10. Kapitel

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Nach dem kurzen Bad hatte ich mich in meine Koje verzogen. Das Gespräch mit Vanessa hatte mich zugegebenermaßen etwas verunsichert. Sie wusste wer ich war, sie kannte meine Geschichte und konnte mich verraten. Zwar hatte sie mir versichert, dass sie dies nicht tun würde, doch ich konnte ihr nicht vertrauen. So wie es schien, hatte sie schon damals von der Aktion der Jungs gewusst und nichts dagegen unternommen. Sie hätte sie aufhalten können, doch sie sah einfach zu.

Gedankenverloren flocht ich mir einen langen Zopf und schlüpfte in ein kurzes schwarzes Kleid, mit einem tiefen Rückenausschnitt. Da meine Haare noch etwas nass waren, hielt der streng geflochtene Zopf sogar ohne Haarspray. Man könnte meinen, dass ich mich zu sehr auftakelte, doch ich wusste, dass ich bei weitem nicht an einige der Biester rankam. Lara Moon zum Beispiel liebte die Mode, sie war immer top gestylt, ganz besonders dann, wenn wir Besuch hatten. Sie liebte große Auftritte und noch mehr liebte sie es, wenn sich alle Blick in der Umgebung auf sie richteten. Ich musste mir also keine Sorgen machen, dass ich irgendwie besonders auffallen würde zwischen den ganzen Mädels. Langsam stieg ich die Leiter meiner Koje hinab und machte mich auf den Weg zum Rand des Steinbruchs, wo alle unter einer hellen Lichterkette am Tisch saßen und sich lachend unterhielten. Die leisen Stimmen und das Lachen ließen mir einen Schauer über den Rücken fahren, schon lange hatte man nicht mehr so viel Gelächter gehört, wie jetzt. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, die Kerle brachten frischen Wind in unser sonst so eintöniges Leben hier im Steinbruch.

„Liv, da bist du ja!" ein falsches Lächeln legte sich auf meine Lippen, als Fabi mir seinen Arm um die Schulter legt, „Wo hast du nur wieder gesteckt?" Er hatte eindeutig schon was getrunken. „Geht dich absolut gar nichts an." Das Lächeln auf meinen Lippen blieb, während ich die Worte so scharf aussprach, dass sein Grinsen leicht verrutschte. Ich schüttelte seinen Arm von meiner Schulter und ließ ihn einfach stehen. Schnell schnappte ich mir eine Zigarette aus einer Schachtel, die achtlos auf dem großen Tisch lag und zündete sie an. Überall um mich herum konnte ich Gesprächen lauschen, es schien, als würden sich die Mädels langsam mit den Kerlen anfreunden, selbst Lissi unterhielt sich mit Juli und ich konnte das Glänzen in ihren Augen erkennen. Ein gefährliches Glänzen, denn auch sie war kein unbeschriebenes Blatt, Juli tat mir mit seiner Unwissenheit beinahe etwas leid, aber eben nur beinahe. Ich stieß den Rauch aus und ließ meinen Blick weiterwandern. Fabi schien sich von meinen fiesen Worten schnell erholt zu haben, denn er lachte gerade mit Leon über irgendwas und ich verdrehte genervt die Augen. Erst waren sie beste Freunde, dann absolute Todfeinde und nun taten sie wieder einen auf Best Buddys, armselig. „Du siehst aus, als würdest du sie mit deinen Blicken erdolchen wollen." Ich zuckte leicht zusammen, als ich die Worte vernahm, die jemand in mein Ohr hauchte. Nein, nicht irgendjemand, es war Markus. „Vielleicht will ich das ja auch." Ich zuckte mit den Schultern und zog erneut an meiner Zigarette. „Ich hatte ja nicht damit gerechnet, dass du Mordgedanken hast." Er schnappte sich ebenfalls eine Zigarette und nickte auffordernd in Richtung meiner Zigarette, ich wusste, was er wollte. Er wollte Feuer, aber nicht von meinem Feuerzeug, das neben der Zigarettenschachtel auf dem Tisch lag. Er nahm die Zigarette zwischen die Lippen und trat an mich heran. Langsam senkte er den Kopf, er war mir nah, viel zu nah. Seine Zigarette berührte meine und er begann an seinem Filter zu ziehen, bis das Feuer auf seine Zigarette übersprang. Die ganze Zeit über hatte er mich nicht einmal aus den Augen gelassen, mir schien es, als wollte er auf direkten Wege in meine Seele starren, doch das würde ihm nicht gelingen. Nicht nachdem, was er mir angetan hatte. Das Eis um meinem Herzen verwehrte ihm die Sicht. Als ich schließlich die Zigarette aus dem Mund nahm, hatte sich ein Grinsen auf meine Lippen geschlichen. Er wollte mich, das erkannte ich an seinem Blick, seiner Körperhaltung und seinem schwachen Versuch meine Nähe zu suchen. Markus richtete sich wieder auf, doch sein Blick lag noch immer auf mir, verdammt war er groß geworden. Früher waren wir immer auf einer Augenhöhe, doch jetzt überragte er mich, und zwar um mehrere Zentimeter. „Nicht schlecht gespielt heute." Sagte er und nahm einen kräftigen Zug von seiner Zigarette. „Kann ich nur zurückgeben." Ich drehte mich von ihm Weg und ließ meinen Blick wieder über die Menge schweifen. Lissis und mein Blick kreuzten sich, sie grinste fies und wackelte einmal mit den Augenbrauen. Ich konnte ein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken, „Kann es sein, dass Lissi ein kleines Biest geworden ist?" Mein Grinsen wurde breiter, ich wusste, was er meinte „Tja, sind wir das nicht alle?" mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und begab mich zu FliFla, die gerade eine Runde Shots verteilte. Ich spüre Markus Blick auf meinem Rücken und es gefiel mir, es gefiel mir mit ihm zu spielen und es gefiel mir, dass er mir bereits verfallen war, der Sieg war mein. „Liv!" begrüßte FliFla mich und drückte mir ein Pinnchen in meine freie Hand. „Danke." Auf meinen Lippen hatte sich ein echtes Lächeln gebildet, FliFla war, ist und wird für immer das Küken und das Herz unserer Fußballmannschaft bleiben. „Heute beim Spiel hast du's echt allen gezeigt." Begann sie, doch ich hörte ihr gar nicht richtig zu, hin und wieder nickte zustimmend, doch mein Blick suchte die Menge nach Markus ab. Er lehnte an der Veranda unserer kleinen Hütte und stieß gerade den Rauch seiner Zigarette in die Nachtluft. Ob ich wollte oder nicht, ich musste zugeben, dass er dabei verdammt gut aussah. Sein schwarzes T-Shirt spannte bei jeder Bewegung an seinen Schultern, man sah ihm das Fußballtraining und das zusätzliche Schwimmen definitiv an. Seine blonden Haare standen in alle Richtungen, weil er vermutlich so oft durch sie hindurch gefahren war, und ich ertappte mich dabei, wie darüber nachdachte, wie gut sich dieser Körper wohl anfühlen musste. Schnell kippte ich noch einen Shot hinterher, ließ die abgebrannte Zigarette zu Boden fallen und trat sie gänzlich aus. Ein weiterer Shot folgte und Lara gesellte sich zu uns, die folgenden Gespräche waren belanglos und taten mir doch auf irgendeine Art gut. Immer wieder wanderte mein Blick zu Markus, ich beobachtete ihn. Er sprach kein Wort mit den anderen Biestern, lediglich mit einigen der Kerle unterhielt er sich hin und wieder. „Lasst uns drinnen weiter machen." Hörte ich plötzlich Lissi und wandte meinen Blick von Markus ab. „Du hast ihn." Flüsterte sie mir zu, während sie an mir vorbeiging, und bestätigte somit meine vorherigen Gedanken. Markus van Theumer war mir verfallen und ich würde mich an ihm rechnen. Eine Sache störte mich dabei allerdings, mein Kopf hasste ihn und dass, was er mir angetan hatte, mein Körper jedoch begehrte ihn.

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Hello, 

Es geht heiß weiter, seid gespannt hehe.

XO Lea

Beast or BelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt