endlich berührten, geschah alles ganz schnell und ich fand mich über Markus' Schulter wieder. Zumindest so lange, bis ich im kalten Wasser des Sees landete.
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Beast or Belle
Fanfiction„Zahl es ihm heim." Flüsterte Lissi plötzlich. „Was?" Fragte ich, „Du hast mich schon verstanden, räch dich bei ihm, lass ihn leiden, so wie er dich hat leiden lassen." Rache, was für ein Wort, was für eine Genugtuung. Olivia war sich sicher, sie w...